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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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bis zu Amorets Gemächern. Zu seiner Enttäuschung musste er feststellen, dass sie nicht da war. Helen klärte ihn auf, dass Ihre Ladyschaft sich zur Kapelle der Königin im St.-James-Palast begeben hatte, um die Messe zu hören. Jeremy hatte keine andere Wahl, als zu warten, bis sie zurückkehrte.
    Seine Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Sie drehten sich unablässig um die ungeheuerliche Eröffnung, die ihn hergeführt hatte. Wenn Breandáns Mutter tatsächlich Waliserin war und aus demselben Ort stammte wie Jeffrey Edwards, dann ließ sich daraus nur eines folgern: Breandán war die Person, die sie so verzweifelt suchten. Er musste Jeffrey Edwards gekannt haben, und er musste derjenige sein, der geschworen hatte, seinen ungerechten Tod zu rächen. Er musste für all jene Todesfälle verantwortlich sein, für die Anschläge auf Richter Trelawney, für den Mordversuch an Alan, für Sir John Deanes Tod …
    Doch alles in Jeremys Innern sträubte sich dagegen, das Ungeheuerliche zu glauben. Wie unter Zwang ging er die einzelnen Vorkommnisse in Gedanken durch, auf der Suche nach einem Hinweis, der Breandán von jedem Verdacht befreite und seine beängstigende Vermutung ad absurdum führte. Doch je intensiver er darüber nachdachte, desto mehr sprach für die Schuld des Iren.

    Bei ihrer Rückkehr fand Amoret zu ihrer Überraschung Pater Blackshaw in ihrem Schlafgemach vor. Er hörte sie nicht eintreten. Er saß auf einem Stuhl, die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Gesicht in den Händen vergraben. Für einen Moment hatte Amoret den Eindruck, als weinte er. Besorgt eilte sie an seine Seite und sank neben ihm auf die Knie. »Was ist mit Euch, Pater? Seid Ihr krank?«
    Er schrak auf und sah sie mit verstörten Augen an. »Nein … mir geht es gut … Mylady, bitte sagt mir, wo ist Breandán?«
    »Breandán? Ich habe ihn nach Frankreich geschickt. Nach Paris.«
    »Seid Ihr sicher, dass er abgereist ist? Ist es möglich, dass er nur vorgegeben hat, das Land zu verlassen?«
    »Aber warum sollte er das tun?«
    »Mylady, es ist sehr wichtig, dass Ihr Euch erinnert«, drängte er, ohne ihre Frage zu beantworten. »Hat Breandán Euch jemals von seiner Mutter erzählt?«
    »Nun ja«, antwortete Amoret zögernd. »Wenn Ihr mich so fragt, hat er eigentlich nichts von ihr erzählt. Ich kenne nicht einmal ihren Namen. Er war immer sehr verschlossen, was seine Familie anging.«
    »Denkt nach, Mylady! Hat er jemals eine Andeutung gemacht, dass sie Waliserin war? Oder hat er einen Ort namens Machynlleth erwähnt?«
    »Nein, ich kann mich nicht erinnern. Er hat einige Male von Irland gesprochen. Aber nie über seine Familie. Ich könnte nicht einmal sagen, ob seine Mutter noch lebt. Ich hatte nur immer den Eindruck, dass er sie sehr geliebt haben muss. Aber warum all diese Fragen, Pater? Was ist mit Breandán?«
    Jeremy wich ihrem Blick aus und fuhr sich mit fahriger Hand durchs Haar. »Ich glaube, ich habe einen furchtbaren Fehler gemacht …«
    Amoret beobachtete ihn besorgt. Sie hatte ihn noch nie so verstört gesehen, wusste aber, dass es keinen Sinn hatte, ihn zu drängen, und so wartete sie ungeduldig, dass er sich ihr erklären würde.
    »Ihr wisst doch, dass ich zu dem Schluss gekommen bin, dass der Mörder sich an denjenigen rächen will, die für Jeffrey Edwards’ Verurteilung verantwortlich sind«, erläuterte Jeremy schließlich. »Ich halte ihn für einen Freund oder Verwandten von Edwards. Nun habe ich heute erfahren, dass Breandáns Mutter aus demselben Ort stammt wie er.«
    »Und jetzt glaubt Ihr, dass Breandán der Rächer ist!«, konstatierte Amoret betroffen.
    »Es wäre die logische Folgerung.«
    »Wer hat denn gesagt, dass Breandáns Mutter Waliserin sei?«
    »Mistress Brewster.«
    »Die Haushälterin?«, stieß Amoret überrascht hervor. »Warum sollte sie eine derartige Behauptung aufstellen?«
    »Ja, warum sollte sie, wenn es nicht wahr ist? Sie hat keinen Grund, zu lügen.«
    »Aber das ist absurd!«, protestierte Amoret, die auf einmal begriff, dass er Breandáns Schuld ernsthaft in Betracht zog.
    »Das dachte ich zuerst auch, aber …« Seine Kiefer begannen angestrengt zu mahlen. »So vieles, was ich vorher als Zufall abgetan habe, erscheint plötzlich in einem anderen Licht. Es lässt sich nicht abstreiten, dass Breandán die Gelegenheit hatte, all diese Verbrechen zu begehen. Er hätte damals Richter Trelawney den infizierten Umhang umlegen können, als dieser betrunken auf der Straße lag. Sir Orlando

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