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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Geldstücke an und drehte sie nachdenklich in der Hand hin und her. »Mehr habt Ihr nicht?«
    Ludolf reichte ihm einen weiteren halben Schilling.
    Reimbert grinste nun zufrieden vor sich hin und steckte das Geld ein.
    Ludolf wiederholte seine Frage, jetzt, da die geschäftlichen Angelegenheiten endlich geklärt waren.
    »Tot? Nö. Nur fast. Sie war sehr schwach und hat geblutet wie Sau. Am Hinterkopp hatte se zwei Löcher von Schlägen. Von ’ner Keule oder so.«
    »Hat die Frau etwas gesagt? Gesagt, wer das getan hat oder was geschehen ist?«
    »Nix von alldem. Sie wollte nur ’nen Pater. Wohl um noch einmal zu beichten. Sie war ja auch übel zugerichtet.«
    »Mehr hat sie nicht gesagt?«
    »Den Rest ihres Gebrabbels konnte eh keiner verstehen.«
    »Und wo ist die Frau jetzt? Lebt sie noch?«
    »Wir haben sie nach Minden ins Heilig-Geist-Hospital gebracht. Da hat sie noch gelebt. Mehr weiß ich nicht. Ich muss mich um meine Ernte kümmern. Und darum, dass meine Blagen und ihre dusselige Mutter immer genug zu kauen haben. Da tu ich mich nicht um verprügelte Weiber kümmern, die wo rumliegen.«
    Ludolf war zutiefst dankbar, Kuneke so schnell gefunden zu haben. Wenn das Glück jetzt anhielt, dann fänden sie die Verletzte in dem Hospital und könnten sie bald wieder nach Hause bringen. Dann hätte diese Mission das bestmögliche Ende genommen, das man sich vorstellen konnte. Das gäbe ein Fest! Es war geschafft! Jedenfalls fast.
    »Ist Euch sonst noch etwas an der Frau Wiegand aufgefallen? Irgendetwas, das uns hilft, den Kerl, der das tat, zu finden?«
    »Was sollte das sein?«
    Woher soll ich das denn wissen! Du hast sie doch gefunden! Der war entweder dumm wie Bohnenstroh oder gerissen wie ein Taschendieb oder beides. Jetzt wusste er genau, woher der Ausdruck Bauernschläue kam.
    »Hatte sie etwas Ungewöhnliches bei sich? Oder war etwas an ihr, was nicht dazu passte? Auffällige Flecken oder ein Gegenstand? Und wenn es nur eine Kleinigkeit war. Alles könnte uns weiterhelfen.«
    Der Bauer überlegte wieder. Er fuhr mit der freien Hand durch den Bart, kratzte sich an verschiedenen Stellen. »Nix Besonderes. Nix an ihr oder neben ihr. Nur die Klamotten, wie Weiber se halt tragen.«
    Als Ludolf merkte, dass aus dem Kerl nicht mehr herauszubekommen war, machte er sich wieder auf den Weg. Es drängte ihn, so rasch wie möglich zurück zu Agnes zu kommen, damit sie beide sich unverzüglich auf den Weg nach Minden begeben konnten. Er schob das Boot wieder ins Wasser und stieg ein.
    »Danke. Ihr habt mir sehr geholfen«, rief er noch über die Schulter und stakte rasch los.
    Kuneke war also gefunden worden. Aber warum hatte die Familie keine Nachricht bekommen? Am Montag, also schon vor über zwei Wochen, war sie ins Hospital gebracht worden. War sie so schwer verletzt, dass sie noch nicht wieder sprechen konnte? Wer weiß, wie es ihr nach einer so schweren Kopfverletzung ging. Vielleicht hatte sie ja sogar das Gedächtnis verloren. Sie mussten noch heute zum Hospital, um Klarheit zu bekommen. Ludolf beeilte sich, zurück zur Burg zu kommen.

Zum ersten Mal in Minden
    Die Hitze war unerträglich und die Luft durch den gestrigen Regen noch schwüler und stickiger geworden.
    Agnes und Ludolf schleppten sich den staubigen Weg in Richtung Minden entlang. Nach dem schmalen, steilen Stück beim Weserdurchbruch ging es nun im Flachen weiter. Sie kreuzten einen breit ausgefahrenen Weg, der sich genau am Fuß des Bergrückens entlangzog. Nach rechts würde man zum Levernsiek kommen, der Straße über den Berg – linker Hand erstreckte sich der Weg durch die Furt, die Ludolf am Morgen vom Boot aus gesehen hatte.
    Nicht nur der Hitze wegen waren die beiden ausgesprochen schweigsam. Nach seiner Rückkehr zur Hütte hatte Agnes ihn mit einem Wortschwall überschüttet, noch ehe er selbst eine Bemerkung machen konnte. Sie erzählte von der wahrscheinlichen Schwangerschaft Kunekes und der möglichen Abtreibung und von der Rolle, die ihrer Ansicht nach der Tuchhändler dabei spielte. Am selben Nachmittag noch wollte sie nach Minden, um den Kerl zur Rede zu stellen.
    »Ich will auch nach Minden, aber ins Hospital«, antwortete Ludolf, als er endlich zu Wort kam. Sie schaute ihn groß an.
    »Bist du krank? Bist du ins Wasser gefallen und hast dich erkältet? Für so eine Kleinigkeit braucht man nicht ins Hospital. Was seid ihr Männer bloß für Memmen!«
    »Ich werde dort mit Kuneke sprechen.«
    Ein Plumps, und sie saß wie vom Schlag

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