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Die Schwester der Braut

Die Schwester der Braut

Titel: Die Schwester der Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Westphal
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Fotografen – oder der Fotografin.
    Ein junger Mann stand am Tresen und begrüßte sie. »Hallo, kann ich Ihnen helfen?«
    Dana kam auf ihn zu und stellte ihre Handtasche auf den Tresen. »Das hoffe ich. Ich suche den Fotografen, der dieses Bild gemacht hat.« Dana entnahm ihrer Tasche einen verstärkten Umschlag – sie wollte nicht, dass das Foto, das aktuellste, das sie von ihrem Sohn hatte, verknickte. Sie griff hinein und zog das Foto hervor.
    »Nun, das ist eine außergewöhnliche . . .« Der junge Mann stockte, sobald Dana ihm das Foto überreichte und er es sich ansah. ». . . Anfrage«, beendete er den Satz fast geflüstert. Er sah von dem Foto zu der Frau, die es ihm gereicht hatte, dann wieder zurück. »Sie sind Joshs Mutter«, stellte er fest.
    Dana nickte.
    »Ich hätte Sie eigentlich gleich erkennen müssen. Josh hatte ein Foto von Ihnen und Ihrem Mann in seiner Wohnung«, erinnerte er sich.
    »Dann haben Sie das Foto gemacht? Sie waren sein Freund?«, fragte Dana.
    Er nickte. »Ja, ich war sein Freund.« Der junge Mann schien zu zögern. Erklärend setzte er hinzu: »Wir waren zusammen.«
    Danas Mund öffnete sich überrascht. Kein Ton kam heraus. Sie ließ sich diese Information erst einmal in Ruhe durch den Kopf gehen. Sie hatte es geahnt. Doch Josh, wenn er über sein Privatleben erzählte – was sehr selten vorkam – erwähnte nur Mädchen. Hatte er sie belogen, was das anging? Oder war er einfach nur gut darin gewesen, die Pronomen zu vertauschen?
    »Ich bin übrigens Danny. Meine Freunde nennen mich Linse.« Er streckte Dana seine Hand entgegen.
    Sie ergriff sie. »Ich bin Dana.«
    Er lächelte erleichtert. Er hatte befürchtet, dass Joshs Mutter nach seiner Offenbarung vielleicht schreiend das Weite suchen würde. Obwohl er sie nach Joshs Erzählungen eigentlich nicht so eingeschätzt hatte. Natürlich konnte sich in zwei Jahren vieles ändern. Danny warf einen letzten Blick auf das Foto in seiner Hand und gab es Dana wieder zurück.
    Dana verstaute es erneut sorgsam in seinem Umschlag. »Hast du . . .«, wollte Dana mit ihrer ersten Frage über ihren Sohn ansetzen. Sie stoppte sich. »Gibt es vielleicht einen Ort, wo wir uns in Ruhe unterhalten könnten?«
    »Ähm . . . ja, ich . . . Hally?«, rief er nach hinten in einen Bereich, den Dana nicht sehen konnte. Vermutlich wurden dort die Fotos gemacht.
    »Ja?« Eine junge Frau erschien und sah von Danny zu Dana. Sie nickte der älteren Frau, die sie für eine Kundin hielt, freundlich zu.
    »Kannst du hier für eine Stunde oder so die Stellung halten? Ich muss weg.«
    Seine Kollegin schien überrascht. Sie nickte. »Ja, sicher. Denk aber an den Termin um fünf. Der Kunde hat extra nach dir gefragt«, erinnerte sie ihn.
    »Ja, ich denke dran.« Danny kam um die Theke herum und nahm seine Jacke von einem Garderobenständer. Er wandte sich zu Dana um. »Wollen wir?«
    Dana nickte und verließ gemeinsam mit Danny das Fotostudio.
    Sie saßen in einem kleinen Bistro nicht einmal einen Block von Dannys Arbeitsplatz entfernt. Sie hatten beide etwas zu trinken vor sich stehen – Danny einen Kaffee mit extra viel Milch, Dana einen Cappuccino. Viel hatten sie noch nicht gesprochen. Danny hatte eine Bemerkung übers Wetter gemacht.
    »Ich weiß, es ist lange her, aber . . . letzte Woche war Joshs Geburtstag.«
    Danny nickte. Er schien sich zu erinnern. »Richtig, der zweite«
    »Ja. Ich . . . habe mir das Foto angesehen und, nun, eine Freundin hat mich auf den Stempel aufmerksam gemacht. Sie meinte, dass ich über das Studio vielleicht den Fotografen finden könnte. Josh hat mir erzählt, dass ihr befreundet gewesen seid. Darüber hinaus hat er allerdings nichts erwähnt.«
    »Wir waren kein Paar im konventionellen Sinn. Josh und ich haben das eher locker gesehen, aber ich mochte Josh sehr«, erklärte Danny ihre Beziehung.
    »Ich wünschte, er hätte mir gesagt, dass er schwul war«, gab Dana zurück und sah ihr Gegenüber offen an. Sie hatte keine Vorurteile. Das sollte er wissen. Sie hätte die sexuellen Präferenzen ihres Sohnes akzeptiert. Das war ihr in diesem Moment wichtig.
    »Josh war nicht wirklich schwul. Er mochte Menschen. Das Geschlecht war ihm egal. Er war auch mit Mädchen zusammen – Frauen«, verbesserte sich Danny.
    Dana nickte. »Ich hätte es trotzdem gern gewusst.«
    »Ich glaube, er hätte es Ihnen auch gesagt, wenn . . .« Danny stockte und sah auf seine Hände in seinem Schoss.
    »Wenn er

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