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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Boote klar gemacht, das Heurtaux’ und das Coquebert’s. Die beiden Officiere, ihre Harpuniere und ihre Matrosen nahmen darin Platz. Mittels der Riemen – das Meer zeigte nur eine lange, sanfte Dünung – glitten sie auf die Pottfischherde zu.
    Von dem vordersten Deck aus verfolgten der Kapitän Bourcart und der Doctor Filhiol nicht ohne Interesse den Verlauf des Fischfangs.
    »Dieser ist schwieriger als der des Walfischs, bemerkte Bourcart, und liefert auch geringere Ausbeute. Sobald ein solcher Pottfisch harpuniert ist, muß man meist sofort die Leine eiligst nachschießen lassen, denn er pflegt dann sehr tief zu tauchen und das obendrein sehr, sehr schnell. Hat sich das betreffende Boot jedoch während des ersten Tauchens bei klarer Leine erhalten können, so hat man fast die Gewißheit, das Thier zu fangen. Kommt es erst einmal wieder nach der Oberfläche herauf, so bleibt es da, und Beil und Lanze machen ihm bald ein Ende.«
    So geschah es auch im vorliegenden Falle. Die beiden Boote konnten sich nur eines einzigen Pottfisches von mittlerer Größe bemächtigen, während es auch solche giebt, die den Walfisch an Länge übertreffen. Da schon die Nacht herannahte und sich im Osten Wolken erhoben, wäre es unklug gewesen, sich noch länger aufzuhalten. Die Mannschaft begnügte sich also, das Thier an das Schiff heranzuholen.
    Am nächsten Morgen konnte von einer Fortsetzung der Jagd keine Rede sein. Die Pottfische waren verschwunden, und der »Saint Enoch« nahm bei frischer Brise seine Fahrt nach Nordosten wieder auf.
    An diesem Tage tauchte auch ein anderes Schiff auf, das drei bis vier Meilen unter dem Winde die gleiche Richtung einhielt. Es war eine dreimastige Bark unter vollen Segeln, deren Nationalität man auf jene Entfernung hin nicht bestimmt erkennen konnte. Nach der Gestalt des Rumpfes und gewissen Einzelheiten des Segelwerkes ließ sich jedoch annehmen, daß es ein englisches Fahrzeug wäre.
    Gegen Mittag desselben Tages machte der Wind eine jener plötzlichen Drehungen von Westen nach Osten, die durch ihre Heftigkeit, wenn nicht durch ihre Dauer, höchst gefährlich sind und schon manches Schiff zu Grunde gerichtet haben, das auf einen solchen Umschlag nicht vorbereitet war.
    Binnen kürzester Zeit rollten mächtige Wogen heran und Ströme von Wasser stürzten sich über Bord. Der Kapitän Bourcart mußte gerade gegen den Wind hin wenden lassen, um sich mit Mars-, Fock-und Klüversegel in dem Sturme zu halten. Bei diesem Manöver war einer der Matrosen, Gastinet, nach dem großen Klüversegel hinausgeklettert, um eine etwas verschlungene Schote wieder klar zu machen, er rutschte dabei aber ab und stürzte hinunter.
    »Mann über Bord!« rief sofort einer seiner Kameraden, der ihn vom Vordercastell aus im Wasser hatte verschwinden sehen.
    Alle Welt war sofort auf den Beinen, und Bourcart eilte nach dem Hinterdeck, um die Rettungsversuche zu leiten.
    Hätte Gastinet nicht sehr gut schwimmen können, so wäre er jetzt verloren gewesen. Die Wellenberge überstürzten sich mit solcher Gewalt, daß es ganz unmöglich war, ein Boot auszusetzen. Es blieb also nichts anderes übrig, als dem Verunglückten Rettungsbojen zuzuwerfen.
    Leider war aber Gastinet an einer Seite hinuntergestürzt, wo ihn, da das Schiff abtrieb, die Bojen nicht erreichen konnten. Der Mann suchte sich daher nur kräftigen Armes schwimmend zu erhalten.
    »Das große Fock-und das Kreuzsegel nachlassen!« befahl der Kapitän Bourcart.
    Mit schneller Wendung näherte sich der »Saint Enoch« dem Verunglückten, der in einer halben Kabellänge Entfernung mit den Wogen kämpfte. Gastinet ergriff jetzt eine der ihm zugeworfenen Bojen, und wenn er sich daran festhalten konnte, mußte er in kurzer Zeit gerettet sein.
    Da nahm die Sachlage plötzlich eine erschreckende Wendung.
    »Ein Haifisch!… Ein Haifisch!« riefen einige Matrosen, die hinten an der Schanzkleidung standen.
    Einer der furchtbaren Haie erschien und verschwand abwechselnd in den Wellen unter dem Winde vom Schiffe, an dessen Hintertheil er vorübergeschwommen war.
    Die außerordentliche Gefräßigkeit und die erstaunliche Kraft dieser Ungeheuer – die, wie man mit Recht sagt, fast nur aus Maul und Magen bestehen – sind ja allgemein bekannt. Und wenn der Hai dem Unglücklichen in den Weg kam, wenn dieser nicht schon vorher hinaufgehißt war…
    Obwohl der Hai nun kaum hundert Fuß von ihm entfernt war, hatte Gastinet ihn doch nicht bemerkt. Er hatte nicht einmal die

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