Die Karriere-Bibel
nichts Unmoralisches. Man muss dazu lediglich
bereit sein, nicht nur das Gute im Menschen zu sehen, sondern seine Motive zu hinterfragen und vor Arglist auf der Hut zu
sein. Selbst die Bibel erkennt schließlich an, dass da »keiner ohne Sünde« auf diesem Planeten wandelt
Es gibt gut 30 entscheidende Grundregeln des Machtspiels, die sich seit über 3000 Jahren Menschheitsgeschichte bewahrheitet
und bewährt haben. Die wichtigste davon aber ist, die eigenen Gefühle unter Kontrolle zu halten. Wer auf Ränkespiele oder
Attacken emotional reagiert, hat schon verloren. Wut vernebelt den Blick: Zuerst |374| verliert man die Kontrolle, dann die Macht. Rumpelstilzchen kann ein Lied davon singen. Merke: Wie gut einer das Spiel meistert,
hängt zur Hälfte davon ab, was er
nicht
tut!
Mehr dazu: Robert Greene, Power, dtv 2004; Heinz Becker, Mythos Macht, Redline 2005; Matthias Nöllke, Machtspiele. Die Kunst,
sich durchzusetzen, Haufe 2007
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2. November
Schattenspiele – Stelle nie deinen Chef in den Schatten
Der 16-jährige Astorre Manfredi, Prinz der italienischen Stadt Faenza, galt als einer der wachsten Geister seiner Zeit. Als
Cesare Borgia zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Stadt belagerte, verteidigten sie die Faentiner monatelang. Am 25. April
1501 zwang sie jedoch der Hunger zu einer ehrenvollen Kapitulation. Borgia gelobte alle Bürger und den Prinzen zu verschonen.
Allerdings vergingen nur wenige Wochen, da verschleppten Soldaten Manfredi in ein römisches Gefängnis. Man hörte nie wieder
von ihm. Ein Jahr später wurde seine Leiche im Tiber gefunden – mit einem Stein um den Hals. Was war Manfredis Verbrechen?
Nichts! Seine bloße Präsenz, sein Charme und Witz ließen den Glanz des Eroberers Borgia verblassen. Also entledigte er sich
eines Schattenwerfers.
Wenn es um Macht geht, ist das Schlimmste, Obrigkeiten in den Schatten zu stellen. Wer zu Rang und Namen gekommen ist, will
sich sicher und überlegen fühlen. Aber kein Mensch kann das. Jedes noch so große Ego leidet gelegentlich unter Unsicherheit.
Moderne Chefs ganz besonders. Wenn Sie also Ihre Talente heller strahlen lassen als seine, wecken Sie zwangsläufig seinen
Neid und sein Misstrauen. Und das endet böse! Beobachten Sie nur, was passiert, wenn jemand im nächsten Meeting die gerade
gereifte Idee des Chefs durch eine eigene
optimiert
. Bitte nur beobachten, nicht selber ausprobieren! Umgekehrt: Bilden Sie sich nie etwas darauf ein, falls Sie Ihr Chef gerade
lobt. Oft ist das Taktik. Womöglich will er nur einen anderen Ex-Günstling demütigen. Schließlich geht es bei Gunstbeweisen
immer um die Anerkennung von Hierarchie: Du respektierst meine Position – ich lass dich dafür in meiner Sonne stehen. |375| Wer diese Symbolik nicht beachtet, gerät leicht in den Verdacht, ein heimlicher Rebell zu sein.
Schmeichelei kann das mildern, hat aber ihre Grenzen: Sie ist leicht zu durchschauen. Auch von den Wettbewerbern, die das
gar nicht gerne sehen. Wahre Profis spielen deshalb über Bande – sie lassen den Chef auf natürliche Weise intelligenter aussehen
als sich selbst. Etwa, indem sie harmlose Fehler begehen, die der Boss mit generöser Geste korrigieren darf. Oder indem sie
ihn um Rat fragen. Mächtige sind von solchen Bitten begeistert. Nur ein Chef, der Ihnen das Geschenk seiner Überlegenheit
zuteil werden lassen konnte, wird Sie dauerhaft protegieren. Denn er ist sich sicher: Selbst Ihre genialsten Ideen sind nur
das Echo seines Geistes. Der zweite Weg kostet etwas mehr Überwindung: Gleichen Sie unauffällig die Unzulänglichkeiten des
Chefs aus. Von Maria Theresia von Österreich wird folgende Geschichte erzählt: Bei einem Empfang entkroch der Monarchin unüberhörbar
ein Furz. Der junge Leutnant an ihrer Seite fiel sofort vor ihr auf die Knie und flehte um Vergebung. Die Fürstin erwiderte
darauf gnädig: »Das ist schon in Ordnung,
Oberleutnant
.«
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3. November
Dummschwätzer – Wer schweigt, führt
Fangen wir mit denen an, die es tun: viel reden. Sie finden, meinen, denken, glauben, nehmen an, behaupten, schlagen vor,
vermuten und sagen jetzt mal so. Allem voran stellen sie das Ich, wirbeln Wortkaskaden durch die Luft und verwandeln so jedes
Gespräch in Geschnatter. Wer die Klappe hält, hat mehr Macht. Den Kniff entdeckte schon der Künstler Andy Warhol. Seine Interviews
waren Exerzitien des Orakelns. Auf Fragen antwortete er vage und immer
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