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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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auf einen der Küchenstühle und schluchzte: » Es ist alles vorbei. Wie kann ich jemandem noch vertrauen, der mit diesem Doktor gemeinsame Sache macht, der meine Schwester vor Gericht gezerrt hat? Ich habe ihm ein Billett geschrieben, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will.«
    Dorothea zog einen Stuhl neben sie und legte ihr gerührt den Arm um die Schultern. » Ach, Lischen! Du kannst es einem Mann der Wissenschaft doch nicht übel nehmen, wenn er sich weigert zu betrügen. Ich hätte es eher bedenklich gefunden, wenn er sich dazu bereit erklärt hätte. Er konnte wirklich nichts dafür, dass die Probe nicht wie gewünscht ausfiel. Weißt du, dass er danach zu mir kam, um sich dafür zu entschuldigen?« Dass es ihm vor allem darum gegangen war, sie zu bitten, sich bei ihrer Schwester für ihn einzusetzen, verschwieg sie wohlweislich.
    » Tatsächlich?« Lischen ließ die Schürze sinken und lächelte unter Tränen. » Das sieht Heinrich ähnlich!«
    Dorothea erinnerte sich, dass sie dem jungen Apotheker geraten hatte, mit Lischen offen zu sprechen. » War er seitdem schon hier?«
    Lischen nickte wieder. » Ich habe ihn aber nicht empfangen«, erklärte sie. » Und das Bukett habe ich auch nicht angenommen.«
    » Wenn ich es ihm nicht übel nehme, kannst du es ihm doch auch verzeihen.«
    Ihre Schwester schwieg und versteckte sich erneut hinter ihrer Schürze. Irgendetwas sagte Dorothea, dass Lischen nicht ganz ehrlich war. Es war ja alles gut ausgegangen. Der Zorn auf den jungen Apotheker schien ihr übertrieben.
    » Wenn du ihn wirklich gern hast, dann mach kein Drama daraus«, riet sie ihr auf gut Glück. » Es wäre schade, wenn du dein Lebensglück nur wegen deines Dickkopfes aufs Spiel setzt. Du hast ihn doch wirklich gerne, oder?«
    Die Geräusche hinter der Schürze klangen nach Bestätigung.
    » Na dann…– Was meint Mama dazu?«
    » Nichts. Sie sagt doch nie etwas.« Unvermittelt hob Lischen das verweinte Gesicht und funkelte Dorothea wütend an. » Sie hat nichts gesagt, als du damals direkt nach Papas Tod Robert geheiratet hast und verschwunden bist. Sie hat nichts gesagt, als die Jungen nach London gingen, und sie hat nichts gesagt, als August beschloss, sich als Goldsucher zu versuchen. Wieso sollte sie jetzt etwas sagen? Aber ich werde sie nicht im Stich lassen wie ihr alle.« Ein erneuter Tränenstrom schnitt ihr die Luft ab. Erschrocken über den Ausbruch saß Dorothea wie erstarrt. Das also war es!
    Hier und da– wenn sie Zeit dazu gehabt hatte– hatten sie bei der Erinnerung an ihre Flucht aus dem Trauerhaus Gewissensbisse geplagt. Allerdings hatte sie nie allzu lange dabei verweilt. Schließlich war ihr damals gar keine andere Möglichkeit verblieben. Einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, Lischen zu erklären, dass es Gründe für die überstürzte Hochzeit gegeben hatte. Aber wozu?
    » Ich glaube nicht, dass Mama es auch so sieht«, sagte sie schließlich vorsichtig. » Es ist normal, dass Kinder aus dem Haus gehen, und sie ist doch glücklich mit ihrem Atelier und dem Ansehen, das es genießt. Außerdem: Ihr würdet doch in ihrer Nähe bleiben.«
    Lischen schniefte und schnäuzte sich herzhaft in das feine Batisttaschentuch, das Dorothea ihr hinhielt. » Natürlich. Heinrich mag sie sehr gern. Sie erinnert ihn an seine Lieblingstante, sagte er einmal.– Aber ich habe ihn doch weggeschickt.«
    » Würdest du es wieder tun, wenn er noch einmal käme?«
    Lischen seufzte laut. » Was soll die blöde Frage? Heinrich ist ungeheuer stolz. Er wird bestimmt nicht noch einmal hier anklopfen.«
    » Na, dann musst du eben wieder die Initiative ergreifen und zu ihm gehen– aber nicht heute!«
    Dorothea hielt sich nicht mehr lange in der Carrington Street auf, sondern nahm einen kleinen Umweg, der sie an Merryweather’s Drugstore vorbeiführte. Als sie die Ladentür öffnete, fand sie sich sofort Auge in Auge mit Heinrich Sartorius, der an einem Ende der hölzernen Ladentheke hantierte. Vor Schreck entglitt ihm um ein Haar der Glastrichter, mit dessen Hilfe er gerade aus einem voluminösen Behälter zierlich beschriftete Fläschchen abfüllte. » Wenn das ›Godfrey’s Elixier‹ ist, hätte ich gerne eine Flasche davon«, sagte Dorothea. » Sofern Sie nicht alles fallen lassen.«
    » Mrs. Rathbone«, stammelte der junge Mann. Eilig stellte er alles hin, wischte sich die Hände an seinem blütenweißen Kittel ab und verbeugte sich tief. » Was kann ich für Sie tun? Sie wollen doch nicht

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