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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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nieder.
    »Ich danke Eurer Majestät dafür, mir diese Freude zu machen. Wünscht Ihr, mit mir zu speisen?«
    »Ich werde Euch nur mit einem Glas Wein Gesellschaft leisten. Ich danke Euch.«
    Korta stand auf. Seine Hose aus schwarzem Leder knarrte. Er nahm die Karaffe, die der König auf dem Tablett hereingetragen hatte.
    »Ihr werdet sehen, dass dies ein ganz vorzüglicher Wein ist«, fuhr Korta durchtrieben fort, während er das dickflüssige Getränk in zwei Gläser einschenkte.
    »Ich bin mir sicher, dass er besser als der ist, den ich heute in Etel im Wirtshaus getrunken habe«, antwortete der König. »Der war ein bitteres Nichts.«
    Der König hatte die Ellenbogen auf die Armlehnen gestützt und die Finger vor dem Mund verschränkt. Sein Blick war plötzlich finsterer als die Dunkelheit hinter dem Rücken des Herzogs von Alekant.
    Korta hatte sich nicht gerührt; er hatte die Botschaft voll und ganz verstanden. Sein Blick verlor sich einen Moment lang in dem Glas, das er in der Hand hielt. Dann drehte er sich um. Er reichte den Wein dem Herrscher, der ihn kühl annahm, und ließ sich mit seinem eigenen Glas gegenüber von ihm nieder.
    »Es ist sehr lange her, dass Eure Majestät den Palast zuletzt verlassen hat. Erzählt mir doch davon«, schlug Korta ohne jegliche Unschuld vor. »Ich denke, das dürfte interessant sein.«
    »Sehr«, betonte der König.
    Fünfzehn Wölfe waren in den Verbotenen Wald gekommen und umkreisten nun Sans Kadaver. Sie griffen jeden an, der es wagte, sich ihm zu nähern. Selbst mit einem Feuerbrand in der Hand hatte Sten nicht nahe genug herangelangen können, um den Wolf zu begraben. Der Riese aus Ize legte Wert darauf, seine wiedergewonnenen Kräfte auf diese Aufgabe zu verwenden, aber das Rudel war entschlossen, seinem Leitwolf die letzte Ehre zu erweisen.
    Der Gesang begann mit einem Heulen, das dem Rauschen des Windes in den Zweigen glich, einem klaren, volltönenden Laut. Er ging von einem einzelnen Wolf aus. Aber kaum dass er einen erschütternden Ton, der Trauer ausdrückte, erreicht hatte, fiel ein anderer mit ein. Einer nach dem anderen erhoben die Wölfe noch lauteres Geheul oder ließen es abrupt mit einem tiefen, kaum hörbaren Grollen abbrechen.
    Der Beginn dieses Heulens, das durch den ganzen Wald schallte, ließ Elea das Blut in den Adern gefrieren. Sogar Andins Zärtlichkeit konnte sie nicht mehr wärmen.
    Der verstörende Klang breitete sich langsam aus, schwoll im ganzen Wald immer stärker an und übertönte einen Augenblick lang alle anderen Geräusche. Mehrere Wölfe nahmen im Chor die langen Wellen aus hohen und tiefen Tönen auf, die an die Gestade des Windes brandeten. Man konnte unmöglich annehmen, dass dieser Gesang nur in Menschenohren melancholisch und schmerzlich klang. Dieser Ruf beklagte alle Ungerechtigkeit und alles Leid der Welten. Die Schnauzen, die zu den noch blassen Sternen hochgereckt waren, schienen zu flehen, genau wie die Bäume ihre Äste bittend ausstreckten. An welche Gottheit richteten sie sich, und wie konnte sie ungerührt bleiben?
    Auf aufsteigende Tonleitern folgten fallende, Harmonien wurden hinzugefügt, trafen aufeinander, vermischten sich und lösten sich wieder in einzelne Klänge auf. Doch all die verschiedenen Wölfe sangen nur ein Lied, eine einzige Klage.
    Inmitten dieses durchdringenden Abendlieds sah Elea wieder vor sich, wie ein junger Wolf mit geschwollenen Lefzen zu ihr gekommen war. Ein Wolf, der zu groß gewesen war, noch eine Mutter zu haben, aber zugleich zu jung, um ein Weibchen gefunden zu haben, das sich um ihn kümmerte. Sie erinnerte sich, wie er sich ihr genähert hatte, an seine Furcht, seine Kühnheit, seine Dankbarkeit, und schmiegte sich enger an Andins Hals.
    Dem jungen Mann fiel es schwer, alledem gegenüber gleichgültig zu bleiben. Sachte liebkoste er Eleas Haare, während er den durchdringenden Klageschreien lauschte. Er hätte an diesem Abend so glücklich sein können. Wie gern hätte er nur die Liebe zu Elea im Herzen getragen! Aber seine Ohren, die dieses nächtliche Geheul nicht mehr fürchteten, entdeckten darin nun Größe und Verzweiflung. Seufzend zog er Elea noch fester an seine Brust. Er wollte sie fortbringen, dieses Heulen zurücklassen, das in einem Umkreis von mehreren Meilen zu hören war, aber eine Erscheinung ließ ihn seine Bewegung unterbrechen. Eine schöne Wölfin hatte sich groß und fürstlich am Rande der Klippe niedergelassen.
    Abgesehen von dem Gesang, in den sie

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