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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Bad.
    Elinn verbot sich, Angst zu haben. Sie war in einer wichtigen Mission unterwegs, sagte sie sich, einer Mission, die nur sie erfüllen konnte. Die Marsianer zählten auf sie. Sie vertrauten ihr. Sie warteten darauf, dass sie zu ihnen kam.
    Aber unheimlich war es schon, so zur Unbeweglichkeit verdammt in dem engen Stauraum unter der Sitzbank zu liegen und den Flug über sich ergehen zu lassen, der auf diese Weise ewig zu dauern schien.
    Sie dachte daran, wie sie vor einigen Monaten die Löwenkopf-Formation gefunden und schließlich die blauen Türme entdeckt hatten. Sie hatten sich dazu das Marsflugzeug …nun ja, ausgeliehen . Ronny hatte es gesteuert. Sie hatte damals keinen Augenblick daran gezweifelt, dass er das konnte; Flugzeuge waren schon seit jeher Ronnys Leidenschaft. Es war oft ziemlich nervig gewesen, dass er, anstatt seine Schullektionen zu machen, mit dem Simulator irgendwelche alten Flugzeuge durch virtuelle Lüfte flog. Aber dafür hatte es sich dann letztlich gelohnt.
    Während dieses Fluges, um den die Erwachsenen nachher so einen Aufstand gemacht hatten, hatte Elinn sich vollkommen sicher gefühlt. Die gewaltigen Schwingen des Flugzeuges hatten sie alle vier durch die dünne Marsatmosphäre getragen, hatten sie gehalten, und wäre das Triebwerk ausgegangen, wären sie einfach sanft abwärts gesegelt und irgendwo gelandet.
    Die Flugboote dagegen fühlten sich völlig anders an. Sie waren schneller, natürlich. Aber sie ritten auf den Strahlen ihrer Triebwerke, bockten und ruckten immer dann, wenn man es am wenigsten erwartete, und nichts hielt sie am Himmel als schiere Energie. Würde das Triebwerk versagen, fiele das Flugboot in die Tiefe wie ein Stein.
    Doch zum Glück war das noch nie vorgekommen und es geschah auch diesmal nicht. Das Dröhnen der Triebwerke, das in Elinns Versteck besonders ohrenbetäubend war, veränderte sich nur leicht, als das Flugboot zur Landung ansetzte. Sie drehte mühsam den Kopf, um einen Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk zu werfen. Sechs Uhr drei. Das war ziemlich pünktlich. Zwei bis zweieinhalb Stunden dauerte der Flug von der Marssiedlung zum Löwenkopf, je nach den Windverhältnissen.
    Der Schub wurde gedrosselt, das Vibrieren in Elinns Rücken ließ nach. Sie konnte sich die Landung lebhaft vorstellen, auch wenn sie jetzt natürlich nichts sah. Wie sich das Boot langsam herabsenkte, während unten scheinbar nichts weiter war als weite, eintönig graue Wüste. Wie dann plötzlich, wie herbeigezaubert, Berge auftauchten, ein sichelförmiger Bergzug, der von oben betrachtet wie die stilisierte Mähne eines Löwen wirkte und ein Hochplateau umschloss, in dem man die Schnauze des Löwen zu erkennen meinte. Und dazwischen die beiden großen blauen Türme, die Augen des Löwengesichts.
    Dieses Phänomen nannte man Tarnschirm, ohne dass jemand gewusst hätte, was es war oder wie es funktionierte. Auf alle Fälle war es so, dass man, wenn man höher als zweitausendneunhundert Meter flog, nichts von der Löwenkopf-Formation sah, sondern auf eine Wüstenlandschaft blickte. Deswegen hatte man sie vom Weltraum aus nicht entdecken können. Auf den Aufnahmen der Satelliten, die den Mars umrundeten, sah man sie bis heute nicht.
    Das Flugboot setzte wippend auf, die Triebwerke wurden abgeschaltet. Die plötzliche Stille lag für einen Moment wie Druck auf den Ohren. Dann hörte Elinn das Gurgeln in den Tanks und die Pumpen, die mit leisem Winseln nachliefen, und das Gefühl, taub zu sein, verschwand wieder.
    Jetzt hieß es aufpassen. Das war ihr von Anfang an klar gewesen: dass der Moment nach der Landung der kritischste Augenblick sein würde. Sie musste eine Gelegenheit finden, das Flugboot unbemerkt zu verlassen. Wenn sie den falschen Zeitpunkt wählte, würden die Piloten sie entdecken, und das wäre nicht gut für ihre Mission.
    Einstweilen blieb sie, wo sie war, und lauschte nur angestrengt. Da, das war die Tür, die geöffnet wurde. Die Luft aus dem Innenraum entwich zischend ins Freie. Viel war es ohnehin nicht gewesen; wenn keine Passagiere an Bord waren, sondern nur Ladung, kümmerte man sich nicht um die Belüftung. Deswegen hatte Elinn wohlweislich ihren Raumanzug angezogen.
    Ein Rumpeln. Die ersten Kisten wurden ausgeladen. Das Flugboot machte schaukelnde Bewegungen. Das Geräusch eines schweren Space-Containers, der über den geriffelten Metallboden der Kabine gezerrt wurde. Dann wurde er hinausgewuchtet und das Flugboot wippte erleichtert ein Stück in die

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