Die Korallentaucherin
würde keine Fremden in ihrer Wohnung haben wollen, wenn sie nicht makellos sauber ist. Sie ist der Typ, der sich aus dem Krankenbett schleppt, um den Boden zu wischen, bevor der Arzt kommt«, sagte Jennifer.
»Heute Nachmittag ist ein Platz im Hubschrauber frei, aber der andere Passagier ist Blair. Was hältst du davon?«
»Das wird schon gehen. Ich packe schnell ein paar Sachen. Das Problem ist nur, ich lasse höchst ungern meine Nester im Stich. Ich bin so sauer; einige sind geplündert worden. Den Spuren nach zu urteilen wurden die Eier gestohlen. Ich kann es nicht fassen.«
»Himmel, das ist ja furchtbar. Jahre vor der Errichtung der Ferienanlage sind oft Leute hergekommen und haben die Eier gestohlen. Und davor gab es noch die verdammte Schildkrötensuppen-Konservenfabrik. Ich bitte Patch und Doyley, ein Auge auf die Nester zu haben.«
»Glaubst du, die Räuber kommen zurück?«
»Wahrscheinlich nicht. Sie werden wissen, dass wir aufpassen«, sagte Rosie. »Die Schildkröten sind eine große Touristenattraktion.«
»Vermutlich haben sie angenommen, die Forschungsstation wäre unbewohnt und niemand würde sie bemerken.« Jennifer fragte sich allmählich, ob vielleicht irgendein finsterer Plan hinter dieser Plünderung stand. »Wer tut so etwas?«
»Kinder, Sammler, Zoogeschäfte, wer weiß. Keine Sorge. Der Großteil der Nester ist verschont geblieben, nicht wahr? Wir werden ein paar Nächte lang Angestellte nach Dienstplan zur Bewachung einsetzen. Bis du zurück bist.«
»Danke, Rosie. Ich packe jetzt meine Sachen. Ach, übrigens, weißt du, was Blair vorhat, wenn er zurückkommt?«
Rosie zögerte. »Ich schätze, dann reist er nach London. Er hat eure Wohnung bereits geräumt. Ich wollte dich nicht mit zu vielen Problemen belasten. Er hat einen Monat Urlaub genommen.«
»Ach, dann ist er auf jeden Fall zur Geburt des Kindes zurück. Gut, ich werde den Rest meiner Sachen aus der Wohnung räumen; viel ist es ja nicht mehr. Die wenigen persönlichen Dinge, die ich aus Sydney mitgebracht hatte, sind schon ausgeräumt. Einen Teil der Babyausstattung deponiere ich bei meiner Mutter, den Rest in der Forschungsstation. Dann kannst du unser Häuschen anderweitig vergeben.«
»Das wäre praktisch, danke. Und wie sehen deine Pläne für die Geburt und die Zeit danach aus?«, wollte Rosie wissen. So weit im Voraus hatte Jennifer im Grunde noch gar nicht geplant, so eingespannt in ihr Studium und ihre Forschungsarbeit, wie sie war. Und das Baby war erst in knapp zwei Monaten fällig.
»Bis heute Morgen habe ich noch gar nicht über die Einzelheiten nachgedacht. Die Plünderung der Eier hat mich wirklich umgehauen. Ich schätze, ich ziehe nach Headland um und wohne die letzten zwei Wochen oder so bei Mum – Himmel hilf! Ich muss ja auch noch die Geburtsvorbereitungskurse absolvieren. Nach der nächsten ärztlichen Untersuchung fange ich wohl damit an. Ich glaube kaum, dass Blair mitmacht, auch wenn er es zugesagt hat. Und nach der Geburt will ich, sobald ich kann, hierher zurückkommen und meine Arbeit für die Uni fertigstellen. Das Team ist dann auch wieder hier. Ich glaube, ich werde das Baby und meine Abschlussarbeit schon unter einen Hut bringen.«
Rosie zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine schwere Zeit für dich wird. Fühlst du dich hier wohl?« Sie sah sich um. »Es ist ja recht gemütlich. Ich denke nur an die Probleme, die ein Baby mit sich bringt. Das Krankenhaus liegt ja nun nicht gerade gleich um die Ecke.«
»Ich werde kein schreiendes, kränkliches Baby haben, und damit basta«, sagte Jennifer fest. »Mac und Isobel haben auch Kinder. Und Babysitter findet man hier in Hülle und Fülle. Gideon hat sich sogar als Großvater angeboten.«
Rosie glaubte, trotz ihrer munteren Rede, Schmerz in Jennifers Blick zu erkennen. »Viel Familie hast du nicht, wie?«
»Mum, Don und Vi, das sind im Grunde alle. Aber Mum will nicht hierherkommen, also werde ich sie einmal wöchentlich besuchen. So habe ich es zumindest geplant.« Jennifer lächelte.
Im Hubschrauber fragte sie Blair nicht, wo er seine Habseligkeiten und sein Reisegepäck untergebracht hatte oder ob Susie ihn begleitete. An der Rezeption in Headland Bay stiegen sie aus.
»Dein Auto steht ja bei deiner Mutter, ich kann dich dort absetzen, wenn du willst«, bot Blair ihr an. »Ich bleibe einen Tag oder so hier, bis zu meinem Flug nach Brisbane.«
»Danke.« Sie winkte Bob zu. »Ich gebe dir
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