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Die neue Historia des Dr. Faustus 01 - Der Engelspakt

Die neue Historia des Dr. Faustus 01 - Der Engelspakt

Titel: Die neue Historia des Dr. Faustus 01 - Der Engelspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Ohren belauscht: Der Hexenjäger folgte meinem Meister mit seinen Soldaten und belagerte die Tür.
    Da also waren wir nun: Faustus, Angelina und der Priester gefangen, ich selbst in diesem Luftschacht verborgen, ohne Aussicht, ihn lebend zu verlassen, denn an seinem Ausstieg warteten Asendorfs Schergen.
    »Meister!« flüsterte ich leise durchs Gitter.
    Faustus fuhr herum. Er sah mich und lächelte sogleich. »Wagner! Du bist also frei«, entfuhr es ihm erfreut.
    »Nun, wenn Ihr es so seht…« erwiderte ich vorsichtig. Freilich schrie alles in mir danach, zu widersprechen – Freiheit stellte ich mir doch ein wenig anders vor –, doch wollte ich ihm nicht die geringe Hoffnung zerstören, die ihm die letzten Stunden versüßen mochte.
    Er ging vor dem Gitter in die Hocke. Der dicke Priester gesellte sich daneben, deutlich behäbiger, und verstellte mir die Sicht auf Angelina, die mir weit wichtiger war als er. Ich hoffte, daß sie näher kommen würde, wohl weil ich wünschte, daß auch sie sich um mich sorgte. Doch Angelina kam nicht.
    Bemüht, mir meine Bedrückung darüber nicht anmerken zu lassen, schilderte ich Faustus mit wenigen Worten, was geschehen war. Als ich ihm die Versammlung der Männer und Frauen im Wald beschrieb, nickte er wissend, sagte aber nichts. Statt dessen polterte der Priester:
    »Das sind sie, das sind sie!«
    Ich schenkte ihm einen zweifelnden Blick – er hatte sich mir noch immer nicht vorgestellt –, und fuhr dann in meinem Bericht fort. Faustus erlaubte sich ein schwaches Schmunzeln, als ich erzählte, wie ich in den Schacht geraten war.
    Dann berichtete er seinerseits, daß sich meine beiden Verfolger nach dem Duell mit ihm zurückgezogen hatten. Er sei nicht sicher, ob er sie tatsächlich in die Flucht geschlagen habe oder ob die Männer andere Gründe für ihren Rückzug gehabt hätten.
    Endlich, nachdem wir nun beide über das Geschehene aufgeklärt waren, sagte Faustus: »Dies hier ist Pater Gregorius.« Er nickte dem Priester aufmunternd zu: »Es hat eine Weile gebraucht, bis er endlich Vertrauen zu mir gefaßt hat.«
    »Ihr in meiner Lage hättet nicht anders…« begann Gregorius, doch Faustus unterbrach ihn.
    »Natürlich, Pater, natürlich.« Dann wandte er sich wieder an mich. »Gibt es von deiner Seite aus eine Möglichkeit, dieses Gitter zu öffnen?«
    Ich betrachtete eingehend die dicken Eisenstangen und schüttelte den Kopf. »Sie sind fest ins Gestein eingelassen.«
    Faustus nickte. »Das dachte ich mir.«
    »Gibt es keine andere Möglichkeit, aus der Kammer zu entkommen?« fragte ich entgegen besseren Wissens. Die Angst um ihn und Angelina gab mir die Worte ein, nicht der Verstand.
    »Keine«, entgegnete Faustus.
    »Heißt das etwa, Ihr wollt Euch geschlagen geben?« fragte ich enttäuscht.
    »Geschlagen geben kann sich nur ein Verlierer«, erwiderte Faustus rätselhaft.
    Dies schien auch den Priester zu verwirren. Seine fetten Züge wellten sich empört. »Aber wir müssen irgend etwas tun!«
    »Ihr seid ein Diener Gottes, Pater«, sagte Faustus. »Wie wäre es mit einem Gebet?«
    Die Antwort des Paters zeugte von einer Schlagfertigkeit, die ich ihm keineswegs zugetraut hatte: »Ihr seid ein Diener Satans, Faustus. Gebt Ihr Euch mit Beten zufrieden?«
    Mein Meister lächelte und nickte ihm anerkennend zu.
    »Was ist mit Eurem Schwert?« fragte ich aufgeregt. Faustus hob die Schultern. »Ich werde es Asendorf aushändigen, falls er es verlangt.«
    »Ohne Euch zu verteidigen?«
    »Glaubst du, ich könnte es mit zwei Dutzend Landsknechten aufnehmen?« Seine Stimme klang jetzt ernster, fast ein wenig streng. Es war ein Fehler gewesen, anzunehmen, daß er den Ernst der Lage unterschätzte.
    Wir mußten ein merkwürdiges Bild abgeben: Faustus und der Pater auf den Knien vor der Gitteröffnung, und ich selbst dahinter, lang ausgestreckt im Schacht. Mein ganzer Körper wurde von einem grauenvollen Juckreiz befallen, doch der Schacht war so eng, daß ich mich nicht einmal kratzen konnte, und so begann ich in recht seltsamen Verrenkungen mit Rücken, Beinen und Hinterteil an der Decke und den Wänden zu reiben, um mir so zumindest ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Das Jucken aber blieb trotzdem.
    Faustus sah Gregorius an. »Warum erzählt ihr meinem Schüler nicht, was Ihr mir und dem Mädchen berichtet habt?«
    »Hat das noch Sinn?« erwiderte der Pater und betrachtete mich zweifelnd in meiner armseligen Lage.
    »Was meint Ihr damit?« fragte ich beleidigt. »Zumindest

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