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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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war ein gutes Zeichen. Er hoffte, dass Annie das Advil, das Rusty ihr gegeben hatte, nicht wieder ausgespuckt hatte. Es würde das Fieber senken. Er hatte etwas Penizillin, das er verabreichen könnte, wenn es sein musste, falls sie eine Sekundärinfektion bekam, aber er würde es ihr erst geben, wenn sie Essen bei sich behalten konnte.
    Er wusch die Schüssel aus, schrubbte sie sorgfältig mit Chlorox, dann reinigte er das Waschbecken ebenfalls mit Chlorox. Er trug die Schüssel zurück in den Hauptraum.
    »Ich kümmere mich um dich, Evie. Lass mich dir ein Kissen unter den Kopf schieben.«
    »Ich fühle mich scheiße, mein Kleiner.«
    Er ist so glücklich, sie für sich zu haben, dass es ihm sogar egal ist, dass sie ihn ›Kleines‹ nennt. Sie hat Grippe, nichts Lebensbedrohliches, aber wenn sie krank ist, gehört sie ganz ihm.
    Er liebkost ihr Gesicht. Er liest ihr Gedichte von Edna St. Vincent Millay vor, und sie lässt zu, dass er sich neben sie legt, er hält sie, während sie schläft.
    Wheaton stellte die Schüssel auf den Reinigungswagen, dann entfernte er die Schweinerei auf dem Boden neben dem Sofa. Wasser und Seife, Mopp, Chlorox, noch mehr aufwischen, dann ordentlich mit einem Lappen nachwischen. Als der Boden schließlich so sauber war, dass man davon hätte essen können, riss er die Handschuhe von seinen Händen, warf sie mit den dreckigen Lappen in eine Tüte und wusch sich die Hände.
    Aus dem Regal im Besenschrank holte er ein Laken und ein Kissen, die in einer Plastiktüte eingeschweißt waren, damit Bakterien und Staub sie nicht verunreinigten. Er breitete die Decke über Annie und schob ihr das Kissen, sauber bezogen, unter den Kopf, sodass sie leichter atmen konnte. Er zog einen Stuhl neben das Bett und öffnete seine Arzttasche.
    Er musste Annie nur ansehen, um zu erkennen, dass das Advil noch nicht wirkte, sie hatte immer noch hohes Fieber. Er nahm das digitale Ohrthermometer aus seiner Tasche, eines der vielen technologischen Wunder, die er mitgebracht hatte. Er schaltete es ein, steckte ihr die Spitze ins Ohr. Sekunden später piepste es, und er bekam eine Gänsehaut: 40,1.
    Zwei der Kinder, die er durch den Korridor geholt hatte, waren gestorben, als ihr Fieber über vierzig gestiegen war.
    Wheaton lief ins Badezimmer und füllte die Wanne mit lauwarmem Wasser. Solange es kühler war als ihre Körpertemperatur, würde es helfen, ihr Fieber zu senken. Es würde ihr nicht gefallen, aber er hatte keine andere Wahl. Er eilte zurück in den Wohnraum, setzte sie auf. Die Laken rutschten von ihr herunter. Sie stöhnte. Ihr Kopf fiel nach links, sie versuchte, Pete wegzustoßen, hatte aber nicht die Kraft dazu.
    »Es ist okay«, sagte er sanft. »So wird das Fieber runtergehen, ich verspreche es.«
    Sie trug immer noch ihren Badeanzug, darüber Shorts und ein T-Shirt, also zog er ihr Shirt und Shorts aus, nahm sie hoch, und trug sie ins Bad. Als er sie in die Wanne setzte, riss sie die Augen auf und zuckte nach vorn, sie griff nach dem Wasserhahn, dem Duschvorhang, allem, was sie erreichen konnte, um sich aus dem Wasser zu ziehen. Wheaton packte sie an der Schulter und drückte sie nach unten.
    »In ein paar Minuten fühlst du dich besser, Annie.«
    Er nahm eine Plastiktasse vom Rand der Badewanne, füllte sie mit Wasser, goss es ihr über die Schultern. Sie zuckte, dann löste sie sich aus seinem Griff und entriss ihm die Tasse. In die Wanne gesetzt zu werden, dachte er, hatte ihre Lebensgeister offenbar wiederbelebt und ebenso ihren Widerstand.
    »Mach ich selber«, nuschelte sie. »Nicht zugucken.«
    Damit zerrte sie den Duschvorhang zu, und Wheaton trat einen Schritt zurück. Er lauschte dem Platschen des Wassers, die Tasse schrammte über die Seitenwände der Wanne. Minuten vergingen. »Wie lange soll ich hier drinbleiben?«, fragte sie, nicht mehr so undeutlich.
    »Bis das Fieber runtergeht.«
    »Rusty hat mir Advil gegeben.«
    »Die du vielleicht erbrochen hast.«
    »Haben Sie ein Thermometer?«
    »Ich messe deine Temperatur.«
    Sie riss den Duschvorhang zur Seite und starrte ihn an. Wassertröpfchen hingen an den Spitzen ihrer dicken dunklen Wimpern. Ihr Haar, ein Wasserfall, so schwarz wie Kohle, klebte an ihrem Hals. »Ich bin dreizehn Jahre alt. Ich kann meine Temperatur selber messen. Und wenn Sie sich sorgen sollten, dass ich schummele oder so – warum sollte ich? Ich fühle mich gar nicht gerne scheiße, okay?«
    »Hey, erste Regel. Nicht fluchen.«
    Man musste sie immer wieder an

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