Die Macht der Medusa
rannen.
Da sie nicht sprachen, übernahm er das Wort und ärgerte sich darüber, daß seine Stimme so kratzig klang. »Okay«, sagte er, »okay, ihr habt gewonnen. Ich sehe, daß du durchgedreht bist, Alina. Ich werde dich auch nicht aufhalten. Du kannst gehen.«
»Danke.«
»Ha, nichts zu danken. Denkst du denn, daß ich dich...«
»Moment noch, Rob. Es ist damit nicht beendet.«
Wieder war er überrascht und schüttelte den Kopf. »Was soll das denn heißen?«
»Hör ihr zu!« sagte Miranda.
»Halt du dein Maul.«
Sie lächelte nur. Trotz dieses Lächelns roch es nach Gewalt, wie er annahm. Diese Frauen waren schlimm. Sie hatten sich verwandelt. Hätte er an Hexen geglaubt, so hätte er Miranda und Alina in diese Kategorie einsortiert.
Alina übernahm wieder das Wort. »So einfach werden wir es dir nicht machen, mein Freund. Ich habe bei dir gelitten, und das werde ich jetzt weitergeben. Auch du sollst leiden.«
Rob faßte es nicht richtig auf. Er sah es nur, wie er es sehen wollte. »Leiden?« rief er laut. »Wie arrogant bist du eigentlich? Glaubst du, daß ich leiden werde, wenn du endlich verschwunden bist? Nein, das auf keinen Fall.«
Die beiden Verbündeten schauten sich an und nickten sich zu, als hätten sie nur darauf gewartet. Sie lächelten sogar, bevor sie von zwei verschiedenen Seiten auf den Mann zugingen.
Gilmore wußte nicht, wie er reagieren sollte. Er blieb noch stehen. Der Weg zur Zimmertür war ihm versperrt. Das hatte er schon festgestellt. Ihm blieb nur der Rückweg hinaus auf die Terrasse, aber daran dachte er noch nicht.
Für ihn waren die beiden Frauen wichtig, die immer mehr zwei Henkerinnen glichen. Ihre Körper bewegten sich. Sie schaukelten in den Hüften, als wollten sie einen Mann verführen, doch daran glaubte einer wie Rob Gilmore nicht.
Sie waren so anders geworden. Sehr entschlossen, alles, aber auch alles zu tun.
Er kannte nicht die Kraft, die in den beiden Frauen steckte. Miranda und Alina spürten und hörten das gleiche. Es war der Drang, der von der Schlange ausging, denn sie gab ihre Befehle. Sie hielt die Frauen unter Kontrolle, und sie schickte sie vor. Sie übernahm ihr Denken und sorgte dafür, daß auch die letzten Hemmungen bei ihnen gefallen waren.
Rob wußte nicht, was er unternehmen sollte. Er schaute sich nur um, suchte nach einem Ausweg und ärgerte sich dabei über sich selbst. Er schwitzte. Sein Gesicht glänzte, und immer wieder leckte er mit seiner Zunge über die Lippen hinweg.
Sie ließen sich nicht beirren. Etwas trieb sie an. Etwas war böse. Etwas hatte sie übernommen und sorgte dafür, daß sie das Menschliche immer mehr verloren.
Licht war genügend vorhanden. So konnte Rob die Schlangen auf den linken Oberarmen sehr deutlich sehen. Noch nie hatte er sie so intensiv wahrgenommen.
Und noch etwas fiel ihm auf.
Sie bewegten sich!
Sie zuckten. Sie reckten sich. Sie hatten die kleinen Mäuler aufgerissen, obwohl sie auf der Haut normalerweise geschlossen gewesen waren. Das war nun nicht mehr der Fall. Aber er konnte es auch nicht akzeptieren. Er wollte es nicht. Das waren nicht die verdammten Schlangen, die sich da bewegten, das war einfach nur die Haut, die zuckte, denn die Arme wurden ja nicht still gehalten.
Er wünschte sich ein Loch im Boden, in das er hätte verschwinden können. Da gab es keines. Dafür starrte er die beiden Frauen an, die sich nun leicht gedreht hatten, so daß er direkt auf die Bemalung auf den Armen schauen konnte.
Sie waren ihm entgegengestreckt worden.
Rob Gilmore schaffte es, sich wieder zusammenzureißen. »Verdammt noch mal!« fuhr er sie an. »Ich bin eigentlich ein friedlicher Mensch. Aber das ist zuviel. Was soll das?«
»Es ist unser Abschiedsgruß«, flüsterte Alina.
»B... bitte?«
»Ja, der Gruß zum Abschied. Du wirst erfahren, wie dicht Leben und Tod zusammenliegen.«
Er wußte keine Antwort. Aber die Angst packte ihn. Sie bestand aus harten Klauen, die ihn nicht mehr loslassen wollten. Sie hatte den Mann im Griff, der mit seinem Schicksal nur schwer zurechtkam und keinen Ausweg sah.
Er hatte schon daran gedacht, die beiden Frauen anzugreifen und niederzuschlagen, doch etwas hielt ihn zurück. Es mochte der Selbsterhaltungstrieb sein, denn er wußte instinktiv, daß ihm die beiden überlegen waren.
Er ging zurück.
Sie folgten ihm. Sie hielten die Distanz gleich. Sie waren zwei böse Puppen, bei denen der Teufel persönlich den Motor angestellt hatte, um sie in Bewegung zu halten. Er
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