Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
mir, ob Ihr glaubt, daß sie mich lieben könnte. Sagt es mir, um Himmels willen!«
    »Das kann ich nicht sagen.« Es ging wirklich nicht. Die Lüge wäre mir im Hals steckengeblieben. »Ihr müßt sie selbst fragen.«
    Er sprang hoch, riß die Tür auf und rannte aus dem Zimmer. Jane Parker, die uns gegenübergesessen hatte, blickte auf. »Schon wieder eine neue Eroberung?« fragte sie. Wie gewöhnlich verstand sie alles falsch.
    Ich warf ihr ein Lächeln zu, das an Giftigkeit dem ihren nicht nachstand. »Manche Frauen erwecken eben Sehnsüchte, andere nicht«, erwiderte ich schlicht.
     
    Er traf sie am Bowlingplatz, wo sie gerade elegant und in voller Absicht gegen Thomas Wyatt verlor.
    »Ich schreibe Euch ein Sonett«, versprach Wyatt. »Dafür, daß Ihr mir den Sieg überlassen habt.«
    »Nein, nein, der Kampf war fair«, protestierte Anne.
    »Wenn wir um Geld gewettet hätten, denke ich, würde ich jetzt wohl die Börse zücken«, erwiderte er. »Ihr Boleyns verliert doch nur, wenn Euch der Sieg keinen Vorteil bringt.«
    Anne lächelte. »Das nächste Mal müßt Ihr eben Euer Vermögen setzen«, provozierte sie ihn.
    »Ich habe kein Vermögen zu setzen, nur mein Herz.«
    »Würdet Ihr einen Spaziergang mit mir machen?« unterbrach Henry Percy die beiden, und seine Stimme klang dabei lauter als beabsichtigt.
    Anne zuckte ein wenig zusammen, als hätte sie ihn vorher nicht bemerkt. »Oh! Lord Henry!«
    »Die Dame spielt Bowling«, sagte Sir Thomas.
    Anne lächelte die beiden an. »Ich bin so gründlich geschlagen, daß ich nur zu gern einen Spaziergang machen würde, um |134| meine Strategie zu planen«, erwiderte sie und legte ihre Hand auf Lord Henry Percys Arm.
    Er führte sie vom Bowlingplatz fort, über einen gewundenen Pfad zu einer Bank unter einer Eibe.
    »Miss Anne«, hob er an.
    »Ist es nicht zu feucht, um sich hinzusetzen?«
    Sofort nahm er mit Schwung seinen prächtigen Umhang von der Schulter und breitete ihn für sie über die Steinbank.
    »Miss Anne …«
    »Nein, es ist mir doch zu kalt«, entschied sie und stand wieder auf.
    »Miss Anne!« rief er nun leicht erzürnt aus.
    Anne schenkte ihm ein verführerisches Lächeln.
    »Eure Lordschaft?«
    »Ich muß wissen, warum Ihr mir die kalte Schulter zeigt.«
    Sie zögerte einen Augenblick, dann ließ sie die kokette Maske fallen und wandte ihm ihr tiefernstes, wunderschönes Gesicht zu.
    »Ich wollte nicht kaltherzig sein«, antwortete sie langsam. »Nur vorsichtig.«
    »Warum?« rief er. »Ich habe Höllenqualen durchlitten.«
    »Ich wollte Euch nicht foltern. Ich wollte mich nur ein wenig zurückziehen. Sonst nichts.«
    »Warum?« flüsterte er.
    Sie blickte über den Garten zum Fluß. »Ich dachte, es wäre so besser für mich, vielleicht für uns beide«, erwiderte sie leise. »Unsere Freundschaft wäre mir sonst zu vertraut geworden.«
    Er wich unvermittelt einen Schritt von ihr zurück, kam dann wieder an ihre Seite. »Ich wollte Euch nie Unbehagen bereiten«, versicherte er ihr. »Wenn Ihr von mir das Versprechen verlangt hättet, daß wir Freunde bleiben und kein Hauch eines Skandals Euren Ruf trüben könnte, so hätte ich das gern versprochen.«
    Sie wandte ihm ihre dunklen Augen zu. »Könntet Ihr versprechen, daß wirklich niemand behaupten könnte, daß wir verliebt sind?«
    Stumm schüttelte er den Kopf. Natürlich konnte er nicht |135| versprechen, was ein so klatschsüchtiger Hof sagen oder nicht sagen würde.
    »Könntet Ihr versprechen, daß wir uns nie verlieben würden?«
    Er zögerte. »Natürlich liebe ich Euch, Mistress Anne«, erwiderte er. »Auf höfische Art. Auf höfliche Art.«
    Sie lächelte, als bereitete es ihr Genugtuung, das zu hören. »Ich weiß, es ist nichts als eine Tändelei im Mai. Für mich auch. Aber es ist ein gefährliches Spiel, wenn es ein gutaussehender Mann und ein Mädchen spielen, wenn viele Menschen nur zu bereitwillig sagen würden, daß wir wie füreinander geschaffen sind, vollkommen zueinander passen.«
    »Sagen sie das?«
    »Wenn sie uns beim Tanz sehen. Wenn sie sehen, wie Ihr mich anschaut. Wenn sie sehen, wie ich Euch anlächle.«
    »Was sagen sie sonst noch?« Er war von dieser Schilderung berückt.
    »Sie sagen, daß Ihr mich liebt. Sie sagen, daß ich Euch liebe. Sie sagen, daß wir beide bis über die Ohren verliebt waren, während wir zu spielen glaubten.«
    »O Gott«, stöhnte er bei dieser Offenbarung. »O Gott, genauso ist es.«
    »O Mylord! Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher