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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Maurin wenige Tage später gestorben.
    »Der Bauer meinte, die Maurin hat blaue Augen gehabt«, las Gonzalo weiter, »und da dies bei den Mauren selten ist, muss man wohl davon ausgehen, dass es sich um Zahra gehandelt hat.«
    Gonzalo warf den Brief ins Feuer und donnerte mit der Faust gegen den Kaminabzug.
     
    Am nächsten Tag kehrten Isabel und ihr Gemahl an den Hof in Córdoba zurück. Wie schon oft hatte die Königin selbst ihre Truppen auf die Schlachtfelder begleitet, und als sei sie der gute Geist ihres Heeres, waren sie aus allen Kämpfen als Sieger hervorgegangen. Ein Bote brachte Gonzalo die Nachricht, dass Isabel ihn noch heute zu sehen wünsche. Grimmig nickte Gonzalo dem Boten zu, ohne ihm die übliche Münze für seinen Botendienst zu geben, und lief hernach wie ein im Käfig gefangener Tiger im Zimmer auf und ab. Er dachte an Zahra und an die Schuld, die seine Königin an ihrem Weggehen und ihrem Tod trug. Auch wenn er es nie würde beweisen können, war er doch fest davon überzeugt, dass Isabel Zahra gezwungen haben musste, aus Córdoba zu fliehen. Schließlich dachte er an Boabdil, der jede Fürsprache brauchte, deren er habhaft werden konnte. Auch Zahra war er es schuldig, sich für Boabdil einzusetzen. Er nickte entschlossen, rief seinen Diener und ließ sich seinen Umhang bringen.
    Isabel erwartete ihn in ihrem Empfangszimmer. Ihr ältester Sohn Juan saß neben ihr und war sichtlich erfreut, Gonzalo wiederzusehen. Wie es die Etikette vorschrieb, verneigte sich Gonzalo zunächst vor seiner Königin.
    »Gonzalo, mein Lieber …« Isabel schenkte ihm ein huldvolles Lächeln, dem allerdings die Herzlichkeit fehlte, mit der sie ihn früher stets begrüßt hatte. »Wie viel Zeit verstrichen ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben!«
    Ein Hauch von Bitterkeit wehte Gonzalo an. Schließlich war es Isabel selbst gewesen, die ihn vom Hof verbannt und daran gehindert hatte, direkt nach der Eroberung Zaharas zurückzukommen, zu einem Zeitpunkt also, an dem er vielleicht noch etwas für Zahra hätte tun können. Um Boabdils Interessen nicht zu gefährden, verbot er sich jedoch eine Anmerkung dazu und setzte stattdessen ein liebenswürdiges Lächeln auf. »Eine lange Zeit, ja, aber an Euch, meine Königin, ist sie, wie ich voller Bewunderung feststellen muss, spurlos vorübergegangen!«
    Isabels Miene blieb unbewegt.
    »An Eurem Sohn dagegen sieht man das Verstreichen der Zeit sehr wohl. Er wächst allmählich in den Himmel!«, fuhr Gonzalo mit der gleichen jovialen Höflichkeit fort und wandte sich an den Kronprinzen. »Ich nehme an, Ihr hattet reichlich Gelegenheit, Euch weiter im Schwertkampf zu üben, auf dass auch Ihr bald an einer unserer ruhmvollen Schlachten teilnehmen könnt?«
    Der Junge strahlte ihn an und nickte.
    »Er macht sich in der Tat ganz hervorragend«, erwiderte Isabel mit unverhohlenem Stolz und ließ sich von Gonzalo in ein Gespräch über die Fortschritte ihres Sohnes ziehen. Anschließend gratulierte Gonzalo ihr zur Geburt ihrer jüngsten Tochter Catalina, die sie mitten im Schlachtengetümmel zur Welt gebracht hatte. Während des Plauderns über ihre Kinder schien Isabel zu entspannen und weicher zu werden.
    »Ich wollte mit Euch über Boabdil sprechen«, meinte sie schließlich. »Ich habe gehört, Ihr habt ihn hier einige Male besucht. Gewiss könnt Ihr mir sagen, was genau ihn hergeführt hat.«
    Gonzalo erklärte es ihr und setzte ihr die Vorteile für die kastilische Krone auseinander, wenn sie sich dazu durchringen könnte, zusammen mit dem jungen Mauren gegen az-Zagal in den Kampf zu ziehen. Isabel sah ihn nachdenklich an. »Es wird Euch nicht wundern, dass Torquemada die Ansicht vertritt, es sei der Anfang vom Ende, wenn wir dem Heiden beistehen …«
    »Wobei er die Kleinigkeit vergisst, dass Boabdil als Euer Vasall hierhergekommen ist, und Ihr als …«
    »Schon gut«, fiel Isabel ihm ins Wort und machte dem Diener Zeichen, ihren Sohn hinauszubringen. Erst als die beiden den Saal verlassen hatten, fuhr sie fort: »Aber trotzdem ist und bleibt er ein Heide, und wenn sich er und sein Onkel gegenseitig töten, hätten wir das Problem auch gelöst.«
    »Und wenn az-Zagal aus den Kämpfen als strahlender Sieger hervorgeht?« Gonzalo hob die Augenbrauen. »Wenn Ihr dagegen zusammen mit Boabdil az-Zagal vom maurischen Thron vertreibt, wird er Euch ein ganz und gar ergebener Vasall sein!«
    »Kann ich aus Euren Worten schließen, dass Ihr einen solchen Kriegszug anführen

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