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Die Regentin (German Edition)

Die Regentin (German Edition)

Titel: Die Regentin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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hat?«
    »Nicht von meinen Söhnen droht Gefahr, sondern von ihren möglichen Einflüsterern«, gab Bathildis zurück. »Nicht von ihren Machtgelüsten, sondern von Euren. Denn dies ist doch der Grund, warum Ihr das Land zu teilen begehrt: damit jede Familie einen eigenen Königssohn hat, den sie beeinflussen und gegen den jeweils anderen ausspielen kann.«
    Die Wahrheit, die sie aussprach, war allen bekannt, und doch empörten sich die meisten, sie aus ihrem Mund zu hören – nicht nur als Feststellung, sondern als Anklage.
    »Unterstellt uns kein übles Trachten! Wir alle dienen dem Reich«, hielt einer der Grafen ihr zischend entgegen.
    Bathildis verbiss es sich, aufbrausend zu antworten, beruhigt von jenem Mann, der ihr in den Saal gefolgt war und sich nun als ihr Verbündeter zu erkennen gab. Mit einem vorsichtigen Zeichen deutete ihr Eligius an, dass es besser war, an dieser Stelle zu schweigen und das Werben ihm zu überlassen.
    »Und dieses Reich braucht Frieden«, sprach er. »Jenen Frieden, den es unter Chlodwig erlebt hat, da es nicht in einzelne Teile zerrissen war.«
    Manch einer senkte den Blick, von der Würde des Bischofs noch mehr befriedet als von dem, was er sagte. Doch der Widerstand erstarb damit keineswegs.
    »Nun, es wundert uns nicht, dass Ihr Euch hinter die Königin stellt«, sprach einer forsch. »Wie viel Land hat sie Euch geschenkt? Wie viel an Steuern erlassen?«
    »Das tat sie nicht für mich und meinesgleichen«, erwiderte Eligius entschieden, »sondern für jene Menschen, die der Mildtätigkeit am meisten bedürfen. Sie hat es daran nie mangeln lassen und hat so Gottes Wohlwollen auf sich gezogen, Gottes Segen. Was lässt sich mehr von einer Regentin wünschen, als dass ihr Tun dem Allmächtigen gefällt?«
    »Wir brauchen gewiss keine ehemalige Sklavin, um Gottes Wohlwollen zu erlangen...«
    Bathildis fuhr herum, das Gesicht des Redners suchend, derdie verächtlichen Worte gesprochen hatte. Diesmal vermochte Eligius es nicht, sie mit seinen vorsichtigen Gesten zu bändigen.
    »Was wollt Ihr damit sagen?«, rief sie wütend in den Saal.
    »Jeder weiß um Eure Herkunft!«
    »Ich wurde als Tochter eines Fürsten geboren!«
    »Doch als Euch der König zur Gattin nahm, ward Ihr nichts weiter als eine Dienstmagd!«
    »Das war Nanthild, die Mutter des Königs auch«, entgegnete Bathildis heftig, »und doch war sie lange Jahre Regentin für ihren Sohn. Werft mir nicht meine Vergangenheit vor – noch mein Geschlecht! Ich kenne die Gesetze dieses Landes. Frauen dürfen reich erben, Frauen dürfen die Vormundschaft für ihre Kinder und Kindeskinder übernehmen, Frauen dürfen dem Haushalt vorstehen, dürfen kaufen und verkaufen – warum sollten sie nicht auch herrschen!«
    »Ihr sprecht recht – und doch vergesst Ihr etwas! Dies alles gilt nur für den Fall, dass kein Mann da wäre, solches zu tun. Doch blickt in diese Runde! Warum solltet Ihr die Regentschaft führen und nicht einer von uns?«
    »Ja!«, rief eine andere Stimme dazwischen, ehe sie auf den Vorwurf antworten konnte. »Selbst wenn Chlothar alleiniger König würde – solange er die Macht nicht auszuüben imstande ist, sollte man sie auf uns aufteilen!«
    Von allen Seiten brauste es nun auf, übertönten sich die Redner und entluden gemeinsame Verachtung.
    »Ja, so sei’s!«
    »Was ist von einem Weibe auch zu erwarten, ganz gleich, ob sie nun Sklavin war oder Prinzessin?«
    »Wo sonst habt Ihr Euch hervorgetan, als einzig im Verteilen von Almosen?«
    »Um dieses Land zu führen, bedarf es mehr, als Hungernden ihr Maul zu stopfen!«
    Hilfesuchend blickte Bathildis in die aufgewühlte Runde,dann auf Eligius. Sie erhoffte sich Beistand, doch wiewohl er um Worte rang, so wirkte nun sein Blick nicht kämpferisch, sondern hilflos ... und ein wenig müde wie immer.
    »Aber wenn Ihr...«, suchte sich Bathildis Gehör zu schaffen.
    Keiner achtete auf sie. So sehr gingen die Worte durcheinander, dass sie kein einziges mehr davon verstand; die einen klangen streitlüstern, die anderen spöttisch, manche waren allein gegen sie gerichtet, einige stritten schon miteinander. Die Frage von vorhin, wie denn das Land am besten zu unterteilen wäre, kam wieder auf, nur diesmal in einem wilden, schrillen Durcheinander.
    »Lasst mich sprechen!«
    Ganz plötzlich war diese eine Stimme erklungen, laut und befehlend von der Türe her. Ihr scharfer Klang, der nicht bereit war, sich dem Tumult zu unterwerfen, sondern Führung verlangte, ließ alle

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