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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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Einhalt gebieten, noch dazu, wenn es um ihre eigene Mutter ging? Sie holte tief Luft.
    «Hoffentlich verlieren Sie bei Ihren jungen Liebhabern nicht auch eines Tages den Verstand, Madame!», sagte sie mit süßlicher Stimme.
    Peinliches Schweigen trat ein. Frau von Vorholzen kicherte unterdrückt, verstummte aber augenblicklich, als sie Gräfin Rommbarts wütender Blick traf. Die Spannung war so greifbar, dass es auch die anderen Gäste bemerkten. Sämtliche Gespräche verstummten, alle schauten zu ihnen herüber. Mit einem Mal herrschte eine tödliche Stille.
    Das Gesicht der Gräfin Rommbart war leichenblass geworden.
    «Was haben Sie nur für eine böse Zunge, mein Fräulein? Es ist ungeheuerlich, was Sie da behaupten, und entspricht in keiner Weise der Wahrheit! Ich verlange, dass Sie sich auf der Stelle bei mir entschuldigen!»
    Aller Augen richteten sich auf das junge Mädchen.
    Gleich wird man mich hochkant hinauswerfen, dachte Paulina. Sie wagte nicht, zur Gräfin Bahro hinüberzusehen.
    «Das will ich gerne tun», antwortete sie dann mit fester Stimme, «sobald Sie aufhören, die Familie meiner Großtante zu beleidigen.»
    Entsetztes Gemurmel brach aus. Die Gräfin Rommbart wurde nun puterrot im Gesicht. «Unverschämtes Ding! Wie können Sie sich nur so benehmen!»
    Paulina fühlte leichte Panik in sich aufsteigen. Aber es erschien ihr zu spät, um noch einen Rückzieher zu machen.
    «Wie heißt es doch so schön?», sagte sie beherzt und hoffte, dass ihre Stimme nicht allzu sehr zitterte. «Man soll nicht schlecht über andere sprechen, wenn man selbst etwas zu verbergen hat.»
    Um die Fassung der Gräfin Rommbart war es daraufhin endgültig geschehen. «Ich habe nichts zu verbergen!», kreischte sie. «Nehmen Sie das sofort zurück!»
    «In gewisser Weise muss ich dem jungen Fräulein zustimmen», meinte von Mencken beschwichtigend. «Es ist unschicklich, einen Menschen bloßzustellen, mit dem es das Schicksal so schlecht gemeint hat wie mit der Tochter des Barons Dornfeld.»
    Mehrere Gäste nickten zustimmend.
    «Nichtsdestotrotz», fuhr von Mencken fort und wandte sich an Paulina, «sollten Sie vorsichtig mit Ihren Behauptungen sein, Mademoiselle! Darf ich fragen, woher Sie Ihre … hm … Kenntnisse über unsere werte Gräfin Rommbart beziehen?»
    Paulina schien es an der Zeit, ein wenig Entgegenkommen zu signalisieren.
    «Ich habe einem Gespräch unter Dienstboten gelauscht», sagte sie und senkte in gespielter Demut die Augen. «Natürlich weiß ich nicht, ob es wahr ist, was sie redeten …»
    «Selbstverständlich ist es nicht wahr!», versicherte die Gräfin Rommbart lauthals und schaute dabei verständnisheischend um sich. «Es ist doch immer dasselbe mit dem Geschwätz der Dienstleute, nicht wahr?»
    Verlegen wandten die anderen Gäste sich ab und nahmen ihre verstummten Gespräche wieder auf. Immer wieder trafen verstohlene Seitenblicke die Gräfin Rommbart und das junge Mädchen, und in dem einen oder anderen lag eine gewisse Schadenfreude.
    Paulina hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Gleichzeitig entsetzt über ihren eigenen Mut und verärgert über die gemeinen Worte der Gräfin Rommbart, beugte sie sich über ihren Teller und verspeiste wie in Trance die darauf liegenden Köstlichkeiten, die ihr plötzlich nicht mehr schmecken wollten.
    Wie würde es nun weitergehen? Den Zorn der Gräfin Bahro konnte sie sich lebhaft ausmalen. Schließlich hatte sie ihre Großtante soeben bis aufs Blut blamiert.
    Als Paulina den Kopf hob, begegnete ihr Blick dem der ältesten mecklenburgischen Prinzessin. Beschämt wollte Paulina sich abwenden, doch dann bemerkte sie, dass in den Augen dieses bisher so unnahbar wirkenden Mädchens ein geradezu leidenschaftliches Funkeln war. Sekundenlang sahen die beiden sich an, und die Lippen der Prinzessin verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln.
    Dann neigte sie sich langsam zu dem neben ihr sitzenden Graf Gondern und flüsterte ihm etwas zu. Er runzelte bei den Worten der Prinzessin erstaunt die Augenbrauen.
    Nun wird er zu mir kommen und mich auffordern, das Palais sofort zu verlassen, dachte Paulina.
    Doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil – das Essen ging weiter, als hätte es den peinlichen Vorfall nie gegeben.
    Irgendwie überstand Paulina die verbleibenden, ihr endlos erscheinenden Minuten des Soupers. Als die Gesellschaft sich von der Tafel erhob, beeilte sie sich, im Strom der Gäste aus dem Salon zu huschen. Sie hatte beschlossen,

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