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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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wie kommt Ihr denn hierher?«, stieß sie hervor. »Oh, es sind so schreckliche Dinge geschehen. Ihr dürft Euch hier nicht sehen lassen.«
    »Ich weiß.« Adela fasste die Magd am Arm und zog sie hinter die Eiben, wo sie vor fremden Blicken geschützt waren. »Caitlyn, was ist mit der Frau und den Kindern meines Bruders geschehen? Sind wenigstens sie noch am Leben?«
    »Ja«, Caitlyn nickte, »Eure Schwägerin weilte über Neujahr mit den Kindern bei ihren Eltern. Deshalb waren sie an dem Tag, als Euer Bruder getötet wurde, nicht auf dem Gut.«
    Adela hatte ihre Schwägerin Marjorie nie besonders gemocht. Doch jetzt empfand sie nur grenzenlose Erleichterung, dass wenigstens sie und die Kinder verschont geblieben waren. »Weißt du, wo sie sich jetzt aufhalten und wie es ihnen geht?«, fragte sie hastig.
    »Nein, ich habe keine Ahnung.« Die Magd begann zu schluchzen.
    »Caitlyn, was genau ist vorgefallen?«, zwang sich Adela zu fragen.
    »Drei Tage nach Neujahr erschien William de Thorigny mit einer großen Anzahl Soldaten vor dem Gut. Er behauptete, er habe Beweise, dass sich Euer Bruder Nicolas an einer Verschwörung gegen den König beteiligt habe, und forderte ihn auf, sich zu ergeben. Euer Bruder, der sich seiner Unschuld gewiss war und darauf vertraute, sich vor dem König verteidigen zu können, öffnete das Tor und überreichte William de Thorigny sein Schwert.« Die Magd stockte.
    »Was geschah dann?«, flüsterte Adela.
    »Dann«, fuhr die Magd fort, während ihr die Tränen über das Gesicht rannen, »zog William de Thorigny sein eigenes Schwert und erstach Euren Bruder vor unser aller Augen. In der Gegend ließ er verbreiten, dass sich Euer Bruder der Verhaftung widersetzt habe und im Kampf getötet worden sei.«
    Wieder hat William de Thorigny eine List gebraucht. Genauso wie ich ist Nicolas ihm dumm und gutgläubig in die Falle gegangen , schoss es Adela durch den Kopf.
    »Uns Bediensteten verkündete William de Thorigny«, redete Caitlyn schluchzend weiter, »dass er nun der Besitzer des Gutes sei und folglich auch wir Knechte und Mägde ihm gehörten. Als Hanno, Ihr erinnert Euch sicher noch an ihn …«
    Adela nickte. Hanno war ihr schon während ihrer Kindheit immer alt vorgekommen. Er war ein schweigsamer, eigensinniger Mann, der seine Bienenstöcke liebte und erstaunlich geschickt flechten konnte. Hin und wieder hatte er ihr kleine Körbe aus Gras zum Spielen geschenkt.
    »Als Hanno vortrat und erklärte, wir alle seien frei und er besitze keine Rechte an uns, ließ William de Thorigny ihn wegschleppen und auspeitschen. Hanno war schon über sechzig Jahre alt. Er hat danach nur noch kurze Zeit gelebt …«
    Ein jäher Schmerz, als würde ihr ein Messer in den Bauch gestoßen, durchzuckte Adela. Sie krümmte sich.
    »Miss …«, rief Caitlyn erschrocken. Adelas Mantel hatte sich geöffnet. Als die Magd ihren runden Leib sah, begriff sie. »O Gott«, keuchte sie auf. »Ich kann Euch doch nicht zu dem Gut bringen … Aber hier draußen in der Kälte könnt Ihr auch unmöglich gebären …«
    Der Schmerz schärfte Adelas Gedanken. Eine lange vergessene Erinnerung fiel ihr wieder ein. »Die Höhle …«, flüsterte sie.
    »Was meint Ihr damit?« Caitlyn sah sie verständnislos an.
    »Die Höhle, in der wir als Kinder oft gespielt haben. Glaubst du, du kannst mich dorthin bringen?«
    »Gewiss kann ich das.« Caitlyn nickte.
    Auf die Magd gestützt, schleppte sich Adela zurück in den Wald. Einige Male musste sie stehen bleiben, als wieder eine Wehe einsetzte. Dann hörten sie und die Magd hinter einer Wegbiegung Schritte im Schnee und jemanden husten. Adela und Caitlyn gelang es gerade noch, sich im Unterholz zu verbergen, ehe der bäuerlich gekleidete Mann, der einen Schlitten mit Brennholz hinter sich herzog, sie sehen konnte. Adela presste ihren Unterarm gegen den Mund und biss in den Mantelstoff, um nicht vor Schmerz laut aufzukeuchen und sich zu verraten.
    Als sie ein Kind gewesen war, war Adela der Weg von dem Gehöft zu der Höhle nie weit vorgekommen. Nun schien es ihr eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich den felsigen Abhang am Rande einer Tannenschonung erreicht hatten. Einen panischen Augenblick lang glaubte sie, in dem dichten, von Schnee und Eis überzogenen Gestrüpp den Eingang nicht mehr finden zu können. Doch dann entdeckte sie ihn endlich unterhalb einer weit vorhängenden Felsnase. Caitlyn hielt die Ranken auseinander. Trotzdem kostete es Adela Mühe, sich durch die Zweige zu

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