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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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ich schon einen Schatten über sein Gesicht huschen sehen. Ich war froh, dass Asher meine Gedanken in diesem Moment nicht lesen konnte.
    Gabriel zog sich einen Stuhl heran, setzte sich darauf und legte seine Füße auf den Couchtisch und seine Hände auf den Bauch. Er hatte sein Gesicht von sämtlichen Regungen befreit.
    »Na gut«, meinte Gabriel. »Und wie geht’s jetzt weiter?«
    Beide sahen mich an.
    »Was? Wieso muss ich das denn entscheiden?«
    »Na ja, es ist dein Großvater. Wir können bleiben und kämpfen.«
    »Oder wir können heimfahren und unser Leben dort fortführen«, ergänzte Asher.
    Heim. Ich hatte nicht gedacht, dass wir je nach Blackwell Falls zurückkehren könnten oder ich je meine Familie wiedersehen würde. Die Beschützer wussten, wo die Blackwells wohnten, und sie wussten, dass ich Asher geholfen hatte zu fliehen. Aber sie waren alle in Yvettes Haus ums Leben gekommen. Ich hatte zugeschaut, wie das Haus brannte. Alles hatte sich geändert.
    »Dein Großvater hat hinter alldem gesteckt«, sagte Gabriel. »Es spricht also nichts mehr gegen eine Heimkehr deinerseits.«
    »Was, wenn die Beschützer ihm erzählt haben, wo ich wirklich wohne?«
    »Haben sie nicht«, sagte Asher. »Ich habe mitbekommen, wie sie sich manchmal über Franc unterhalten haben. Glaub mir. Sie haben ihm nichts gesagt.«
    Ein Schatten fiel auf sein Gesicht, als würde ihn in seiner Erinnerung der Schrecken wieder heimsuchen. Ich drückte ihm die Hand und riss ihn damit in die Gegenwart zurück.
    Ich stellte mir Lucy, Laura und meinen Vater vor. Würden sie mich nach allem, was geschehen war, denn überhaupt noch haben wollen? Was konnte ich vorbringen, damit sie mir die Art und Weise verziehen, wie ich sie verlassen hatte? Vielleicht sollte ich wegbleiben, um es ihnen leichter zu machen. Aber ich sehnte mich so sehr danach, wieder bei ihnen zu sein. Es war eigensüchtig, aber ich wollte mich an die erste Stelle setzen. Ich brauchte meine Familie, und wenn es irgend ging, würde ich sie nicht aufgeben.
    Und Asher … Noch immer seine Hand umklammernd, blickte ich zu ihm auf. Er brauchte das auch.
    »Ich möchte nach Hause.«



Ich meldete mich nicht an. Was hätte ich sagen sollen? Mensch, Dad, es tut mir so leid, dass ich dir das Herz gebrochen habe und nichts mehr von dir wissen wollte. Hey, Lucy, du bist die beste Schwester, die man sich wünschen kann, und ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich mir nicht die Mühe gemacht habe, mich von dir zu verabschieden, und dich einfach sitzen ließ. Nein, mit einem Anruf war es nicht getan. Es gab Entschuldigungen, die musste man persönlich vorbringen.
    Wir entschieden uns für den ersten Flug nach Maine, was bedeutete, dass wir innerhalb weniger Stunden das Motel räumten und zum Flughafen düsten. Nachdem wir erst im letzten Moment gebucht hatten, bekamen wir zu meiner Erleichterung keine Plätze nebeneinander, sondern über das ganze Flugzeug verteilt. Ich sehnte mich zwar danach, neben Asher zu sitzen, wusste aber nicht, wie lange ich ihm die Wahrheit noch vorenthalten konnte. Ich war mit beiden Brüdern einen Bund eingegangen. Beide konnten sie meine Gedanken lesen. Nur Asher wusste das nicht, und mir war nicht klar, wie ich ihm das beibringen sollte. Wie stellte man so etwas an? Lange warten durfte ich damit nicht mehr. Die Art und Weise, wie Gabriel uns beobachtete, zeigte, dass es ihmwehtat, Asher und mich zusammen zu sehen. Bestimmt würde Asher das auch bald auffallen. Auf dem Weg zum Flughafen hatte ich meine mentale Mauer hochgezogen, da ich nicht bereit war, mich dem zu stellen, was ich bald beichten musste.
    Wenn es wahr war, was Gabriel behauptete, dann hatte ich diesen ganzen Schlamassel verursacht, und ich hatte keine Ahnung, wie ich das alles wieder rückgängig machen sollte. Ich hatte schon nicht verstanden, wie ich einen Bund mit zwei Brüdern eingehen konnte, wie sollte ich das Ganze dann erst stoppen können.
    Gabriel hatte einen Wagen organisiert, der in Portland schon für uns bereitstand. Keine halbe Stunde nach der Landung hatten wir die Taxischlange links liegen gelassen und waren unterwegs. Gabriel fuhr, und ich setzte mich nach hinten, sodass sich Asher notgedrungen neben seinen Bruder setzen musste.
    Als wir uns Blackwell Falls näherten, schlugen riesige Biester mit ihren Flügeln gegen mein Inneres. Meine Familie hasste mich. Dafür hatte ich durch meinen letzten Anruf bei meinem Vater gesorgt. Ich stellte mir ein Szenario nach dem anderen vor,

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