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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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erinnern, was Koar über seinen Großvater Tenberry erzählt hatte. » Es gibt welche, die sind eher so etwas wie Heiler oder Medizinmänner. Andere sind besonders gefürchtet, weil sie angeblich Menschen töten können, ohne ihnen auch nur nahe zu kommen. Von ihnen heißt es, sie würden, um diese Wirkung zu erzielen, Menschenfleisch essen.«
    » Wie grausig!« Catriona schüttelte sich theatralisch. » Aber das sind doch nur Gerüchte, oder?«
    » Vermutlich«, sagte Ian entschieden. » Um einen solchen Zauber als Todesursache auszuschließen, wird der Leichnam geöffnet, und die Eingeweide werden inspiziert.«
    » Igitt!– Warst du einmal bei solch einer Zeremonie dabei?«
    » Nein.« Ian schüttelte leicht den Kopf. » Dabei bleiben sie lieber unter sich. Aber da King George sich bereits so lange auf seine Reise zu den Ahnen vorbereitet, gehe ich nicht davon aus, dass es bei ihm nötig sein wird. Er wird wohl ganz normal in seine Sachen eingeschnürt und in seinem Grab bestattet werden.« Er grinste schwach. » Da sind sie übrigens ungeheuer pragmatisch: Es ist schon fertig gegraben. Nur die Leiche fehlt noch.« Auf Percys ungläubigen Blick fügte er hinzu: » Moorhouse hat mir einmal erzählt, er wäre Zeuge gewesen, wie sie einen Sterbenden auf der Trage bis ans Grab bugsierten, ihre Gesänge anstimmten und ungeduldig darauf warteten, dass er endlich seinen letzten Atemzug tat.«
    » Bei diesem Klima ist es doch verständlich, dass sie Beerdigungen nicht lange hinauszögern wollen«, verteidigte Dorothea die unziemliche Hast, die Catriona und Percy die Sprache verschlug. » In Adelaide werden die Toten in den Sommermonaten auch möglichst rasch beigesetzt.«
    » Du sagtest, du hättest sie gekauft, Cousin«, kam Percy nach kurzem Schweigen auf den eigentlichen Zweck von Ians Besuch im Lager zurück. » Wem gehört sie nun eigentlich? Dir?« Er grinste süffisant. » Ich nehme nicht an, dass du dem Alten erzählt hast, du hättest sie gerne als Zweitfrau, oder?«
    » Nein, ich habe ihm gesagt, Mrs. Perkins bräuchte dringend eine junge Frau als Hilfskraft. Und vor der hat er den allergrößten Respekt. Es war ihm eine Ehre, seine nichtsnutzige dritte Ehefrau der Herrin der Speisekammer zu überlassen.« Er lächelte leicht. » King George ist ein kluger Mann. Wenn er vermutet, dass noch anderes dahintersteckt, wird er es nicht aussprechen. Ich hoffe nur, dass Worammo keinen Ärger macht. Sicherheitshalber sollten wir die nächste Zeit das andere Flussufer meiden.«
    Einzig an den kürzer werdenden Tagen merkte man, dass der Sommer sich dem Ende zuneigte und die Regenzeit immer näher rückte. In stillschweigendem Einverständnis begleitete Percy Ian nicht mehr auf den Ausritten, sondern blieb als » Schutz für die Damen« zurück, wenn Ian und John die Weiden kontrollierten. Dorothea hatte den Verdacht, dass ihr Mann öfter wegblieb, als nötig gewesen wäre, um den » albernen Konversationen bei Tisch« zu entgehen. Sie selbst genoss die Gesellschaft Gleichaltriger mehr, als sie für möglich gehalten hätte. Percy verstand es immer, sie zum Lachen zu bringen, und Catriona erschien ihr mittlerweile fast als so enge Freundin, wie Jane es gewesen war. So war es nicht verwunderlich, dass sie ihr eines Nachmittags das Herz ausschüttete.
    Die beiden Frauen waren mit Trixie und den Kindern an den Fluss gegangen, die dort im flachen Wasser der Badebucht laut kreischend nach Fischen jagten und sich nach Herzenslust nass spritzten. Natürlich machte Robert sich wieder einen Spaß daraus, Mary zu ärgern, aber die wusste sich inzwischen ganz gut zu wehren. Und auf Charles passte Trixie auf wie eine Drachenmutter.
    Also ließen Dorothea und Catriona sich guten Gewissens im Schatten einiger Akazienbäume nieder. In der Ferne konnte man das Eingeborenenlager am anderen Ufer sehen. Winzige Gestalten wuselten zwischen den Hütten und dem Wasser hin und her. Aus schierer Gewohnheit kniff Dorothea die Augen zusammen und hielt Ausschau nach dem kleinen Mädchen.
    » Wenn es dich so interessiert, was dort vor sich geht, hätten wir vielleicht ein Fernglas mitnehmen sollen«, bemerkte Catriona amüsiert. » Mit bloßem Auge ist bei dieser Entfernung kaum etwas auszumachen.«
    » Ach, es ist nicht so wichtig«, wehrte Dorothea ab. » Puh, ist es heiß heute.«
    Catriona ließ sich jedoch nicht ablenken. » Willst du es mir nicht verraten?« Sie zwinkerte schelmisch. » Meine Freundin hatte diesen Blick immer, wenn sie einem

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