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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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verspielt hatten. Den Lauf der Pistole drückte er hart in das Genick vor seinen Augen, während sie gemeinsam die Treppe hinaufstiegen.
    Als der Mann auf dem Motorsegler im gleißenden Licht des Suchscheinwerfers den Kopf seines Komplizen langsam aus dem Niedergang der Yacht nach oben kommen sah, schrie er etwas herüber. Sofort brüllte sein Kumpan eine kurze Antwort zurück.
    Johannes zuckte zusammen. Jetzt hatte er ein Wort verstanden: ,Tabanca’. Das hieß Pistole.
    Und war Türkisch.
    Er erinnerte sich, dass ihm vorhin schon einmal etwas bekannt vorgekommen war. Es hatte geklungen wie ,ne oldu?’.
    Das hieß so viel wie ,Was ist passiert?’. Auf Türkisch.
    Das hier waren tatsächlich Türken! Um Himmels willen, wer in der Türkei könnte ein Interesse haben …
    Als spürte der Mordgeselle die kurze Unaufmerksamkeit seines Hintermannes, verlagerte er sein Gewicht auf ein Bein und trat mit dem freien Fuß in einer jähen Bewegung brutal nach hinten.
    Der Schmerz fuhr Johannes so heftig in den Unterleib, dass seine Knie augenblicklich einknickten. Ihm wurde schwarz vor Augen.
    Die Hacke des Schuhs hatte mit brutaler Wucht getroffen.
    An der empfindlichsten Stelle.
    Mit der Waffe in der Hand rutschte Johannes hilflos die Treppe herunter. Rücklings lag er auf dem Boden des Salons und beobachtete durch die Nebelschleier vor seinen Augen, wie der Kerl sich umdrehte, um von oben auf ihn herab zu springen.
    Dann musste es eben sein.
    Matt hob er die Pistole und schoss.
    Ein wilder Schmerzensschrei – und wieder aufgeregte Rufe vom Motorsegler.
    In heißen Wellen schickten Johannes’ Hoden unerträgliche Folterqualen bis in die letzte Faser seines Körpers. Brechreiz stieg in ihm hoch. Dennoch zwang er sich, die Augen nicht von seinem Peiniger abzuwenden.
    Er hatte ihn getroffen.
    Mit boshafter Befriedigung sah er, dass der Verwundete sich mit beiden Händen am Geländer der Niedergangstreppe festklammerte und versuchte, sich nach oben an Deck zu ziehen. Am rechten Oberschenkel breitete sich ein großer Blutfleck aus, der die Hose rasch durchtränkte.
    Da hast du aber Glück gehabt, dachte Johannes grimmig. Zehn Zentimeter weiter zur Mitte, und dir würde genau das fehlen, was mir gerade so weh tut.
    Richtig gezielt hatte er nicht. Wie auch?
    Die Kugel hätte dem Kerl gerade so gut auch den Kopf wegblasen können.
    Oder daneben gehen.
    Eines aber war klar: Mit dieser Verletzung war der Mann kampfunfähig.
    Also einfach nur aufstehen und ihn von der Treppe herunter in den Salon ziehen! Dann könnte er ihn fesseln und sich dem anderen Verfolger zuwenden, falls der bis dahin nicht schon das Weite gesucht hätte.
    Die Sache hatte nur einen Haken: Er konnte nicht aufstehen. Schon der Versuch, sich nur aufzusetzen, war so schmerzhaft, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Außerdem musste er sich demnächst übergeben, das war kaum noch aufzuhalten.
    Also drehte er sich auf die Seite und ließ geschehen, was nicht zu verhindern war. Als er seinen Blick wieder hob, sah er, dass der Killer es geschafft hatte, sich ins Cockpit hinaus zu ziehen. Sogar von hier unten war sein Blut auf den Treppenstufen deutlich zu erkennen. Viel Blut.
    Oben waren Schreie zu hören, einige davon unverkennbar Schmerzensschreie. Die eines Schwerverletzten.
    Jetzt versuchte sein Kumpan, ihn auf den Motorsegler zu zerren, schätzte Johannes.
    Verdammt, könnte er in diesem Augenblick doch da oben sein! Alle beide hätten dann keine Chance mehr gehabt, zu entkommen.
    Und er würde das elende Mordgesindel auf einen Streich unschädlich machen …
    Schöner Gedanke.
    Aber Unsinn, denn dazu musste er die Treppe hinaufsteigen.
    Ließ der Schmerz endlich etwas nach? Einbildung wahrscheinlich, Wunschdenken.
    Stärker und stärker werdend, kehrte auch das Stechen der Streifschusswunde am Oberarm zurück. Die Qualen im Unterleib hatten das eine Zeit lang völlig überlagert. Dafür spürte er seine Kopfschmerzen nicht mehr, fiel Johannes auf.
    Vielleicht gab es einen Punkt, sinnierte er, an dem alle Schmerzen gleich stark wären. Dann täte endlich alles gleich weh. Vom Schädel bis zum Sack.
    Der ekelhafte Geruch des Erbrochenen stieg ihm in die Nase, und eine neue Welle von Übelkeit krampfte seinen Magen zusammen und beendete seine fatalistischen Gedanken abrupt.
    Widerlicher Gestank. Keine Sekunde konnte er länger hier liegen bleiben.
    Er rollte sich zur anderen Seite und umklammerte mit der freien Hand die Platte des Salontisches, versuchte, sich mit

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