Die Hure und der Krieger
zu nehmen.
„Tut mir leid, Keeley, ich scheine selbst nicht fähig, mir den Genuss zu verwehren, dich zu berühren. Du machst mich süchtig, ich kann nicht von dir lassen. Ich habe deine Einwände gehört und durchaus verstanden, aber sobald wir uns in die Augen schauen, ist alle Vernunft dahin. Ich weiß nur, dass ich verrückt werde, wenn ich dich nicht anfassen, dich nicht küssen darf.“
Sie umfasste sein Gesicht und sah ihn so traurig an, dass ihm die Kehle eng wurde. „So süß sind Eure Worte, und ich werde sie in meinem Herzen bewahren. Sie machen mich glücklich und lassen mich zugleich vor Sehnsucht vergehen. Ich weiß wohl, wie sinnlos derlei Regungen sind. Ihr werdet nie mir gehören, Krieger, so wie ich niemals die Eure sein werde. Es wäre pure Unvernunft, wenn wir uns weiterhin gegenseitig so quälten.“
„Ich kann nicht ... nay , ich werde nicht zulassen, dass wir nicht zumindest etwas Zeit miteinander genießen können“, raunte er. „Ist eine kurze Zweisamkeit nicht besser als gar keine? Ist es nicht besser, nur einen Hauch vom Glück zu erhaschen, als die vertane Gelegenheit ein Leben lang bitter zu bereuen?“
„Es verhält sich eher wie mit einer Wunde“, wandte sie ein. „Besser, man schneidet sie rasch und sauber auf und lässt den Schmerz abebben, statt zu warten und die Pein unerträglich werden zu lassen.“
Sie sprach so entschieden, dass er die Augen schloss. Sie glaubte wirklich, was sie da sagte. Er verstand es ja, aber er stimmte ihr nicht zu. Von ihrer Lieblichkeit nur ein wenig zu kosten, war besser als gar nichts. Er musste sie einfach überzeugen.
Widerwillig gab er sie frei. „Ich lasse dich gehen - vorläufig. Ich will dich nicht bedrängen und schon gar nicht traurig machen. Von dir gescholten oder mit keckem Lächeln herumkommandiert zu werden, das gefällt mir weit mehr. Lächele also, Keeley. Lächele für mich.“
Sie hob die Mundwinkel, doch in ihren Augen lag der Kummer, der auch ihn erfasst hatte. Welch Wahnwitz. Nie war ihm etwas, das er wollte, versagt geblieben. Nie war er von einer Frau zurückgewiesen worden. Doch Keeley ... Keeley war anders, und es war ihm wichtig, sie geduldig zu umwerben. Daher würde er sich fürs Erste zurückziehen, denn er wollte, dass sie willig zu ihm kam. Er wollte, dass sie sich ihm mit Haut und Haar ergab.
„Falls wir nun fertig damit sind, über Dinge zu reden, die besser ungesagt blieben, solltet Ihr zurück ins Bett“, sagte sie gestreng. Nichts deutete mehr auf ihre Betrübnis hin.
Alaric betrachtete ihr schönes Gesicht, ihre entschlossene Miene, doch in ihren Augen sah er, wie es wirklich um sie stand. Ihre Augen logen nie.
„Aye, Heilerin, ich werde mich hinlegen. Ich merke, dass mich all die Anstrengung meiner Kräfte beraubt hat.“
Vorsichtig ließ er sich nach hinten sinken und bettete seinen Kopf auf das weiche Kissen. Von Müdigkeit übermannt, schloss er die Augen. Plötzlich fühlte er ihren warmen Atem über seine Stirn streichen, spürte die sanfte Berührung ihrer Lippen.
„Schlaft, Krieger“, flüsterte sie. „Ich werde hier sein, wenn Ihr aufwacht.“
Lächelnd ließ er sich in den Schlummer gleiten, ihr Versprechen im Herzen.
Kapitel 14
K eeley nahe zu sein brachte ihn um den Verstand. Zwar, achtete sie darauf, stets gebührend Abstand zu ihm zu wahren, doch schon mit ihr in einem Raum zu sein oder an derselben Tafel zu speisen, ließ ihn schier verzweifeln.
Es hatte noch mehrere Tage gedauert, bis seine Wunde verheilt war, und währenddessen hatte Keeley es meisterhaft verstanden, eine Mauer zwischen ihnen zu errichten. Je besser sein Zustand wurde, desto stärker zog sie sich zurück und desto weniger Zeit verbrachte sie in seiner Kammer.
Noch war er nicht gänzlich wiederhergestellt. Seine Seite tat nach wie vor weh, und wenn er sich ruckartig bewegte, wurde ihm dies damit vergolten, dass ihn Schmerz durchzuckte. Dennoch weigerte er sich, auch nur einen weiteren Moment damit zuzubringen, an die Decke zu starren und nach Wegen zu suchen, seinen Hunger nach Keeley verschwinden zu lassen.
Auch jetzt, da er versuchte, seine Aufmerksamkeit auf das zu richten, was seine Brüder sagten, wanderte sein Blick immer wieder durch die Halle zu den Frauen, die vor dem Feuer saßen und nähten.
Draußen schneite es, und die Flocken sammelten sich zu niedrigen Schneewehen, die im Laufe der Nacht höher werden würden. Ein jeder hatte sich in den Wohnturm oder die eigene Behausung geflüchtet.
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