Die Mächte des Feuers
jedermann, der sich im Eingangsbereich des Hotels aufhielt, nach ihr um. Nicht unbedingt, weil sie sofort als Madame Sàtra erkannt wurde, sondern weil sie eine derart starke Aura besaß, die sich Aufmerksamkeit schlicht erzwang. Sie stürmte an den Empfang und wechselte einige Worte mit dem Concierge, der gleich darauf zur Sitzgruppe deutete. Betont langsam wandte sie sich um.
Wie von Zauberhand lag ein gewinnendes Lächeln auf ihrem Gesicht, kein Vergleich zu dem beinahe grimmigen Ausdruck, den sie beim Betreten des Hotels gezeigt hatte. Dann setzte sie sich in Bewegung und schritt anmutig auf die kleine Versammlung zu.
»Man sagte mir, dass Sie«, sie schaute an Skelton und Silena vorbei, und ihre fast roten Augen bannten den Russen, »Fürst Zadornov sind, Sir?« Sie sprach Englisch, legte aber jene Melodik in die Sprache, die nur Franzosen beherrschten, ohne dass es lächerlich wirkte. Und sie gab ihren Worten etwas Verführerisches auf den Weg, während sie ihm den Arm entgegenstreckte.
»So ist es, Madame Sàtra«, entgegnete Zadornov und deutete einen Kuss auf den Handrücken an, während er sie über die Ränder der Brille hinweg betrachtete. Meisterin und Meister des Charmes trafen aufeinander.
»Und ich bin Großmeisterin Silena, Madame. Ich hätte einige Fragen an Sie.«
»Das kann ich mir denken. Aber kommen Sie später zu mir, ich habe keine Zeit für eine Seance«, sagte sie herablassend. Skelton bedachte sie mit einem freundlichen Blick, um sich gleich wieder dem Russen zuzuwenden. »Ich benötige zuvor dringend Ihre Hilfe, Fürst.«
»Egal auf welchem Gebiet: Ich stehe Ihnen mit Freuden zur Verfügung, Madame.« Seine Bassstimme vibrierte vor Lüsternheit, und es machte ihm gar nichts aus, dies durchscheinen zu lassen.
»Aber leider befinden wir uns im Aufbruch«, unterbrach ihn Silena und schob sich kurzerhand zwischen die beiden. »Macht es Ihnen etwas aus, uns bei unserer Fahrt zu begleiten, Madame Sàtra?« Sie beobachtete die sich verengenden Pupillen in den rötlichen Augen der Französin. »Eine Weigerung kann ich im Namen des Officium Draconis nicht akzeptieren, da Ihr Name im Zusammenhang mit schweren Verbrechen genannt wurde.« Sie nahm sie am Ellbogen und wollte sie auf den Ausgang zuführen.
Sàtra, die über Silena hinwegschauen konnte, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, blieb stehen und senkte den Blick. »Großmeisterin, nehmen Sie die Hände von mir. Sie haben nicht das Recht, Hand an mich zu legen. Ich bin kein Drache, wie Sie unschwer sehen.«
»Aber es geht um die Teufel. Wir wissen, dass Sie versucht haben, Drachensteine zu erwerben, Madame«, hielt Silena energisch dagegen. Auf sie wirkte das gute Aussehen des Mediums weder mildernd noch betörend. »Sollte sich herausstellen, dass Sie für die Überfälle auf die Museen verantwortlich sind oder auch nur im Entferntesten etwas damit zu tun haben, wandern Sie schneller in den Hochsicherheitstrakt des Towers, als Sie es vorhersagen können.«
»Ich bin keine Hellseherin, Großmeisterin, sondern medial begabt. Als eine Spiritistin verstehe ich mich auf die Geisterwelt«, gab sie kühl zurück. »Aber ich füge mich Ihren Anweisungen, um weiteres Aufsehen zu vermeiden. Ich erwarte jedoch eine weit reichende Entschuldigung für Ihr schier flegelhaftes Vorgehen, und sollte ich die nicht bekommen, werde ich persönlich beim Officium vorsprechen und mich beschweren.« Sie senkte die Stimme. »Von einem Brief an verschiedene Zeitungen ganz zu schweigen, Großmeisterin, in dem ich von der Anmaßung berichte, wie Sie mit einer angesehenen und bewunderten Persönlichkeit umgesprungen sind.«
»Tun Sie das. Ich werde alles bestätigen«, gab Silena ungerührt zurück und führte sie hinaus. Dabei achtete sie genau darauf, dass sowohl Skelton als auch Zadornov folgten.
Sie stiegen nacheinander in ein herbeigerufenes Taxi, ein umgebautes Oldsmobile, in dem alle Platz fanden. In höchster Geschwindigkeit ging es durch Edinburghs Straßen und Gassen zum Schloss. Der Lastwagen mit den Soldaten des Officiums folgte ihnen.
Silena nutzte die Zeit, um ein kleines Verhör zu beginnen. »Was wollten Sie von Mister Za…«
Zadornov hob die Hand. »Fürst…«
»…von Fürst Zadornov, Madame? Ging es um den Weltenstein?« Sie ließ das von Natur aus bleiche Gesicht der Spiritistin keine Sekunde aus den Augen, doch Sàtra verriet sich nicht einmal mit einem Wimpernzucken.
»Nein, Großmeisterin. Wie Sie gewiss bemerkt haben, sind
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