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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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hatte es an ihm gelegen, dass ihnen Nachwuchs versagt geblieben war!
    Der Nachmittag ging in den Abend über und der Abstand zu seinem früheren Leben – zu dem Leben, für das er den Tod besiegt hatte – schien zu einer breiten Kluft zu werden, über die es keine Brücke mehr gab.

    Als die Zeit, das Restaurant zu schließen, näher rückte, beobachtete Larson sie durch das große Glasfenster des Restaurants. In ihm rangen eine starke Skepsis und der Mut, den er den ganzen Nachmittag über gesammelt hatte, miteinander. Er wusste, dass er mit ihr sprechen musste, aber alle Worte blieben ihm im Halse stecken. Das Gebet, an das er sich geklammert hatte, als er nach seiner Rückkehr auf ihre gemeinsame Blockhütte zugegangen war, kam ihm wieder in den Sinn.
    Gott, mach bitte, dass sie mich immer noch will.
    Was für ein Idiot er doch gewesen war, sich so einer aussichtslosen Hoffnung hinzugeben. Aber noch während er sich dafür bestrafte, dass er ihr vertraut hatte, quälte ihn eine starke Ungewissheit. Etwas nagte an ihm, etwas, das keinen Sinn ergab. Wie konnte Kathryn den ganzen Tag und die ganze Nacht arbeiten? Und das, obwohl sie schwanger war?
    Ein beunruhigendes Bild ging ihm durch den Kopf und er verzog das Gesicht. Er war ungefähr sieben oder acht gewesen, als seine Mutter ihn nach oben geschickt hatte, um eine der Frauen zu holen. Er erinnerte sich, dass er an Elisas angelehnte Tür geklopft hatte. Als sie nicht geantwortet hatte, hatte er die Tür einfach aufgeschoben. Ein Blick auf das Bett hatte genügt, und das Zimmer hatte sich um ihn zu drehen begonnen. Noch nie zuvor hatte er so viel Blut gesehen! Es hatte sich herausgestellt, dass Elisa schwanger gewesen war und versucht hatte, selbst eine Abtreibung vorzunehmen. Mit tragischen Folgen. Die anderen Frauen hatten ihr Vorwürfe gemacht, weil sie nicht die üblichen pflanzlichen Mittel genommen hatte, die starke Kontraktionen verursachten und dazu führen, eine ungewollte Schwangerschaft zu beenden. Larson erinnerte sich immer noch an das Bedauern im Gesicht seiner Mutter, an den distanzierten Blick in ihren Augen an jenem Abend, als sie ihm erklärt hatte, dass die Pulver manchmal nicht wirkten.
    Damals hatte er ihre Worte nicht verstanden, aber einige Jahre später hatte er begriffen, was seine Mutter gemeint hatte. Die Pulver hatten bei ihr nicht gewirkt, nur deshalb war er überhaupt auf der Welt.
    Als Larson das Quietschen einer Tür hörte, hob er den Blick. Er blinzelte, um klar sehen zu können.
    Kathryn verließ das Restaurant und schloss die Tür hinter sich. Sie blieb stehen und schaute in beide Richtungen über den Gehweg, als suche sie etwas oder jemanden. Dann wandte sie sich in die Richtung des Bordells.
    Er folgte ihr und passte auf, ob unebene Bretter auf dem Gehweg seinen unsicheren Gang behindern könnten. Er ging im Geiste durch, was er zu ihr sagen könnte, und fragte sich, ob sie ihn überhaupt erkennen würde. Das Klimpern eines verstimmten Klaviers drang durch die Nachtluft und übertönte das gelegentliche Schlurfen seiner Schritte. Er bemühte sich, sie einzuholen, als sie um die Ecke bog.
    „Da bist du ja. Ich habe mich schon gefragt, ob du noch kommen würdest.“
    Der Klang ihrer Stimme ließ Larson abrupt stehen bleiben. Ihn verließ der Mut und er bekam keine Luft mehr. Kathryn stand nur zehn Schritte von ihm entfernt.
    „Es tut mir leid, Kathryn. Ich habe versucht, früher hier zu sein, aber …“
    Larson erkannte die Stimme sofort. Die restlichen Worte von Matthew Taylors Antwort gingen in Kathryns weichem Lachen unter.
    Bedauern und Mutlosigkeit legten sich auf Larson und wurden so stark, dass sich ein schier unerträglicher Schmerz in seinem ganzen Körper ausbreitete. Er wollte sich zwingen, sich zu bewegen. Er wollte den Abstand zwischen ihnen aufheben und die Sache hinter sich bringen. Er wollte ihnen auf den Kopf zusagen, dass sie ihn verraten hatten, aber sein Körper weigerte sich. Er stand da und schaute den beiden regungslos nach, während sie Arm in Arm weggingen.
    Er schämte sich wegen seiner Feigheit, drehte sich um und ging in die entgegengesetzte Richtung, um einen gewissen Abstand zwischen sich und Kathryn aufzubauen.
    Aber ihre Stimme und ihr Lachen hallten in seinem Kopf wider und berührten ihn auf eine Weise, die er nicht erwartet hatte. Sie weckte tief in ihm ungewollte Gefühle, die ihm verrieten, dass er seine Frau immer noch liebte.
    Aber wie konnte er sie nach allem, was sie ihm angetan

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