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Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Titel: Die Königin ist tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Flor
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fürchtet. Die Lösung also: offensiv entgegentreten. Na bitte, geht doch. Ich triumphiere still in meiner unzugänglichen Höhenlage, von der aus ich jederzeit den Schritt hinaus tun kann, nicht vergessen, einen Schritt weiter, als die Dachgeometrie vorsieht, und die aufwärtsströmende Warmluft (zunehmend aufgeheizt während des Aufstiegs entlang der Glasfront), würde mich ein kleines bisschen tragen, bevor ich dem See entgegentaumeln kann, man kennt die Bilder.
    Hochhausuntergeschosse werden für Gemüseplantagen verwendet, von Nachteil ist nur, dass der Kunstlichteinsatz die Sache ein wenig unrentabel macht, doch daran lässt sich arbeiten: die Hülle lichtaktiv, das Dach windradbestückt, und was sich aus dem See noch holen lässt, wer will das wissen. Der Turm könnte autark sein, ein sich selbst genügendes Schlachtschiff.
    Später, bei der Begutachtung der medialen Umsetzung meiner Rede, muss ich feststellen, dass es manchmal gar nicht so hilfreich ist, die Sätze vorher auszuformulieren: in derselben Qualität gelingen sie nicht zweimal, und außerdem fehlt der sympathische Spontaneitätseffekt. Überzeugender und herzerwärmender ist doch ein wohldosiertes Suchen nach den richtigen, ein bisschen hilflosen Worten. Das fällt auch Alexander auf; er ist über Nacht eine öffentliche Figur geworden, und er füllt sie souverän mit Leben: die Regeln gibt er vor, zurückhaltender als der späte Duncan und doch präsent. Anzugsstoffe, die am Bildschirm Schlieren zeichnen, passieren ihm nicht. Die Ablehnung der rassistisch motivierten Gewalttaten ist echt. Die Glaubwürdigkeit der Zeugen (unsere) ist über jeden Zweifel erhaben. Die Menschen, sagt der Bürgermeister, hätten ein Recht, sich selbst zu verteidigen und notfalls das Recht in ihre Hand zu nehmen (für die zweite Satzhälfte wird er von ein paar versprengten Zeitungen angegriffen), wenn die Ordnungskräfte schon nicht rechtzeitig für ihren Schutz sorgten, wie das in Duncans Fall geschehen sei (Seitenhieb auf Stuart). Ihn wundere es nicht, sagt er also etwas gemäßigter, dass da einige mutig und bereit gewesen seien, ihren Boden zu verteidigen und die Meuchelmörder der gerechten Strafe zuzuführen.
    Von irgendwelchen Unruhen hört man: das wird geschickt im Keim erstickt, sonst wird ja aus den Unruhen ein Aufstand. Man hat schließlich damit rechnen können, nach einem Lynchmord an einem Schwarzen, und Stuart will sich nicht noch einmal sagen lassen, er müsse die Armee rufen, um für Sicherheit zu sorgen. Die richtigen Stadtviertel werden rechtzeitig abgeriegelt, im Zweifelsfall wird geschossen. Und Alexander gibt die Maxime vor, das weiß ich, das ist ihm ein Anliegen, dass kritisch über den letzten Armeeeinsatz berichtet wird: Rassismus wird in seinen Medien nicht geduldet.
    So soll es bleiben. Ich frage ihn, ob er zufrieden ist. Apropos Tätigkeitsschuld (Bringschuld): ich will eine Funktion, sage ich zu Alexander, der das für einen Scherz hält.

37
    Wir haben das Neuland gemeinsam betreten, zumindest fast, nie mehr allein, das war die Bedingung, nun will ich dort auch Thron und Krone und vor allem eine Tätigkeit. Ja, sagt er, was hast du dir denn vorgestellt? Na was: Aufsichtsrat, dort, wo Ann einen Platz geerbt hat, auch wenn Duncan dafür gesorgt hat, dass es nicht der Vorsitz war. Besser verhandelt als ich, muss ich sagen. Das ginge nicht, sagt Alexander, die Frau eines CEO im Aufsichtsrat, wo käme man da hin, wo bliebe die Kontrollfunktion? Es tue ihm sehr leid. Kontrollfunktion, dass ich nicht lache. Könne ja nur in seinem Sinn sein, sage ich, wenn er eine Vertrauensperson an dieser Stelle hätte – ob ich denn denke, dass er die nicht schon längst habe, wofür ich ihn halte, einen Stümper? Nein, ganz im Gegenteil, sage ich, das besänftigt ihn, doch es entspricht der Wahrheit.
    Ich senke den Blick und finde die Zeitungen. Der Wert der Aktien nähert sich wieder dem der Zeit vor Duncans Entgleisungen: Alexander wird es nicht versäumen, diesen Sieg für sich zu reklamieren. Und was habe ich? Noch nicht einmal die letzte Nacht, an der ich mich festhalten könnte, ich muss mir was erfinden. Jeremias habe ich gesehen, im Schatten der Unterführung der Uferstraße. Dort wird die Dunkelheit ausgebrütet, die hängt dort fest und man durchfährt sie wie eine Nebelsenke.
    Ein paar der Titelseiten zeigen das Bild des Mausoleums: Einbalsamiert, saturiert (flüssigkeitsgetränkt bis zur Absättigung) und ledrig wie eine bronzezeitliche

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