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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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Teilen des Nahen Ostens und auch in Texas hatte man Menschenketten gebildet, die das Öl eimerweise hinübertransportierten. Falls Lobsang dieses Problem wirklich geknackt hatte, indem er im Grunde genommen selbst zum Vehikel geworden war, dann war er so etwas wie ein moderner Eisenbahnpionier: Er würde die Welt verändern. Alle Welten. Kein Wunder, dass die Sicherheitsvorkehrungen so strikt gewesen waren. Falls es funktionierte. Allem Anschein nach befand sich alles noch im Versuchsstadium. Joshua würde im Bauch eines silbernen Wals durch die Lange Erde schwimmen. »Erwartest du allen Ernstes, dass ich mein Leben in diesem Ding aufs Spiel setze?«
    »Mehr als das. Wenn dieses ›Ding‹ versagt, erwarte ich, dass du mich wieder nach Hause bringst.«
    »Du bist verrückt.«
    »Gut möglich. Aber wir haben eine Abmachung.«
    Eine blaue Tür glitt auf, und zu Joshuas sprachlosem Erstaunen zeigte sich Lobsang höchstpersönlich – oder besser gesagt, in Gestalt einer mobilen Einheit. »Noch einmal herzlich willkommen! Ich dachte mir, ich ziehe mich zum Anlass unserer Jungfernfahrt passend an.« Der Automat war männlich, schlank und athletisch, sah aus wie ein Filmstar mit dichtem schwarzem Haarschopf und trug einen schwarzen Straßenanzug. Er sah aus wie ein James Bond aus dem Wachsfigurenkabinett, und wenn er sich bewegte, schlimmer noch, wenn er lächelte, wurde die Künstlichkeit umso auffälliger.
    Joshua starrte ihn ungläubig an und musste sich beherrschen, um nicht laut zu lachen.
    »Joshua?«
    »Entschuldigung! Freut mich, dich persönlich kennenzulernen …«
    Das Deck vibrierte, als irgendwelche Motoren ansprangen. Die bevorstehende Reise versetzte Joshua wie einen kleinen Jungen in fiebrige Aufregung. »Was meinst du, was wir da draußen finden, Lobsang? Ich glaube, wenn man nur weit genug geht, ist so ziemlich alles möglich. Was ist mit Drachen?«
    »Ich würde eher sagen, dass wir wohl mit so ziemlich allem rechnen müssen, was unter den Bedingungen, die dieser Planet bietet, existieren könnte. Das heißt, innerhalb der Gesetze der Physik und wenn man bedenkt, dass dieser Planet nicht immer so friedlich war, wie er jetzt ist. Alle Wesen auf der Erde sind auf dem Amboss ihrer Schwerkraft geschmiedet worden, um nur ein Beispiel zu nennen, und das wiederum beeinflusst Größe und Morphologie. Deshalb kann ich nicht so recht glauben, dass wir gepanzerte Reptilien finden, die fliegen und auch noch Feuer speien können.«
    »Hört sich ein bisschen langweilig an.«
    »Mag sein. Aber ich wäre kein Mensch, wenn ich nicht einen wichtigen Faktor anerkennen würde, nämlich dass ich absolut falschliegen könnte. Und das wiederum wäre sehr aufregend.«
    »Wir werden ja sehen. Falls dieses Ding tatsächlich wechseln kann.«
    Lobsangs synthetisches Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Genau genommen wechseln wir schon seit über einer Minute.«
    Joshua drehte sich zu einem Fenster um und sah, dass Lobsang recht hatte. Die Baustelle war verschwunden. Sie mussten sich mit den ersten Schritten von der Handvoll bekannter Erden entfernt haben – auch wenn die Bezeichnung »bekannt« eher ein Scherz war. Selbst die Welten gleich neben der Datum-Erde waren so gut wie unerforscht. Die Menschen kolonisierten die Lange Erde in schmalen Streifen, die sich quer durch die Welten erstreckten. Tief in den Wäldern konnte alles Mögliche leben … Und wie es aussah, würde er jetzt tiefer in diese Wälder eindringen als jemals ein Mensch zuvor.
    »Wie schnell wechselt dieser Apparat?«
    »Du dürftest angenehm überrascht sein, Joshua.«
    »Mit dieser Technologie wirst du die Welt verändern, Lobsang.«
    »Ach, das weiß ich doch. Bis jetzt wurde die Lange Erde zu Fuß erkundet. Ziemlich mittelalterlich. Nein, schlimmer noch, uns stehen ja noch nicht einmal Pferde zur Verfügung. Steinzeit! Aber selbst zu Fuß haben sich die Menschen seit dem Wechseltag ausgebreitet, träumen sie von neuen Herausforderungen, von den Reichtümern neuer Welten …«

13
    M onica Jansson hatte von Anfang an begriffen, dass Leute wie Jim Russo von der Aussicht auf Reichtum in die neuen Welten getrieben wurden. Sie wollten dort ihr Glück versuchen, immer wieder, wobei das Gesetz für ihren Ehrgeiz manchmal kaum mehr als ein kleines Hindernis darstellte.
    Bei ihrem ersten Besuch in Portage Ost 3, zehn Jahre nach dem Wechseltag, hatte es nicht lange gedauert, bis Jansson, nachdem sie die obligatorische Übelkeit überstanden hatte, darauf kam,

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