Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
Schüben. Seine geliebten Nationalisten schnitten in Umfragen zunehmend schlecht ab, und Vernals Traum von einer » sozialistischen Schottenrepublik « rückte in weite Ferne. Fox überflog den Text. Einige Passagen waren unterstrichen. Alan Carters handschriftliche Notizen waren fast unleserlich. Er hatte ganze Romane verfasst. Keine Spur von einem Computer oder einem Laptop, was bedeutete, dass nichts davon abgetippt worden war. Fox fragte sich, wer ihm den Auftrag erteilt hatte und warum. Plötzlich fiel ihm ein Foto ins Auge. Eine weitere Parteiversammlung, aber ein älteres Bild, Vernal mit Anfang zwanzig, so wie es den Anschein hatte. Mehr Haare auf dem Kopf, schlanker um Brust und Bauch, aber wieder der weit aufgerissene Mund und die geballte Faust. Neben ihm stand ein weiterer junger Mann, und Fox war völlig perplex, als er ihn erkannte. Es war Chris – der Cousin seines Vaters –, der auf diesem Bild genauso aussah wie auf dem Foto, auf dem er Jude auf den Schultern trug. Fox nahm das Bild vom Tisch und starrte es an. Es war aus der Fife Free Press ausgeschnitten worden. Kein Datum, nur wenige erklärende Zeilen: ein Picknick der SNP auf dem Golfplatz von Burntisland; » Der bekannte Edinburgher Anwalt Francis Vernal hält die Nachmittagsrede. « Und Chris stand neben ihm, lachte und feuerte die Applaudierenden an.
Fox ging ein paarmal im Zimmer auf und ab, das Bild immer noch in der Hand. Dann faltete er es zusammen und steckte es ein, sah sich um, als fürchtete er, jemand könne es gemerkt haben. Auf einer Kommode hinter der Tür stand ein Telefon, und er ging hin. Daneben ein Adressbuch. Es lag aufgeschlagen auf dem Bauch. Fox nahm es und sah, dass es die Seite mit den Nachnamen beginnend mit C war. Paul Carters Name stand da – Festnetz und Handy. Fox blätterte das Buch durch, war nicht sicher, was er darin zu finden hoffte. Einige Visitenkarten fielen heraus, und er bückte sich, um sie aufzuheben. Eine stammte aus einem indischen Restaurant, eine andere war die einer Autowerkstatt. Eine dritte aber gehörte einem Mann namens Charles Mangold. Er war Seniorpartner einer Anwaltskanzlei namens Mangold Bain mit einer Adresse in New Town, in Edinburgh. Fox übertrug die Angaben in sein Notizbuch, tippte dann mit seinem Stift gegen den Telefonhörer und starrte erneut auf die Seite mit den Cs. Drei Namen standen da, einer dick durchgestrichen, was wahrscheinlich bedeutete, dass die Person in Alan Carters Leben keine Rolle mehr spielte oder gestorben war. Zwei Namen blieben übrig.
Einer davon war der von Paul Carter …
Fox nahm den Hörer und wählte 1471 . Die Computerstimme teilte ihm mit, dass der letzte Anruf, der auf diesem Anschluss eingegangen war, von Paul Carters Handy stammte. Der Anruf hatte am vorangegangenen Abend stattgefunden, kaum eine Stunde bevor Alan Carter gefunden worden war. Fox legte auf und öffnete die Schubladen der Kommode. Alles sauber und ordentlich: Alan Carter bewahrte hier sorgsam abgeheftet seine Kontoauszüge und Nebenkostenabrechnungen auf. Die Telefonrechnungen waren alle mit Einzelverbindungsnachweis. Es gab keinerlei Hinweise darauf, dass Alan seinen Neffen in den vorangegangenen sechs Monaten angerufen hatte. Natürlich nicht, denn sie hatten sich nicht sehr nahe gestanden – hatte Alan das nicht selbst gesagt? Aber kaum wird Paul aus der Haft entlassen, hat er das dringende Bedürfnis, seinen Onkel anzurufen. Fox fragte sich, weshalb. Er sah sich erneut im Zimmer um. Wo kam die ganze Unordnung her? Hatte Alan Carter irgendwas so wütend gemacht, dass er die Blätter vom Tisch auf den Boden gefegt hatte? Oder war das jemand anders gewesen?
Fox zuckte zusammen, als es am
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