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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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Handel zu maximieren, die sich aus den Unterschieden zwischen Industriestaaten und Schwellenländern ergeben«. Was auch immer das hieß, North West hatte seinen Sitz in der ehrenwerten Savile Row, seinen eigenen Domainnamen und eine Telefonnummer mit einer eloquenten Empfangsdame, die versprach, den Anruf durchzustellen. Seit seiner Gründung 1991 waren die Bücher stets auf dem neuesten Stand, und an ihren Unterlagen beim Handelsregister gab es nichts zu beanstanden. Seit 2004 war Taylor Geschäftsführer.
    Sollte Shokhor einer von der gewissenhaften Sorte sein, hätte er unter den unzähligen William Taylors im Internet auch ein paar Treffer für besagten Geschäftsführer gelandet – genug, um zu beweisen, dass er existierte, aber nicht so viele, dass Leute, die von ihren Geschäftspartnern Diskretion erwarteten, beunruhigt gewesen wären. Auf einer Konferenz zu Investitionen in Zentralasien hatte Taylor 2007 eine Rede gehalten, und in einigen leidlich bekannten Wirtschaftszeitschriften hatte er eine Reihe Artikel veröffentlicht. Unter jedem stand sein Lebenslauf: Studium an der University of Bristol, Tätigkeit bei Bank- und Handelsgesellschaften, die Einzelheiten wurden geschickt verschwiegen.
    Eine gründliche Nachforschung würde die Unstimmigkeiten in der Legende zutage fördern, doch seit fast zwanzig Jahren, seit Hammer einen Freund dazu überredet hatte, gegen ein bescheidenes Jahreshonorar Dokumente zu unterschreiben, hatte sie Bestand. William Taylor, Websters Doppelgänger, hatte im Laufe der Jahre mehrere Reisen unternommen und war nicht ein einziges Mal aufgeflogen. Für Shokhor würde es reichen, sagte sich Webster. Um einen Termin bei ihm zu bekommen.
    Webster hatte von einem Handy aus angerufen, das er für solche Gelegenheiten dabeihatte, und es erforderte eine Menge Konzentration, geschäftsmäßiger zu klingen, als er sich fühlte. Gegen zwei Uhr morgens hatte Constance endlich aufgehört zu reden, kurz nachdem sie eine zweite Flasche Whisky geöffnet hatten. Während er auf seinem Dach in einem Berg riesiger Kissen hockte, eine halb entflammte Zigarre zwischen den Zähnen, hatte er eine lange, verwickelte Geschichte über einen deutschen Geschäftsmann erzählt, der von einem als Scheich verkleidetem Hochstapler um eine große Summe Geld erleichtert worden war. Das Ende war zwar irgendwie unbefriedigend, aber Webster hatte knurrend seinen Gefallen zum Ausdruck gebracht und den Kopf nach hinten geneigt, um die Sterne zu betrachten, während seine heruntergebrannte Zigarre warm zwischen den Fingern glomm – bis er vage realisierte, dass die Geschichte noch nicht zu Ende und dass Constance eingeschlafen war. Lachend und schwankend hatte er sich erhoben und war ins Bett gegangen; vergeblich hatte er versucht, seinen Gastgeber zu wecken, und sich schließlich damit begnügt, ihm die erloschene Zigarre aus dem Mund zu nehmen und ihn mit einem Teppich zuzudecken.
    Es war eine unruhige Nacht gewesen. Er konnte nicht schlafen: Mit eingeschalteter Klimaanlage war es stickig und zu kalt, und ohne klebte alles. In Constances Küche gab es zwar Kaffee, aber nichts zu essen, und während Webster in der Morgenhitze auf dem Dach hockte und darauf wartete, dass sein Gastgeber erwachte und dass Shokhor ihn zurückrief, merkte er, dass seinem Organismus sämtliche Feuchtigkeit entzogen und durch Sand ersetzt worden war. Mit Glück würde Shokhor für morgen einen Termin vereinbaren, wenn überhaupt.
    Webster hatte die Nummer von der Calyx-Website angerufen, Mr. Shokhor verlangt und ihm erzählt, dass er seinen Namen von einem bedeutenden Kunstsammler aus London habe, was in gewisser Weise sogar stimmte; und dass er jemanden suche, der in der Lage sei, große und heikle Ladungen aus dem Iran und aus Syrien nach Zypern zu transportieren; und dass er sich, wenn möglich, gerne mit ihm treffen würde, während er für ein paar Tage in der Stadt sei. Shokhor hatte einen misstrauischen, aber neugierigen Eindruck gemacht und versprochen zurückzurufen, sobald er einen Blick in seinen Terminkalender geworfen habe. Das war vor einer Stunde gewesen.
    Als langsame Schritte die Treppe zur Terrasse heraufkamen, drehte Webster sich um. Constance war aufgestanden. Er trug einen weißen Morgenrock, seine Haare standen borstig und struppig ab; jetzt wirkte er erst recht wie ein wirrer Prophet, auch wenn er seine Tasse Kaffee vorsichtig mit beiden Händen abschirmte.
    »Du Mistkerl«, sagte er und setzte sich Webster

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