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Die Liebe des Kartographen: Roman

Die Liebe des Kartographen: Roman

Titel: Die Liebe des Kartographen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Hügel gewesen waren, bei dem sich Xelia und Philip am Tag zuvor versteckt hatten, war Hyronimus herausgeklettert, um das letzte Stück im Schutz der Dämmerung zu Fuß zu gehen. Alles hatte wie am Schnürchen geklappt.
    Langsam begann auch Philip, daran zu glauben.
    Das Tor der Scheune war mit einem hölzernen Riegel verschlossen. Mit voller Wucht trat Philip ein paarmal dagegen, und das Holzstück fiel auf den Boden. Er spürte Xelias Blick im Nacken. Ja, was er tat, war unerlaubt. Aber das kümmerte ihn im Augenblick reichlich wenig.
    Schlagartig fühlte er sich nach der körperlichen Anstrengung besser. Sogar seine Laune hob sich. Er atmete tief durch, bis die feuchte, kalte Luft seine innersten Kammern durchspülte. Dann gab er sich einen Ruck.
    Â»Gut, dass du draußen bist!« Ungelenk umarmte er Hyronimus. Hoffentlich war sein alter Lehrer wirklich nicht aussätzig, schoss es ihm durch den Kopf, doch sogleich verzogen sich seine Mundwinkel wie um Entschuldigung bittend nach oben, was einem Lächeln nahekam. Einer der unzähligen eisernen Reifen, die seine Brust umklammerten, schien danach abzufallen, und das Luftholen fiel ihmleichter. Die erste Hürde war geschafft, die Luft zwischen ihm und Hyronimus hatte sich geklärt. Nun musste er sich nur noch bei Xelia entschuldigen.
    Nur noch, ha!
    In der Scheune war es warm wie in einem Backhaus, dessen Ofen am Ende eines Backtags nachglühte. An den Wänden waren bis zur Decke hoch Heubündel gestapelt, so dicht, dass jede Ritze, durch die der Wind hätte pfeifen können, verschlossen war. Wenigstens etwas.
    Während Hyronimus sich hinter die Scheune verdrückte, um seine Notdurft zu verrichten, murmelte Philip, er habe das vorher nicht so gemeint und die Pferde seien wohl mit ihm durchgegangen und dass es ihm leidtue, sie so angeschrien zu haben, was Xelia schweigend zur Kenntnis nahm. Danach war zumindest für ihn alles wieder in Ordnung.
    Tatkräftig breitete Philip seine Decken aus, schnitt vom Schinken für jeden eine Scheibe ab, brach Brot in Stücke und schenkte Wein in ihre Becher ein. Das laute Knurren seines Magens erschien ihm auf einmal als das tröstlichste Geräusch der Welt. Hunger war etwas Bekanntes, Normales, und er konnte etwas dagegen unternehmen. Als Hyronimus zurückkam, begannen sie ihr spätes Abendmahl.
    Xelia hatte sich zwischen die beiden Männer gesetzt, was Philip als ein gutes Zeichen ansah. Er rückte näher an sie heran.
    Bald hing der Geruch des roten Weines warm in der Luft, vermengte sich mit dem süßen Duft des Heus zu einer beruhigenden Mischung.
    Wie Katzen strichen sie um den heißen Brei, taten so, als sei nichts Unnormales an ihrer Lage. Sie hätten Reisende sein können, die sich nach einem anstrengenden Tag in einer beliebigen Herberge getroffen hatten und gemeinsam darauf warteten, dass die Tafeln aufgehoben wurden.Mit jedem Schluck Wein, mit jedem Bissen Brot fiel die Spannung mehr von ihnen ab.
    Es war Hyronimus, der schließlich als Erster zur Sache kam. »Glaubt nicht, dass mir eure wilde Befreiungsaktion nur recht war!«, polterte er los. »Ich weiß ganz genau, wie gefährlich die ganze Sache für das Weib war.«
    Philip setzte sich aufrecht hin und schob sich einen Heuballen im Kreuz zurecht. Wie weggeblasen war die weinselige Abendstimmung. Nun konnte nichts mehr über die Tatsache hinwegtäuschen, dass sie wie drei Holzscheite in einem Meer voller ungeklärter Fragen schwammen.
    Â»Es ist doch alles gut gegangen, oder?«, antwortete Xelia.
    Â»Schon. Aber wenn ich daran denke …«
    Â»Das Einzige, was uns hätte gefährlich werden können, war dein langes Zögern!«, unterbrach sie ihn herausfordernd.
    Â»Eine solche Entscheidung will überlegt sein. Was hättest denn du …«
    Philip stöhnte. Er wollte nicht noch einmal die ganze Suppe aufrühren. »Es reicht! Xelia hat recht, es ist nichts passiert, mag der Plan noch so riskant gewesen sein. Auf meinem Mist ist er nämlich auch nicht gewachsen.« Wie groß sein Widerstand tatsächlich gewesen war, spielte nun keine Rolle mehr, fand er. Nun ging es um wichtigere Dinge. »Wäre es nicht an der Zeit, sich Gedanken über den morgigen Tag zu machen?« Und den Tag danach. Und den danach …
    Hyronimus nickte. »Und ob wir Pläne machen müssen! Was glaubt ihr, was los ist, wenn die im Spital

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