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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Freude.
    Firûshas Stimme entführte sie in das Gefecht, beschwor den Kampf erneut herauf und machte ihn in den Vorstellungen der Zuhörer lebendig und wirklich.
    Sie sind vollkommen versunken. Wie ich es plante. Firûsha stieg auf die Tafel, ohne ihren Gesang zu unterbrechen und steigerte die Beschreibung des Gemetzels im Zelt. Gleichzeitig zog sie ihr Schwert und vollführte erste Hiebe in die Luft und simulierte Ausfälle, während ihre Stiefel lautlos in den Lücken zwischen den Gefäßen aufsetzten und nichts anstießen.
    Firûsha zeigte einen gefährlichen Tanz, der die Barbarinnen und Barbaren zusätzlich fesselte – bis die Schneide niedersurrte und zwei der Männer enthauptete. Das Blut schoss fontänengleich in die Höhe und ging auf die Nachbarn nieder. Die Schädel polterten auf den Boden, die Körper der Getöteten sackten zuckend zusammen.
    Aber niemand handelte!
    Die Zuhörer befanden sich mit ihrem Geist tief in der Geschichte, nahmen nichts mehr wahr und mischten die Erzählung mit dem, was im Saal geschah. Sie wunderten sich nicht über die Geräusche des Schwerts oder das Blut, das auf sie spritzte, oder den Geruch, den es verbreitete.
    Ja, lauscht mir! Lauscht und vergeht! Firûsha sang sich regelrecht in einen Rausch. Ihr breites, überlanges Schwert zischte, kappte Lebensfaden um Lebensfaden. Sie durchbohrte Leiber, spießte Herzen auf, teilte die Köpfe und verringerte die Anzahl der Aufrührer mit jeder zweiten Liedzeile.
    Schließlich setzte sich Firûsha vor der gerüsteten Barbarin auf den Tisch, die als Letzte übrig geblieben war und fasziniert an den Lippen der Sängerin hing.
    Firûsha ließ die Beine baumeln und legte die rot triefende Schwertspitze auf deren rechte Schulter ab, ehe das Lied endete. Dann verließ der letzte Ton ihren Mund. Was sagst du nun?
    Die Barbarin blinzelte. Ihre Blicke fokussierten sich von Herzschlag zu Herzschlag mehr auf die Albin, an deren Rüstung das Blut der Gemetzelten hinabrann. Aus der Verzückung wurde Erwachen und gleich danach unsäglicher Schrecken. Sie bemerkte die Klinge an ihrem Hals. »Was habt Ihr …?«
    Firûsha legte einen Finger gegen den Mund. Das Hochgefühl, das in ihr raste, verdrängte sogar das Kribbeln. Wie entsetzt sie dreinblickt. »Sch, sch, sch, Barbarin. Wie ist dein Name?«
    »Kiumê.«
    »Was ich getan habe, möchtest du wissen? Diesen Gefallen werde ich dir tun. Du wirst nicht schreien, sondern zuhören, was ich dir sage, Kiumê«, raunte sie. »Meine Brüder und ich dachten uns, dass es eine gewisse Gerechtigkeit in sich birgt, wenn wir beiden Seiten die Anführer nehmen. Dem Zhadar und den Aufständischen. Wir Albae beten zu Samusin, dem Gott des Ausgleichs. Draußen rennen die Söldner umher und wissen nicht, was sie tun sollen. Und euer Heer kommt an und wird niemanden haben, der es lenkt. Die Köpfe des Widerstandes gegen den Zhadar sind abgeschlagen.« Ich könnte mich ewig an ihrer Erschütterung ergötzen. Firûsha runzelte die Stirn und spielte die Mitleidige. »Oh, ihr Armen! Was wird nur aus eurer kleinen Revolte? Denkst du, der Zhadar braucht so lange wie ihr, um sich vom Verlust der Hauptleute zu erholen? Oder wird er einfach einen weiteren seiner vier Türme gegen die Höhlen aussenden, die ihm die Gefolgschaft verweigerten?« Firûsha lächelte. »Ja, ich denke auch, dass der Zhadar rascher zum Gegenschlag ausholen wird. Die Häuser und Körper eurer Liebsten werden brennen.«
    »Aber Ihr habt uns doch … ermuntert!«, sagte Kiumê. »Ihr habt doch zuerst …«
    Firûsha versetzte ihr einen Tritt mit dem Absatz gegen die geharnischte Brust, der die Barbarin hart gegen die Rückenlehne schleuderte. »Sagte ich, dass du reden sollst?«, wisperte sie bedrohlich. »Wir tun, was wir wollen. Wir täuschen, wir blenden, wir lassen jedes Wesen glauben, was wir möchten, um unsere Ziele zu erreichen. So hielten wir es mit dem Zhadar, und so hielten wir es mit euch.« Sie bewegte den Schwertgriff, die Klinge rückte dicht an die Schlagader der Barbarin. »Doch wir wären nicht die Jungen Götter, wenn wir kein Geschenk für euch hinterließen. Als Ausgleich. Ein Geschenk, das euch die Freiheit bringen wird. Die perfekte Waffe gegen den Zhadar.«
    »Was soll das sein?«, stammelte Kiumê.
    »Es heißt Balodil. Sein wahrer Name ist Tungdil, und er ist der größte Held, den Tark Draan kennt. Er hasst den Zhadar und wird der neue Anführer der vereinigten Streitmächte. Er vollbringt das Wunder, die Söldner, die

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