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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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nicht ein wenig risikobereit sein?«
    Da kam mir ein Gedanke: Und wenn dies Cormac wäre? Wenn er hier wäre und mir drohte, in einer überfüllten Lobby das Feuer zu eröffnen, falls ich nicht seinen Anweisungen folgte - würde ich ihm glauben? Glaubte ich wirklich, dass er es täte? Nein, natürlich nicht. Doch wenn ich mir Sylvia so ansah, war da mehr als die kalte, kalkulierende, unerschütterliche Miene, die ich an Cormac gesehen hatte, wenn er einen Auftrag ausführte, wenn er gleich etwas töten würde - oder gerade etwas getötet hatte. Jemanden. Sie hatte ein fanatisches Glitzern in den Augen, etwas Berserkerhaftes. Wieder kamen mir Brendas Worte in den Sinn: Sylvia hielt sich nicht an Regeln. Also, ja, ich glaubte, dass sie mich hier erschießen würde, wenn ich nicht nachgab.
    Ich ging los, und sie hielt Schritt, seitlich an meinem Arm, und ein kleines Stück hinter mir; sie führte mich aus der Lobby und den Flur zu den Aufzügen entlang. Sie war einen halben Kopf kleiner als ich. Ich konnte sie ohne Weiteres überwältigen. Bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie die Waffe zog. Ich fragte mich, was sie vorhatte. Vielleicht würde sie mich auf ein Zimmer bringen, mich leise erschießen, draußen zu den Mülltonnen schaffen. Oder vielleicht würde sie mich nach draußen zu einem Wagen dirigieren, in die Wüste fahren, außer Sichtweite der Überwachungskameras. Niemand würde es je erfahren.
    Ich versuchte, ein Gespräch aufrechtzuerhalten. Die Leute tendierten dazu, weniger zu schießen, während sie sich unterhielten. »Habt ihr also einen Käufer gefunden? Jemanden, der gewillt ist, ein Kopfgeld auf mich auszusetzen? Denn die meisten Leute würden nicht so weit gehen. Ich bin nämlich berühmt.«
    Sie feixte. »Das hier ist einfach nur zum Spaß.«
    »Aha«, sagte ich. »Heißt das, dass ihr Ben auch habt?«
    »Warum sollten wir ihn wollen? Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was er in dir sieht, aber ich habe nichts gegen ihn.«
    Das bedeutete, dass sie nichts von seinem Werwolfdasein wussten, dass sie es nicht auf ihn abgesehen und ihn nicht in ihre Gewalt gebracht hatten. Ich sollte Brenda anrufen.
    Ich schluckte und atmete tief durch. Beruhigte die Wölfin. Musste nachdenken. »Cormac wird euch erledigen, wenn er hiervon Wind bekommt. Das weißt du.«
    »Cormac sitzt im Knast. Es gibt Möglichkeiten, an ihn heranzukommen. Du glaubst doch nicht wirklich, dass er im Gefängnis sicher ist, oder?«
    Im Gefängnis konnte jemand auf eine Million Arten sterben, und niemand würde es eigenartig finden. Herrgott, welch Schlamassel! Ich konnte ihn noch nicht einmal warnen.
    Musste weglaufen, musste kämpfen, durfte nicht einfach aufgeben, musste etwas tun. An der Innenseite meiner Haut kitzelte Fell. Ich würde jeden Moment aufbrechen, und die Wölfin würde herausspringen. Wenn ich mich nicht retten konnte, würde sie es für mich tun. So funktionierte es nun einmal.
    Meine Atmung ging zu schnell, und ich schwitzte trotz der eisigen Luft der Klimaanlage. Jetzt befanden wir uns in einem ruhigen Korridor. Boris ging einige Schritte hinter uns. Die Türen, an denen wir vorbeikamen, sahen aus, als führten sie in Abstellkammern oder Büros - in beiden Fällen wären sie abgesperrt und boten keinen Fluchtweg. Vielleicht konnte ich weglaufen, sobald wir einmal draußen waren.
    Wir befanden uns in der Nähe von Odysseus Grants Theater. Ich fragte mich ...
    Dort, um die Ecke, befand sich der Notausgang, den ich benutzt hatte, als ich mich hinter die Kulissen geschlichen hatte.
    Ich rannte los.
    Was hatte ich schon zu verlieren? Wir befanden uns nicht mehr in einer Menschenmenge. Sie konnte mir nicht mehr mit dem Tod Unschuldiger drohen. Ich sah nicht nach, ob sie ihre Waffe zog oder nicht. Ich musste einfach nur weg und hoffen, dass ich schneller laufen konnte als sie schießen. Und ich konnte schnell laufen. Die Wölfin floss mir durch die Adern.
    Hinter mir erklangen Schritte, doch ich war schneller. Ich warf mich gegen die Tür, stieß sie auf und lief weiter.
    Mit einem lauten Knall explodierte der Putz hinter mir. Schüsse. Sie war tatsächlich verrückt genug, im Hotel zu schießen. Doch sie traf nur die Wand. Ich beschleunigte.
    Mein Plan war, in den Irrgarten hinter der Bühne zu laufen, umzukehren, mir einen anderen Ausgang suchen, entkommen. Evan und Brenda informieren. Die Polizei rufen. Irgendetwas.
    Ich duckte mich in einen anderen, schwarz gestrichenen Gang. Dann musste ich falsch abgebogen sein, denn ich

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