Die Richter des Königs (German Edition)
ist … geschehen?«, fragte Alan mühsam.
»Ihr seid von einem Hackney angefahren worden. Aber denkt nicht mehr daran. Ihr braucht nur ein wenig Pflege, dann seid Ihr bald wieder auf den Beinen.«
Jeremy hatte ein Glas aus einer bereitstehenden Karaffe mit Wein gefüllt und hielt es an Alans Lippen, während er mit der anderen Hand seinen Nacken stützte.
Amoret, die in die Küche hinuntergelaufen war, kehrte mit einer Tasse angewärmter Milch zurück. Jeremy nahm sie dankbar entgegen und flößte sie seinem Patienten mit viel Geduld ein. Die Wärme machte Alan schläfrig. Bald schloss er die Augen, und sein Kopf sank langsam zur Seite.
»Geht wieder ins Bett«, bat Amoret den Jesuiten. »Ich werde die Nacht über bei ihm bleiben.«
Am nächsten Tag fiel Alan das Sprechen leichter. Jeremy hatte ihm eine Tinktur gegeben, mit der er sich mehrmals den Mund spülte. Sie ließ die Schwellung abklingen und betäubte den Schmerz.
»Es gibt da etwas, das ich Euch fragen muss, Alan«, sagte der Priester ernst. »Bekennt Ihr Euch zum katholischen Glauben, und wollt Ihr die Beichte ablegen?«
Über die Lippen des Wundarztes huschte ein Lächeln. »Ja! Ihr habt Euch Sorgen gemacht, nicht wahr, dass ich zur Hölle gehen könnte.«
»Ihr müsst zugeben, meine Sorge war nicht ganz unberechtigt«, erwiderte Jeremy.
Alans Beichte nahm einige Zeit in Anspruch. Nachdem der Jesuit ihm die Absolution erteilt hatte, fragte er ihn, ob er das heilige Sakrament empfangen wolle.
»Wenn ich dessen würdig bin«, erklärte der Chirurg demütig. Er war dem Tod so nahe gewesen, dass er sich vornahm, sich zu bessern und in Zukunft ein weniger sündhaftes Leben zu führen.
Danach ließ der Priester ihn ruhen. Erst am Nachmittag kam Jeremy auf den Anschlag zu sprechen. Er berichtete, was er von Mistress Bloundel, Malory und anderen Augenzeugen über die Geschehnisse vor dem Unglück erfahren hatte, und bat seinen Freund, das Fehlende zu ergänzen. Dieser erzählte ihm von dem Unbekannten, der ihn durch den Nebel verfolgt und schließlich mit einem Messer auf ihn eingestochen hatte.
»Daher also die Wunde an Eurem Unterarm«, bemerkte Jeremy nachdenklich.
»Aber warum?«, stöhnte Alan. »Wer hasst mich so sehr, dass er mich töten will?« Seine Stimme zitterte, und seine Augen glänzten feucht. Er hatte die Angst und das Entsetzen noch nicht überwunden und erlebte erneut und mit der gleichen Heftigkeit die Gefühle jenes Abends. Jeremy legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
»Ihr irrt Euch, mein Freund. Der Täter hat Euch nicht umzubringen versucht, weil er Euch hasst. Dass er Euch dabei nicht in die Augen sehen konnte, beweist es. Ich vermute, er hält Euch einfach nur für gefährlich, weil Ihr etwas wisst oder gesehen habt, was ihn entlarven könnte.«
»Er hat alles so raffiniert geplant.«
»Allerdings. Aber wir werden ihn finden. Morgen werde ich mit Mistress Bloundel zu Sir Orlandos Haus fahren und sie der Dienerschaft gegenüberstellen. Währenddessen lasse ich Euch in der Obhut Lady St. Clairs zurück. Ich nehme an, dagegen habt Ihr nichts einzuwenden.«
Achtundzwanzigstes Kapitel
A m Vormittag fand sich die Apothekerfrau wie verabredet in der Chirurgenstube ein. Jeremy hatte es eilig, die Gegenüberstellung durchzuführen, doch Gwyneth bat ihn, sie vor ihrem Aufbruch noch zu Alan zu lassen. Schließlich gab er widerstrebend nach und begleitete sie nach oben.
Amoret saß am Bett des Wundarztes und versuchte, ihn aufzumuntern. Jeremy stellte sie der Apothekerfrau als eine alte Freundin vor, die sich bereit erklärt hatte, ihm während Alans Genesung zur Hand zu gehen. Dieser reagierte auf Gwyneths Besuch mit gemischten Gefühlen. Ihre Anteilnahme rührte ihn, doch zugleich verspürte er einen hartnäckigen Widerwillen, sie in seiner Nähe zu haben. Obwohl er wusste, dass sie, um das Verhältnis zu ihrem Gatten nicht völlig zu zerrütten, nicht anders hatte handeln können, verzieh er ihr nicht, dass sie ihn zurückgewiesen hatte, als er sie brauchte.
Bevor sich Gwyneth von Alan verabschiedete, schien sie einen Moment zu zögern, als wolle sie ihm noch etwas sagen. Nach einem unsicheren Blick auf Jeremy, der am Fuße des Bettes wartete, unterließ sie es jedoch und folgte ihm schließlich, ohne sich noch einmal umzudrehen.
In dicke Wollmäntel gehüllt, die Kapuzen über die Köpfe gezogen, wagten sie sich in die winterliche Kälte hinaus und machten sich auf den Weg zur Chancery Lane. Es hatte
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