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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Rasenflächen waren sorgfältig gestutzt, die Hunde gut erzogen und die
Häuser um ein Uhr nachts längst dunkel, wie es sich gehörte.
    Den Lichtkegeln der Straßenlampen konnte er leicht ausweichen.
Von Kopf bis Fuß schwarzgekleidet glitt er durch die Dunkelheit. Der
leichte Nebel würde ihm später beim Rückflug vielleicht einige
Schwierigkeiten machen, aber im Moment hatte er eher das Gefühl, er sei
speziell für ihn aufgestiegen. Das Licht des Halbmonds wurde immer
wieder von vorbeiziehenden Wolken verdeckt, und in der Luft lag schon
ein milder Hauch von Frühling.
    Er umrundete Wyatts Grundstück. Das Haus war ein ausgedehntes
Backsteingebäude mit weißen Säulen. Es stand kein Auto in der Auffahrt.
Im Licht der Scheinwerfer, die das Grundstück beleuchteten, um
Einbrecher abzuschrecken, sah er einige ordentliche Beete mit goldenen
Osterglocken und mehrere immergrüne Bäume. Es tat ihm beinah leid, daß
Sam in Washington war, denn was für ein Genuß wäre es gewesen, sich in
sein Haus zu schleichen und ihn nach Herzenslust zu bestehlen, während
er friedlich schnarchte.
    Im Schutz eines hohen Zauns und einiger alter Laubbäume
näherte sich Luke schließlich dem Haus.
    Als er an der Alarmanlage zu arbeiten begann wünschte er,
Roxanne wäre bei ihm. Die neuen computergesteuerten Systeme waren ein
Ärgernis für jeden kreativen Einbrecher. Roxanne mit ihrem Sinn für
Ordnung und ihrem logischen Verstand kam mit diesen Dingern dagegen
bestens zurecht.
    Obwohl er ihre Anweisungen genauestens im Kopf hatte, brauchte
er zweimal so lange wie sie gebraucht hätte. Aber das mußte er ihr ja
nicht unbedingt erzählen.
    Zufrieden ging er danach zur Hintertür und knackte geschickt
das Schloß. Diese Methode war ihm allemal lieber als ein Brecheisen zu
benutzen, was jeder drittklassige Ganove fertigbrachte. Und erst recht
würde er nie eine Glasscheibe einschlagen, wozu überhaupt keine
Geschicklichkeit erforderlich war.
    Die altvertraute Aufregung erfaßte ihn, als er ein
ordentliches Wohnzimmer betrat, in dem es nach Limonenöl und Glyzinien
roch. Es war immer wieder etwas Unbeschreibliches, in einem dunklen
fremden Haus zu stehen – fast so, als belausche man die
Geheimnisse der abwesenden Bewohner. Luke ging leise weiter in den
Korridor und wandte sich nach links zu Sams Büro. Ihm juckten bereits
die Finger, endlich den Safe zu öffnen.
    Er brauchte kein Licht. Seine Augen hatten sich rasch an die
Dunkelheit gewöhnt, und er kannte den Grundriß des Hauses
wahrscheinlich sehr viel besser als sein Besitzer.
    Die Stille in einem leeren Haus war etwas Besonderes. Luke
genoß diese Atmosphäre jedesmal wieder aufs neue.
    Er stand bereits in Sams Büro, als er plötzlich spürte, daß
irgend etwas anders war – und in der nächsten Sekunde flammte
blendend hell das Licht auf.
    »Komm nur herein, Luke.« Sam lehnte sich in seinem ledernen
Schreibtischsessel zurück und lächelte. »Ich habe dich erwartet.
Bitte.« Er deutete auf einen Stuhl. Luke sah die Pistole, die er in der
Hand hielt. »Leiste mir bei einem Drink Gesellschaft.«
    Auf dem Schreibtisch standen zwei Gläser Brandy. Luke wußte
augenblicklich, daß er in eine Falle getappt war.
    »Wie lange weißt du es schon?«
    »Oh, bereits seit einigen Monaten.« Ohne die Waffe zu senken,
beugte er sich vor, um nach seinem Glas zu greifen. »Ich schäme mich
direkt, daß ich nicht schon viel früher darauf gekommen bin. Statt
dessen war ich bisher davon ausgegangen, daß sich die Nouvelles ihren
extravaganten Lebensstil dank irgendwelcher kleinen Erpressungen oder
einiger harmloser Betrügereien leisten könnten. Setz dich. Es tut mir
wirklich sehr leid, daß du allein gekommen bist.«
    »Ich arbeite immer allein«, erwiderte Luke in der Hoffnung,
wenigstens noch retten zu können, was zu retten war.
    »Du warst schon immer herzergreifend ritterlich. Setz dich«,
wiederholte er. Sams Stimme klang eiskalt. Luke sah ein, daß es klüger
war, ihm zu gehorchen. »Der Brandy ist hervorragend.« Sam stellte sein
Glas zur Seite, um nach dem Telefon zu greifen. »Keine Angst«, sagte
er, als er das Aufblitzen in Lukes Augen bemerkte. »Ich rufe nicht die
Polizei. Ich glaube kaum, daß wir sie brauchen.« Er drückte eine Reihe
von Knöpfen und wartete. »Er ist da. Ja. Kommen Sie durch die
Hintertür.« Lächelnd legte er den Hörer wieder auf. »Eine kleine
Überraschung. So, und worüber wollen wir uns solange unterhalten?«
    »Wenn du mich wegen Einbruchs

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