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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Hände. Während Ludolf das Haus säuberte, war sie bereits mitten drin in den Nachforschungen. Sie brauchte den Kerl nicht. Agnes konnte die Mission auch alleine vollbringen.
    Die arme Kuneke war also vor mehr als zwei Wochen verschwunden. Am Sonntagvormittag war sie noch in der Messe gewesen, einige hatten sie gesehen und mit ihr gesprochen. Aber am Abend war sie von einem Spaziergang nicht heimgekehrt. Sie war verwitwet, ihr Mann war vor drei Jahren bei einem Unfall gestorben. Sie lebte nun mit ihrer Mutter und ihren zwei Kindern in einem Haus im Ort. Keiner wusste, wo die Unglückliche geblieben oder was mit ihr passiert war. Es war wirklich ein Mysterium.
    »War sie sehr niedergeschlagen wegen des Todes ihres Mannes? Vielleicht hielt sie das Alleinsein und die viele Arbeit einfach nicht mehr aus?«
    »Ihr meint die Sünde des Mordes durch eigene Hand? Das glaube ich nicht. Sie war sehr traurig. Aber wer wäre das nicht?«
    Die ältere Frau beschrieb Kuneke als willensstarkes Frauenzimmer. »Die konnte sich durchsetzen und gab nicht so schnell auf. Sie war fleißig, konnte gut wirtschaften und kam auch ohne Mann zurecht. Die beiden Kinder hat sie brav erzogen, zwei wirklich liebe Dinger. Eher kann man sich vorstellen, dass es ein Unfall war oder dass jemand sie überfallen hat. Es treiben sich im Moment zwar keine zwielichtigen Gestalten hier herum, aber man weiß ja nie. Es musste doch bloß ein Landstreicher vorbeikommen! Die haben doch keinen Respekt vor dem Besitz anderer und keine Spur von Anstand gegenüber Frauen.«
    Aber Agnes wollte es genauer wissen: »Oft scheint ein Mensch stark und kräftig, er steckt jeden Druck einfach weg. Aber irgendwann ist dann ein Punkt erreicht, an dem er plötzlich zusammenbricht.«
    »Na ja, das Übliche. Kuneke wird genauso wie andere auch vom Amtmann Josef Resenbach schikaniert. Manchmal ziemlieh heftig. Ob das damit zusammenhängt, dass Kunekes Mann der vorherige Amtmann war?« Die Frage war mehr an die blasse Frau gerichtet.
    »Das ist möglich. Er ist doch ein widerlicher Kerl. Nur eigener Vorteil und Angeberei. Wenn er einen erst mal im Blick hat, wird es schwer. Geradezu unerträglich. Wenn es danach geht, mag es wohl Gründe für Kuneke gegeben haben, aber dennoch: Das glaube ich einfach nicht.«
    Dann erzählten die Frauen vom Schmied Dietrich, dem Schwager von Kuneke. Er hatte seine Frau vor knapp einem Jahr bei der Geburt des ersten Kindes verloren. Es gab Komplikationen bei der Niederkunft, nur das Neugeborene konnte gerettet werden. Es wuchs nun in Wedigenstein bei Dietrichs Schwester auf. Das war nicht weit von hier, auf der anderen Weserseite. Fast jeden Sonntag besuchte er seinen Sohn dort. Inzwischen hatte sich gezeigt, dass der Schmied seiner Schwägerin nachstellte. Erst nahm er noch Rücksicht auf die Familie seiner verstorbenen Frau. Aber mit der Zeit wurde er immer offener und fordernder in seinem Werben. Dietrich war von Natur aus aufbrausend und leicht reizbar. Als Kuneke ihn wiederholt abwies, wurde er richtig ausfallend. Er drohte ihr sogar, dass auch kein anderer sie bekommen solle.
    Agnes wurde ganz aufgeregt. Es würde eine Genugtuung sein, diesen Unhold zur Strecke zu bringen. Sie war sich sicher: Binnen Kurzem konnte sie das Ergebnis dem Bischof präsentieren. »Ist denn etwas passiert? Ist der Schmied handgreiflich geworden?«
    »Das nicht. Jedenfalls weiß ich nichts davon. Aber es ist nicht so abwegig. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich in seiner Enttäuschung vergessen hat. Dietrichs Stimmung ist dann noch schlimmer geworden, als ein zweiter Verehrer von Kuneke auftauchte. Ein Kaufmann aus Minden, glaube ich. Wie er heißt, weiß ich nicht. Er scheint sehr wohlhabend zu sein. Er trägt jedenfalls teure Kleidung. Sonst ist er eher unscheinbar. Kein Mann, bei dem man ins Schwärmen geraten könnte.«
    Die zweite begann zu lachen. »Genau. Ich finde ihn irgendwie schmierig und schleimig. Ich nenne ihn deswegen immer die Schnecke, schleimt sich überall lang.«
    Die drei Frauen lachten über diesen Vergleich.
    »Hat Kuneke den Händler erhört?« Agnes war neugierig.
    Die beiden anderen zuckten mit den Schultern. Der Händler war mehrmals bei der Sonntagsmesse hier in der Kirche bei der Schalksburg gewesen und hatte vorher und hinterher ihre Nähe gesucht. Das konnten natürlich alle sehen. Aber niemand hatte den Eindruck bekommen, dass Kuneke den Verehrer besonders mochte. Sie war stets distanziert und höflich zu ihm gewesen, mehr

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