Die Todesgöttin
nicht fürchtete, der ihr sogar den Kampf ansagen würde.
»Wir bringen dich zu Mandra Korab«, erklärte Sabu. »Er wird dir sicherlich weiterhelfen.«
»Wer ist das?« fragte der Engländer.
Da lächelte Sabu. »Ein Mann, den wir gut kennen und der keinerlei Furcht kennt. Auch nicht vor Kali.«
»Gibt es denn jemanden, der sich nicht fürchtet?«
»Ja, Mandra Korab.«
***
Mandra Korab wusste, dass wir kamen. Er hatte zwar kaum etwas verstanden, weil die Verbindung mehr als schlecht war, aber er rief zurück und bestätigte meinen Anruf, wobei seine Stimme ebenfalls vom Rauschen der Leitung fast übertönt wurde.
Zu dritt machten wir uns auf die Reise. Bill Conolly, Suko und ich.
Der Reporter hatte noch mit der Redaktion einer großen Illustrierten telefoniert und einen Bericht über Kalkutta versprochen. Er befand sich nicht zum ersten mal in Indien. Ich brauchte nur an den Fall mit den Flugvampiren zu denken, als Bill in Indien ein schreckliches Abenteuer erlebte und mich durch so etwas wie Telepathie auf seine Nöte aufmerksam machen konnte.
Aber das lag lange zurück.
Ich war in meinem Leben schon oft geflogen. Ich nutzte jedesmal die Gelegenheit für ein Nickerchen. In der übrigen Zeit aß ich und sah mir Filme an.
Sogar ein Gruselstreifen war dabei. Er hieß »Terror Eyes« und handelte von einem Frauenköpfer, der Boston unsicher machte.
Der Film war gut gemacht, ein Lob dem Regisseur, der schon fast die Qualitäten des leider verstorbenen Alfred Hitchcock zeigte.
Der zweite Film hatte eine für meinen Geschmack zu seichte Story.
Irgendeine Liebesgeschichte, die mich einschläferte.
In Bahrain landeten wir zwischen, hatten Aufenthalt, durften die Maschine nicht verlassen, und durch die Fenster konnten wir die hohen Bohrtürme sehen, die das Gold der Wüste, das Öl, aus dem Boden pumpten. Das Emirat Bahrain war durch sein Öl reich geworden. Der kleine Staat kannte keine Schulden.
Nach über einer Stunde flogen wir weiter Richtung Osten.
Kurs auf den gewaltigen indischen Subkontinent, auf ein Land, in dem Märchen noch Wirklichkeit werden konnten.
In Indien gab es einen ungeheuren Luxus, gleichzeitig auch eine unvorstellbare Armut. Fortschritt und Tradition paarten sich dort, wobei der Fortschritt zumindest an einigen Punkten als bedenklich angesehen werden konnte, weil er es nicht geschafft hatte, das Land aus der Not herauszureißen.
Indien war das Land der Gaukler, der Gurus und Märchenerzähler. Dazu zerrissen in viele Provinzen, wo zahlreiche Sprachen und Dialekte gesprochen wurden. Die Menschen aus dem Norden verstanden ihre Landsleute im Süden nicht, ebenso verhielt es sich mit dem West-Ost-Gefälle. Wir würden von dem Land an sich kaum etwas mitbekommen und konnten uns auch nicht um die Sorgen der Bevölkerung kümmern.
Unsere Aufgabe war eine andere.
Die Vernichtung der Todesgöttin Kali!
Ob uns das gelingen würde, stand wirklich in den Sternen. Ich hatte inzwischen genug über Kali gelesen. Sie war gefürchtet, die Menschen hatten Angst vor ihr, gleichzeitig jedoch beteten sie die Göttin an. Sie erhofften sich von ihr Macht und Geld, damit sie aus dem Strudel der Armut gerissen wurden.
Die Göttin mit den vier Armen. Wer in ihre Nähe kam, war rettungslos verloren. Es sei denn, er würde eine Waffe bei sich tragen, mit der er sich verteidigen konnte.
So eine Waffe hatte ich mitgenommen.
Es war das Schwert, das ich dem Dämonenhenker Destero abgenommen hatte. Es lag wohl verpackt in einer Schatulle. Sollten wir tatsächlich der Göttin gegenübertreten, so hoffte ich, dass ich mit der schwarzmagischen Waffe etwas gegen den vierarmigen weiblichen Dämon ausrichten konnte.
Mit der Klinge wollte ich ihr die Arme abhacken!
Die Maschine war nur etwa bis zur Hälfte besetzt. Ich hatte einen Fensterplatz erwischen können und schaute hinaus. Wir flogen über den Wolken. Die Sicht war Spitze, und wir hatten einen strahlend blauen Himmel. Er spannte sich wie ein unendliches Tuch über uns, seine Weite wirkte irgendwie gigantisch. Wenn man darüber nachdachte, kam man unweigerlich zu dem Resultat, dass man als Mensch doch klein und unbedeutend war.
Suko schlief.
Bill machte sich irgendwelche Notizen. Ich wollte ihn auch nicht stören, so schlenderte ich in den hinteren Teil des Flugzeuges, wo eine kleine Bar aufgebaut war. Man konnte dort sitzen und einen Drink nehmen.
Außer mir saß noch ein Paar dort und trank Tee.
Die braunhäutige Stewardess lächelte charmant, als
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