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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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hinüber.
    Und jetzt sah er es.
    Hinter dem breiten Stamm eines knorrigen Olivenbaumes schimmerte etwas hervor. Er richtete das Glas genau auf die Stelle.
    Kein Zweifel, der Lauf eines Gewehrs!
    Als der erste Schuss fiel, lag er bereits flach auf dem Boden des Cockpits. Er wusste, dass dies ein ungleicher Kampf werden würde. Mit seinem Gewehr war der Mann klar im Vorteil. Vielleicht lagen dort sogar mehrere Gewehrschützen auf der Lauer. Woher sollte er wissen, wie viele Leute sie zur Verfügung hatten?
    Einer jedenfalls war jetzt bestimmt nicht da drüben dabei: Der Killer mit der verbrannten Kopfhaut war entweder in ärztlicher Obhut oder tot.
    Johannes wog die Pistole in seiner Hand. Damit fühlte er sich wenigstens nicht mehr so wehrlos wie in der letzten Nacht. Mit dieser Waffe war er ein durchaus ernst zu nehmender Gegner.
    Doch das war natürlich auch seinen Verfolgern klar. Vermutlich waren sie genau deshalb mit ihren Gewehren auf die Insel gekommen. So brauchten sie der Yacht nicht mehr allzu nah zu kommen. Sie wussten schließlich, dass er jetzt die Pistole hatte.
    Das Geschoss schlug direkt auf dem Kajütaufbau ein. Im nächsten Moment hörte Johannes einen kurzen Schrei, fast wie von einem Kind. Dann schoss ein kleiner grauer Blitz an ihm vorbei und verschwand mit einem einzigen Satz unten im Salon.
    »Du machst was mit … «, murmelte er vor sich hin, als bereits der nächste Einschlag erfolgte, diesmal seitlich im Rumpf.
    Jetzt wurde es höchste Zeit.
    Er robbte zur Niedergangstreppe und kletterte hinunter. Dann legte er den Kippschalter für den Elektromotor der Ankerwinsch auf ON und hastete nach vorn. Unter dem Decksluk über seiner Koje befand sich ein Fach, in dem die Bedienungseinheit für die Ankerwinsch mit ihrem langen Kabel gestaut war, damit sie draußen oder im Ankerkasten keinen Schaden nehmen konnte. Für ein reguläres Ankermanöver reichte man das Gerät an seinem Kabel durch das Luk hinaus, wo es dann an Deck mit Sicht auf die Ankerkette bedient wurde.
    ,Reguläres Manöver’ – wann hatte die Akgül zum letzten Mal ein solches erlebt?
    Er musste die Ankerwinsch von hier unten bedienen. Gott sei Dank hatte er den Deckel des Ankerkastens gleich nach dem Sturm hochgeklappt und an der Reling festgebunden, um auf ein schnelles Ankerlichten vorbereitet zu sein.
    Er drückte auf den Knopf.
    Gleichzeitig mit dem Anlaufgeräusch des Winschmotors krachte der nächste Gewehrschuss irgendwo hinter ihm ins Schiff. Die Kette begann, sich rasselnd aus dem Wasser zu bewegen. Klirrend und mit dumpfem Poltern stapelte sie sich im Ankerkasten. Dann jaulte der Winschmotor auf.
    Die Kette war straff. Nun sollte der Anker aus dem Grund brechen.
    Doch davon war nichts zu spüren. Nur das erbärmliche Jaulen des Elektromotors wurde immer lauter.
    »Verdammt, komm hoch«, stöhnte Johannes.
    Heute Morgen im Sturm hatte er sich einen großen Stein auf dem Meeresboden noch sehnlichst herbeigewünscht. Doch wenn das Eisen sich zu fest verklemmt hatte, konnte das jetzt zum Verhängnis werden.
    Hoffentlich war der Elektromotor stark genug. Sonst blieb nur, den Anker unter Motorfahrt auszubrechen. Dafür aber musste er ins Cockpit.
    Als Zielscheibe.
    Das angestrengte Jaulen hielt noch einen Augenblick an und der Bug der Yacht senkte sich kurzzeitig. In der Sekunde, als Johannes erwartete, dass die Sicherung herausflog, veränderte der Elektromotor plötzlich seinen Ton.
    Ein heftiger Ruck lief durch das ganze Schiff.
    Endlich. Rasch kam die Kette nun nach oben. Als der Anker mit einem lauten Krachen am Bugbeschlag auftraf, ließ Johannes den Knopf los und rannte wieder nach achtern.
    »Nun zum unangenehmen Teil«, murmelte er, stieg mit der entsicherten Pistole in der Hand die Treppe hoch und kroch auf dem Bauch ins Cockpit. So hatte er Deckung und konnte in dieser Lage sogar am Steuerstand den Gang einrasten und Gas geben.
    Aber er hatte keine Ahnung, wohin er fahren würde. Es half nichts, in Kürze musste er einmal den Kopf heben …
    Mit leichtem Rütteln begann sich die Schraube zu drehen. Widerwillig nahm die Yacht Fahrt auf.
    Der nächste Knall.
    Kaum hörte Johannes den dumpfen Aufschlag des Projektils in der Bordwand, richtete er sich auf und schoss drei Mal in die Richtung, aus der der Gewehrschuss gekommen war. Dann wagte er einen schnellen Rundblick und sah, dass die Yacht sich durch das Ankermanöver einmal um ihre Achse gedreht hatte. Der Bug zeigte jetzt ungefähr nach Süden, und die Ziegeninsel

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