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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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zufällig eine Patrouille auftauchte, standen zwei Jungen mit nacktem Oberkörper bereit für einen Ringkampf, der vom tatsächlichen Geschehen ablenken würde. Die Katze würde einen früheren Tod sterben als geplant und in einem Sack verschwinden, und gleichzeitig würde jemand dem Jungen die blutüberströmte Augenbinde abreißen und ihm die Handfesseln lösen, damit er über die hintere Mauer, die den Hof zum nächsten Kanal hin begrenzte, das Weite suchen konnte.
    »Ich weiß nicht, was du an diesem Schauspiel finden kannst!« Raffaele schrie, um den allgemeinen Lärm zu übertönen. Seine Miene wirkte fasziniert und angeekelt zugleich, während er zuschaute, wie der Junge erneut Anlauf nahm und hochsprang. Mit seinem Kopfstoß verfehlte er die Katze um Haaresbreite, wurde aber dafür von ihren Krallen erwischt. Sie schlitzten ihm die Nase und die Lippe auf, bis das Blut spritzte. Ein Aufschrei und ein blutrünstiges Stöhnen gingen durch die Menge, als er zurücktaumelte und den Kopf schüttelte, wie um einen Nebel zu vertreiben, der ihn umfing. Rote Tropfen flogen von seinem Gesicht, und Antonio konnte sehen, wie tief die Schnitte unterhalb der Augenbinde waren. Der Junge blieb kurz stehen, um sich zu sammeln, während die Katze sich kreischend aufbäumte, wild bis zur völligen Raserei und darauf aus, jeden Gegner zu töten, bevor sie selbst dran glauben musste.
    »Es ist barbarisch!«, rief Raffaele. »Ein blutiger, sinnloser Akt! Rohe Vergeudung menschlicher Schönheit und Zerstörung von Harmonie und Frieden.«
    »Natürlich ist es barbarisch«, sagte Antonio. »Ich habe dir vorher gesagt, dass es blutig und wild ist. Du hättest ja nicht mitkommen müssen.«
    »Kannst du mir verdenken, dass ich gern sehen wollte, was mein bester Schauspieler nebenberuflich macht? Nachdem ich schon so viel ehrfürchtiges Geraune über deine Katzenkämpfe gehört habe? Über den Wagemut und das Geschick deiner Kämpfer? Es hieß, du seiest selbst ehemals einer der besten gewesen, und natürlich wollte ich mit eigenen Augen sehen, welche Meriten du dir in deinen jüngeren Jahren verdient hast.« Raffaele schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Bei allen Heiligen, du hast dir wirklich auf diese Weise das Gesicht aufreißen lassen? Was für ein armer, verzweifelter Knabe du gewesen sein musst!«
    Antonio hätte ihm einiges über Blutgier und Rauflust und den unstillbaren Drang zum Siegen erzählen können, doch das Gebrüll machte so gut wie jede Unterhaltung sinnlos.
    Sie standen ein wenig abseits des Pulks, um nicht von den außer Rand und Band geratenen Zuschauern versehentlich angerempelt oder weggestoßen zu werden. Fast alle rangen um bessere Plätze; jeder wollte an vorderster Stelle stehen, um nichts zu verpassen. Einer der Männer sprang vorwärts und stieß den immer noch wartenden Jungen wieder in die Mitte des Kreises, dorthin, wo die Katze hing und sich wie rasend an dem Strick wand.
    Antonio trat vor, die Hand am Griff seines Dolches. Er sorgte dafür, dass man die Länge der Schneide sehen konnte. Schon seit langem hatte er nicht mehr das winzige Messer, das für einen Knaben gerade gut genug gewesen war. Er brauchte kein Werkzeug zum Stehlen mehr, sondern eines, um sich Geltung zu verschaffen.
    Er baute sich vor dem Mann auf, der den Jungen zurück auf den Kampfplatz gestoßen hatte. »Lass das sein«, befahl er ruhig. »Es ist gegen die Regeln.«
    »Was für Regeln?« Der Mann lachte höhnisch. »Hier gilt nur eine Regel: Es muss Blut fließen!« Er hatte ein vernarbtes, wildes Gesicht, und Antonio wusste sofort, dass er einen ehemaligen Katzenkämpfer vor sich hatte. Das wunderte ihn nicht; wer einen geschulten Blick für diesen Kampf hatte, konnte leicht mit Wetten gutes Geld verdienen. Natürlich bei weitem nicht so viel wie der Ausrichter, aber für ein ordentliches Zubrot war es allemal genug.
    »Wenn du Blut sehen willst – das kannst du haben.« Antonio zog den Dolch ein Stück weit aus der Scheide und ließ den Mann den glänzenden damaszenischen Stahl sehen, aus dem die Klinge geschmiedet war. Antonio hatte den Dolch vor drei Monaten einem Mamelucken abgekauft, der ihn aus dem Heiligen Land mitgebracht hatte, und er hatte sich in täglichen Kampfübungen damit vertraut gemacht.
    Der Mann wollte aufbegehren, besann sich aber, als er den entschlossenen Ausdruck in Antonios Augen sah. Er spuckte ihm vor die Füße und wischte sich mit verächtlicher Miene die Lippen ab, trat jedoch einen halben

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