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Die letzte Odyssee

Die letzte Odyssee

Titel: Die letzte Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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zu Zeit aktiviert, um uns zu überwachen – wenn wir Dinge tun, die den Monolithen beunruhigen. Was bei meiner Landung der Fall gewesen sein könnte – aber vielleicht überschätze ich mich.
    Nun ist HALman nicht nur ein passives Werkzeug. Die Dave-Komponente hat sich einen Teil ihrer menschlichen Züge – ja, sogar gewisse Emotionen – bewahrt. Und weil wir gemeinsam ausgebildet wurden – und jahrelang fast alles miteinander geteilt haben – fällt es ihm offenbar sehr viel leichter, mit mir zu kommunizieren als mit anderen Menschen. Ich stelle mir gern vor, daß er unsere Gespräche genießt, aber das ist wohl doch ein zu starkes Wort …
    Außerdem ist er neugierig – wissensdurstig – und möglicherweise etwas verärgert darüber, daß man ihn eingefangen hat wie ein wildes Tier. Obwohl wir aus der Sicht der Intelligenz, die den Monolithen geschaffen hat, wohl tatsächlich nichts anderes sind als wilde Tiere.
    Und wo ist diese Intelligenz jetzt? HALman scheint die Antwort zu kennen, und mir jagt sie kalte Schauer über den Rücken.
    Wie wir schon lange vermuten, ist der Monolith Teil eines galaktischen Netzwerks unbekannter Art. Und der nächste Knoten dieses Netzes – die nächsthöhere Dienststelle, der unmittelbare Vorgesetzte unseres Monolithen – ist 450 Lichtjahre entfernt.
    Sehr viel näher, als uns lieb sein kann! Es bedeutet nämlich, daß der Bericht über uns und unsere Entwicklung, der Anfang des 21. Jahrhunderts abgesetzt wurde, seinen Adressaten vor fünfhundert Jahren erreicht hat. Wenn die – sagen wir, die übergeordnete Instanz – des Monolithen sofort geantwortet hat, müßten die neuen Instruktionen derzeit eintreffen.
    Und genau das scheint der Fall zu sein. In den letzten Tagen hat der Monolith in ununterbrochener Folge Botschaften empfangen und vermutlich auf Grund dessen neue Programme installiert.
    Leider ist HALman, was den Inhalt der Instruktionen betrifft, auf Vermutungen angewiesen. Wie Sie feststellen werden, wenn Sie den Inhalt des Täfelchens herunterladen, hat er in beschränktem Umfang Zugriff auf viele Schaltkreise und Datenspeicher des Monolithen und kann sogar so etwas wie einen Dialog damit führen. Falls man das so sagen kann – schließlich spielt sich ein Dialog zwischen zwei Menschen ab! Ich kann mich noch immer nicht damit abfinden, daß der Monolith bei allen seinen Fähigkeiten kein Bewußtsein besitzt – ja, nicht einmal weiß, daß er existiert!
    HALman beschäftigt sich mit diesem Problem – mit Unterbrechungen – seit tausend Jahren und ist zu den gleichen Ergebnissen gelangt wie die meisten von uns. Wobei seine Schlußfolgerungen sehr viel mehr Gewicht haben dürften, schließlich verfügt er über Insiderinformationen.
    Verzeihung! Das sollte kein Scherz sein – ich weiß nur keinen besseren Ausdruck dafür.
    Wer oder was sich einst die Mühe machte, uns zu erschaffen – oder zumindest am Bewußtsein und den Genen unserer Vorfahren herumzubasteln – entscheidet nun, wie es mit uns weitergehen soll. Und HALman ist pessimistisch. Nein – das ist übertrieben. Sagen wir lieber, er gibt uns keine großen Chancen, hat aber inzwischen zu viel Distanz, um sich deshalb übermäßig Sorgen zu machen. Die Zukunft – das Überleben! – der Menschheit ist für ihn kaum mehr als eine interessante Rechenaufgabe, dennoch ist er bereit, uns zu helfen.«
    Poole hielt plötzlich inne. Seine Zuhörer sahen ihn überrascht an.
    »Seltsam, mir ist eben eine Erinnerung durch den Kopf geschossen … die einiges erklären könnte. Bitte haben Sie einen Augenblick Geduld …
    Dave und ich machten eines Tages, ein paar Wochen vor dem Start der
Discovery,
am Cape einen Strandspaziergang, als uns ein großer Käfer auffiel, der im Sand lag. Er war, wie es bei Insekten oft vorkommt, auf den Rücken gefallen und zappelte nun hektisch mit den Beinen, um sich wieder auf die richtige Seite zu wälzen.
    Ich achtete nicht darauf – wir waren in ein schwieriges, technisches Gespräch vertieft – aber Dave trat einen Schritt zur Seite und drehte den Käfer vorsichtig mit der Schuhspitze um. Als er wegflog, sagte ich: ›Ob sich das gelohnt hat? Jetzt frißt er sicher in irgendeinem Garten die preisgekrönten Chrysanthemen an.‹ Und Dave antwortete: ›Mag sein. Aber ich bin im Zweifel immer für den Angeklagten.‹
    Ich muß mich entschuldigen – nun ist es doch eine längere Rede geworden! Dennoch bin ich sehr froh, daß ich mich an diesen Vorfall erinnert habe: ich

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