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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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auch sie unterkommen konnte …

    Die Wochen verstrichen, ohne dass Catalina sich zu etwas durchringen konnte und daher weiter mit Georges durch das Land zog. Über eine Woche hielten sie sich in Logroño auf, anschließend reisten sie nach Huesca und Saragossa. Dort verkaufte Georges so viel Stoff, dass er bei einem Freund, der Stoffe in großen Mengen aus Frankreich einführte, neue Ware kaufen musste. Er nahm den Umweg zum Anlass, wieder einmal über die Spanier zu lästern: »Bis nach Frankreich muss man fahren, um sich neu mit Stoffen eindecken zu können, und das von einem Land aus, in dem es mehr Schafe als Bäume gibt! Feinste Wolle produzieren eure Merinoschafe, aber statt sie wie früher selbst zu verarbeiten, schickt ihr sie nach Holland, Frankreich und England, damit man daraus Tuch webt und euch das Ganze zu horrenden Preisen zurückverkauft! Aber was rede ich denn da: Mir kann eure Faulheit doch nur recht sein. Schließlich verdiene ich daran!«
    Einen Monat später fuhren sie mit dem bis unters Dach beladenen Wagen weiter. Georges versprach Catalina, dass sie bald nach Valladolid fahren würden, wo seit kurzer Zeit der Hof des Königs untergebracht war. »Dann kannst du deinen geliebten König vielleicht sogar einmal mit eigenen Augen sehen!«
    Diese Aussicht beflügelte Catalina, doch es sollte noch besser kommen: Ein paar Tage später trafen sie jemanden, der ihnen erzählte, dass Mikel sich auf dem Weg nach Sevilla befand.
    »Oh, Georges, bitte!« Catalina warf ihm einen flehenden Blick zu.
    Er schmunzelte und nickte. »Na, von mir aus. Wenn dir Mikel noch wichtiger als der König ist …«
    Auf dem Weg nach Sevilla fiel Georges zu Catalinas großem Verdruss ständig noch ein neuer Ort ein, den sie zuvor noch passieren könnten, und schließlich kam ihm gar die Idee, in San Sebastián Halt zu machen. Als er sah, wie Catalina erblasste, lachte er. »Nun hab dich mal nicht so. Du wirst deinen Mikel schon noch wiedersehen! Und ich verspreche dir: Nach San Sebastián halten wir nur noch in Santander und fahren von dort schnurstracks weiter nach Sevilla. In spätestens drei Monaten sind wir dort. Promis! «
    Doch die Verzögerung an sich war es nicht, die Catalina so aus der Fassung brachte.

8
    E s war die Chance und das Risiko. Die Hoffnung und die Angst.
    Die Chance, mit ihren Eltern zu reden und so vielleicht doch noch einen Weg zu finden, wieder als Catalina leben zu können, und das Risiko, dass ihre Eltern sie schneller zurück ins Kloster verfrachteten, als Schwester Asunción Amen sagen konnte. In manchen Momenten war Catalina zuversichtlich, zumindest ihre Mutter auf ihre Seite ziehen zu können. Bestimmt hatte sie sich in diesen Monaten Sorgen um sie gemacht und war nun, ebenso wie sie, zu dem einen oder anderen Kompromiss bereit. Aber wenn sie dann an die dicke, dunkle Zornesfalte dachte, die sich auf der Stirn ihres Vaters bilden konnte, fiel ihr bisschen Mut schnell wieder in sich zusammen.
    Die Albträume kamen wieder. Nacht für Nacht marterten sie Catalina, mitsamt der Hitze, dem Geruch von verbranntem Fleisch, dem Gejohle des Mobs. Als sie acht Tage später durch das Tor von San Sebastián fuhren, war Catalina beinahe erleichtert. Jetzt würde sie Klarheit gewinnen.
    Am Nachmittag wollte Georges zu einem Privatkunden, am Abend einen alten Freund besuchen, und während er bei ihm war, sollte Catalina neue Halteseile kaufen gehen. Catalina war dies recht: So konnte sie ihre Mutter aufsuchen, ohne Georges zuvor etwas erklären zu müssen.
    »Ja, schläfst du oder was?«, knurrte Georges sie an. »Wie viele Aufforderungen brauchst du denn noch, bis du endlich absteigst und mir beim Abladen hilfst?«
    Catalina sah auf und stellte fest, dass sie längst vor dem prächtigen Haus der Urreas in der Calle del Preboste del Rey angekommen waren. Rasch sprang sie vom Kutschbock und half Georges, die Plane hochzurollen, die Halteseile der Stoffballen zu lösen und die Stoffe in den Salon zu tragen. Kaum hatten sie alles bereit, stürmten die drei halbwüchsigen Töchter des Hauses herein, gefolgt von ihrer immer noch sehr attraktiven Mutter, einer nie erblühten Tante und der streng in Schwarz gekleideten Grande Dame des Hauses. Die üppigen Farben von Georges’ Stoffen brachten die Mädchen zum Jubeln.
    »Endlich einmal etwas anderes als das ständige Schwarz der spanischen Händler!«, rief Virginia, die Älteste, und wirbelte mit ihrer jüngsten Schwester zwischen den Stoffballen umher,

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