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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Verhaltens, nahm
Stella die Regentin in ihre Arme und die Nähe des Kindes der Quelle war
wie Balsam für Mehanas Seele und Körper. Als sie sich aus der
Umarmung löste, spürte Mehana die Folgen ihres langen Ritts kaum
noch. Die Erschöpfung und der Schmerz in ihren Knochen waren von einem
angenehmen Gefühl der Wärme ersetzt worden. Ein Gedanke schoss ihr
jedoch durch den Kopf: Wo war der König?
    Sie hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.
An ihrer Seite traf Sihldan zum ersten Mal seit dem Turnier auf Sulidian und
sie widmete den beiden Clananführern ihre ganze Aufmerksamkeit. Es war
allgemein bekannt, dass allein die Herrschaft Anthalions es vermocht hatte,
Frieden zwischen den Nomadenclans zu halten. Auch wenn er seine Macht oft
missbraucht hatte, so hatte zumindest dieser Aspekt seiner Herrschaft über
die Jahre etwas Positives bewirkt. Sulidian gebührte es, als der
Ältere von beiden, als erster zu sprechen. Seine Stimme klang vorsichtig.
    „Sihldan, so sehen wir uns wieder. Ich habe gehört,
dass du nun Anführer deines eigenen Clans geworden bist. Möge
Isentiens Seele dich nicht verfolgen.“
    Obwohl dieser Satz einen unguten Unterton hätte
beinhalten können, spürte Mehana, auch ohne sich telepathisch dessen
versichern zu können, dass es sich dabei nur um eine Floskel handelte und
Sihldan antwortete entsprechend gelassen.
    „Möge mir mein Vater nach seinem Tode die Vergebung
gewähren, die er mir zu Lebzeiten nicht gewähren kann. Sulidian, wir
wussten, ihr wart auf dem Weg hierher, so haben wir für dich und deine
Männer, so gut es unter diesen Umständen möglich war, ein Zelt
hergerichtet. Ich hoffe, dass ich dir eines Tages beweisen kann, dass unser
Clan Gäste für gewöhnlich besser zu empfangen weiß.“
    Sulidian nickte dankbar und Mehana war fast geneigt, die
zwei Nomaden ihren langen Floskeln zu überlassen, um sich vor dem immer
stärker werdenden Regen in Sicherheit zu bringen, doch Sulidians Antwort
ließ sie aufhorchen und den Regen weiter erdulden.
    „Sihldan, ehe ich es wagen darf, deine Gastfreundschaft
anzunehmen, muss ich dir erzählen, dass ich den Tod deines Bruders
Histalien zu verantworten habe. Ich habe ihn nicht ehrenvoll in einem Zweikampf
besiegt, sondern musste ihn heimtückisch ermorden lassen. Ich bitte dich
seinen unehrenhaften Tod entweder durch dein Schwert zu rächen oder den
Preis für deinen Schmerz festzulegen.“
    Sihldan zuckte demonstrativ gleichgültig mit den
Schultern.
    „Sulidian, Anführer deines Clans, dein Ruf eilt dir
voraus, von daher bin ich mir sicher, dass die Umstände deine Entscheidung
rechtfertigen. Mein Bruder hat sich gegen unsere Traditionen entschieden, als
er in Anthalions Dienste eingetreten ist. Ein unehrenhafter Tod ist die
natürliche Folge seines Handelns.“
     
    Nicht nur Mehana war erleichtert, Sihldans Antwort zu
hören. Sulidian war es ebenso, denn er wusste, wie empfindlich seine
frische Freundschaft zum Volk der Wächter noch war. Sihldan war ihm darin
um einige Monate voraus. Gegen ihn zu kämpfen, hätte die junge Allianz
unnötig strapaziert. Aus diesem Grund zog er es auch vor, vorerst zu
verschweigen, dass einer seiner Krieger vor kaum einem Jahr in Anthalia den
Anschlag auf Sihldan in Auftrag gegeben hatte. Zu gegebener Zeit würde er
auch diesen Schandfleck seiner Vergangenheit offenbaren müssen. Doch
dieser Tag lag in weiter Ferne. Die Krieger beider Nomadenclans näherten
sich einander, abschätzend aber freundlich, so wie es ihnen ihre
Anführer vorlebten. Nun erst wandte sich Sulidian zu Stella und auch hier
übernahm er es, als erster zu sprechen.
    „Wie ich höre, nennst du dich nun Stella. Ich hoffe,
dass du auch in diesem Körper die Tugenden Leathans in dir trägst.
Dein Verhalten während des Turniers hat mich dazu bewogen, an eurer Seite
zu kämpfen. Ich danke dir dafür.“
    Stella neigte den Kopf als Zeichen des Grußes.
    „Sulidian, ich danke für deine Worte. Möge ich
deine Erwartungen nicht enttäuschen.“
    Sulidian war vom Klang ihrer Stimme überrascht. Sie
klang wie eine Herbstbrise, die in jedem Nomaden Sehnsucht nach Sommer aufsteigen
ließ.
    Der Regen kroch langsam durch die Gewänder und die
Worte die gesagt werden mussten, waren gesprochen, so eilten alle zum
Zeltlager. Sulidian konnte endlich frei von vorgeschriebenen Ritualen, Sihldan
besser kennen lernen. Er war neugierig auf den Mann, den er einst im Krieg
bekämpft hatte und während des Turniers als ehrenvollen

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