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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Wenn jemand auf der Plantage einen davon essen will, soll er es tun!«
    »Aber Ihr Vater würde doch sicher nicht …«
    »Meinem Vater ist der Apfelbaum egal! Und selbst wenn nicht, wäre er nicht damit einverstanden, eine Frau auspeitschen zu lassen. Strafen wie diese, Mr Petersen, gehören ins Mittelalter und nicht in eine kultivierte Gesellschaft. Sie werden die Frau losmachen und dafür sorgen, dass sie medizinisch versorgt wird!«
    Der Vormann knirschte mit den Zähnen. Doch da sich Grace davon kein bisschen abschrecken ließ, rollte er die Peitsche wieder zusammen. Dennoch konnte er sich nicht zurückhalten hinzuzufügen: »Ich werde Ihrem Vater von dem Vorfall berichten!«
    »Das können Sie gern tun, aber lassen Sie Ihr Verhalten nicht außer Acht! Denn ich werde ihm zweifelsohne davon berichten, Mr Petersen!«
    Kurz trafen sich ihre Blicke, und in den Augen des Vormanns konnte Grace deutlich erkennen, dass er vorhatte, es ihr in irgendeiner Weise heimzuzahlen. Doch ich bin die Tochter des Hauses, sagte sich Grace. Und eines Tages werde ich die Plantage führen, ob nun mit Ehemann oder ohne.
    Als ihr Vater zurückkehrte, dauerte es tatsächlich nur wenige Minuten, bis er von dem Vorfall erfuhr und Grace zu sich zitierte. Als sie eintrat, bemerkte sie, dass Vikrama, der neben ihrem Vater stand, kreidebleich war.
    »Setz dich, Grace!«, sagte Henry, der ziemlich aufgebracht wirkte. Während sie sich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch niederließ, erhob sich ihr Vater und ging ein paar Schritte durch den Raum. Grace blickte zu Vikrama, doch der Schrecken auf seinem Gesicht war so groß, dass sie nicht wagte, ihn länger anzusehen. Wahrscheinlich würde ihr Vater sie für ihr Eingreifen empfindlich bestrafen.
    »Mr Petersen hat mir vorhin erzählt, was sich auf dem Hof ereignet hat.«
    »Er hat eine Frau ausgepeitscht, Vater!«, fuhr Grace auf. »Alles andere, was er dir erzählt hat, ist eine Lüge!«
    »Grace!« Sein grollender Tonfall ließ sie verstummen.
    »Entschuldige.« Grace senkte den Kopf und konnte nur schwerlich ihren Zorn bezähmen. Sollte sie jetzt dafür bestraft werden, dass sich der Vormann wie ein mittelalterlicher Folterknecht aufgeführt hatte?
    »Ich muss dir wohl nicht sagen, dass dein Verhalten für eine junge Dame vollkommen indiskutabel war! Du hättest verletzt werden können!«
    »Dann hast du Mr Petersen also erlaubt, die Pflückerinnen auszupeitschen? Wegen Äpfeln von einem Baum, den wir nicht mal anrühren?«
    »Es ging ums Prinzip. Diebstahl ist Diebstahl!«
    »Es ist bestenfalls Mundraub! Und selbst in England wird Diebstahl nicht mehr mit Auspeitschen bestraft.«
    »Nein, aber man entlässt den Dieb und schickt ihn ohne Referenzen davon.«
    »Du müsstest diese Frau eigentlich entschädigen für die Verletzungen, die sie erlitten hat!« Graces Augen glühten. Was war mit dem Vater passiert, den sie kannte? Hatte Stockton ihn durch eine böse Marionette ersetzt? »Seit wann führen wir uns auf wie Barbaren?«
    Henry presste die Lippen zusammen. Seine Wangen röteten sich. Alles Anzeichen für einen Wutanfall. Plötzlich krampfte sich etwas in Graces Magengrube zusammen. Es war keine Angst, sondern die Erkenntnis, dass ihr Vater nicht auf ihrer Seite stand. Wahrscheinlich hatte er bereits beim Gespräch mit Petersen Partei für ihn ergriffen.
    »Du wirst dich nie wieder in die Angelegenheiten meiner Angestellten einmischen!«, sagte er betont leise, doch die Drohung in seinen Worten, der Zorn auf sie, waren nicht zu überhören. »Für deine Respektlosigkeit gebe ich dir für den Rest des Tages Hausarrest, ich will dich auf keinen Fall draußen sehen, hörst du?«
    Grace blickte ihren Vater fassungslos an. Das letzte Mal, als er ihr Hausarrest erteilt hatte, lag acht Jahre zurück. Damals war sie bei einem Gartenfest in einem weißen Spitzenkleid in einem Baum herumgeklettert, um die Aussicht auf den Park zu genießen. Das Kleid war ruiniert gewesen, und sie hatte sich anschließend den ganzen Tag in ihrem Zimmer langweilen müssen, denn die kleine Victoria musste bei ihrer Mutter bleiben.
    Das ist nicht dein Ernst, hätte sie ihn am liebsten gefragt, doch die Worte blieben an dem Kloß in ihrem Hals hängen. Sie blickte zu Vikrama, dessen Blick sie nicht so recht deuten konnte, dann fuhr sie von ihrem Stuhl hoch.
    Ihr Vater funkelte sie wütend an. »Morgen erwarte ich eine angemessene Entschuldigung von dir. Du kannst gehen.«
    Grace schnürte es das Herz zusammen. Tränen

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