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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Männer in dunkelgrauen Anzügen ich merke, Sie wissen längst, was für ein Institut das war, nicht wahr?«
    Ich sagte nein, alles wehrte sich in mir gegen meine Vermutungen. Nichts als Ausgeburten einer krankhaften Phantasie, wehrte ich mich, Spinnereien einer Geistesgestörten, die zu viele Horrorfilme gesehen hat und sich nun damit identifiziert. Wie oft schon waren Leute mit verrückten, absurden, entsetzlichen Geschichten an uns herangetreten, die unbedingt in FOKUS entlarvt werden müßten, und fast immer hatten sie sich als Phantasieprodukte herausgestellt.
    Fast. Und Maud war nicht zu mir gekommen…
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    »Ja«, sagte sie, »in diesem Institut werden genetische Experimente gemacht. Genmanipulation am Fö-
    tus. Wir waren nur dazu da, sie auszutragen. Lebende Gebärmaschinen. Eine künstliche Gebärmutter gibt es ja noch nicht.«
    »Wo«, sagte ich, »wo soll das gewesen sein?«
    »Irgendwo in Europa.«
    »Genmanipulation ist überall in Europa verboten, alle Staaten haben die UN-Konvention unterzeich-net.«
    »Wäre es das erste Mal, daß etwas verboten ist und trotzdem heimlich getan wird?« fragte sie zu-rück. »Wie oft haben Sie in FOKUS…«
    »Wo?« unterbrach ich sie hart. »Sagen Sie mir, wo dieses Institut sein soll.«
    »Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Frank muß mir ein Schlafmittel gegeben haben, bevor er mich hin-brachte, ich wachte erst auf, als wir schon vor dem Portal standen.«
    »Und als Sie das Institut verlassen haben wie?
    Wieder unter Betäubung?«
    »Nein, aber nachts und im Kofferraum eines Autos.«
    Ihre Story wurde immer wilder. Und unglaubwürdiger. »Dann beschreiben Sie mir die Landschaft, das Klima. In welcher Sprache wurde dort gesprochen, welche FernsehProgramme haben Sie empfangen, welche Zeitungen bekommen? An welchen Universi-235
    täten wollen Sie Ihre Fernstudien gemacht haben, wenigstens das werden Sie doch wissen, oder?«
    »Sie glauben mir nicht.«
    »Nein.«
    »Ja«, seufzte sie, »ich habe keine Beweise.«
    »Was ist mit dem Vertrag, den Sie unterschrieben haben wollen?«
    »Der ist dort deponiert.«
    »Ihr Honorar natürlich auch?«
    »Nein«, sagte sie wütend. »Zumindest sollte es auf ein Konto in der Schweiz überwiesen werden. Ich habe nie versucht, etwas abzuheben. Weil ich doch heimlich verschwunden bin und…«
    »Und was?«
    »Hören Sie, Herb, Sie müssen mir nicht glauben.
    Lassen wir es, ja?«
    Daß sie jetzt plötzlich aufgab, irritierte mich. Das war nicht der Punkt, an dem ein Simulant aufgeben würde. War doch etwas an ihrer Geschichte? Immer wieder flammten Gerüchte über Geheimkliniken auf, in denen mit menschlichem Genmaterial manipuliert würde, über Experimente mit den »freien Embryo-nen«, die bei den legalen Retortenbabys abfielen und nicht, wie vorgeschrieben, vernichtet würden, aben-teuerliche Gerüchte von Monsterzeugungen, von Versuchen, Supermenschen zu züchten. Oder das Gegenteil: Paramenschen, menschliche Roboter.
    Science-Fiction-Storys. Wie so viele Reporter war 236
    auch ich einmal einem derartigen Gerücht nachgegangen und hatte wie alle anderen nichts gefunden.
    Was nichts besagen mußte. Die Techniken waren ausgereift, Genchirurgie, Oozytengewinnung, In-vitro-Befruchtung, Embryotransfer… in jedem Tier-zuchtinstitut wurde das täglich praktiziert, an jeder medizinischen Fakultät gelehrt. Menschenzüchtung war längst kein technisches Problem mehr, nur noch ein moralisches und rechtliches. Wie hatte Dr. Lederer, einer der namhaftesten Genchirurgen Europas, in meinem Interview gesagt?
    »Wir tun es natürlich nicht, aber es bleibt eine ungeheure Versuchung. Gott spielen. Den Menschen verbessern. Der Mensch ist wahrlich unvollkommen konstruiert. Was ist das eigentlich: der Mensch? Es gibt keine exakte Definition. Kann es auch nicht geben. Die Spannweite reicht doch vom olympischen Athleten bis zum Spastiker, vom Steinzeitmenschen im Dschungel bis zu Genies wie Einstein. Wir haben uns so entschieden, aber werden spätere Generationen auch darauf verzichten, den Menschen neu zu entwerfen?«
    Vielleicht war längst jemand der »ungeheuren Versuchung« erlegen? War es nicht immer so gewesen, daß das technisch Machbare eines Tages auch getan wurde?
    »Ich möchte Ihnen ja glauben, Maud«, lenkte ich ein, »aber da bleiben ungereimte Dinge, Fragen Sie 237
    müssen Ihren Vertrag mit einem Partner abgeschlossen haben, mit wem? Wie können diese Leute sicher sein, daß keine der Frauen ausbricht und den Skandal publik macht?

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