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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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beleuchtete die kostbaren Gobelins, die sich an den vertäfelten Wänden mit riesigen Spiegeln abwechselten. Die hohen Sprossenfenster wurden von tiefroten, üppigen Portieren umrahmt. Ich war schwer beeindruckt.
    »Alle auspacken«, kommandierte Patrick, »und so auf dem Tisch arrangieren, wie es auf diesem Plan steht.« Er hatte ein Blatt Papier aus der Tasche gezogen und legte es auf den Tisch. »Die Kartons sind nummeriert, wie ihr seht, und auf diesem Plan stehen ebenfalls Nummern. Seid bitte vorsichtig mit den Torten. Bis gleich.«
    »Warum sollen sie die Torten denn jetzt schon auspacken?«, flüsterte ich. »Wir brauchen sie doch erst morgen.«
    »Ich möchte die Torten als Gruppenbild knipsen, noch sind sie unversehrt.«
    »Aber die Dekoration ist noch nicht fertig.«
    Er zog mich zu einem großen Koffer und öffnete den Deckel. Der Koffer war bis zum Rand gefüllt mit Stoffblüten, Federn, glitzernden Ketten und anderem Deko-Firlefanz. »Wir können zumindest improvisieren, wie du siehst. Du hast es doch nicht eilig?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Na siehst du. Und so bekommst du ein kleines Warm-up für den morgigen Tag, dann trifft dich der Affenzirkus nicht ganz so unvorbereitet.«
    Ich sah mich genauer um, und jetzt fielen mir auch die in einer Ecke des Raums bereitstehenden Scheinwerfer auf, die Samtdraperien hinter dem Tisch und der barocke Sessel, der daneben stand. Die vier Helfer, die vorsichtig die Kartons auspackten und die Torten positionierten, arbeiteten rasch und umsichtig. Patrick erklärte mir, dass er sie in Berlin für diese Produktion engagiert hatte.
    Ich stürzte mich auf den Koffer mit den Requisiten und machte mich daran, die Torten herzurichten. Bei einigen improvisierte ich, andere konnte ich beinahe nach Plan gestalten. Ich hielt mich allerdings mit der Dekoration zurück, damit die Torten sich auf dem Gruppenbild nicht gegenseitig die Show stehlen konnten. Patrick baute seine Kamera auf und kam dann zu mir an den Tisch, um das Ergebnis zu begutachten. Er nickte anerkennend.
    »Komm, ich habe eine Überraschung für dich«, sagte er und nahm meine Hand.
    Er führte mich in einen weiteren Raum, der mit einigen Schminktischen und Kleiderständern zu einer provisorischen Garderobe umgebaut worden war. Die Wände hatte man mit Stoff verhüllt, der Boden war mit billigem Teppichboden ausgelegt – wohl, um das kostbare Parkett zu schützen.
    »Nebenan ist der Audienzsaal, da ist aber jetzt alles dunkel. Du musst dir morgen unbedingt die Ledertapeten angucken, die hätte ich ausgesprochen gern für mein Wohnzimmer.« Er grinste und dozierte weiter: »Wir sind hier ungefähr auf halber Strecke zwischen den beiden Locations. Die haben uns den Raum nicht gern gegeben, aber die einzige Alternative wäre die Gemäldegalerie gewesen, und das kam überhaupt nicht infrage. Wir sind hier im Edzardzimmer. Guck mal.«
    Er lüpfte den Stoff an der Wand neben sich. Ich hatte mich schon gefragt, was sich unter der auffälligen, eckigen Wölbung wohl verstecken könnte. Eine Telefonzelle vielleicht? Aber zum Vorschein kam ein jadegrüner, reich verzierter Kachelofen, der von vier sitzenden Löwenfiguren getragen wurde.
    »Nicht schlecht.« Ich fuhr mit dem Finger über die glatt polierte Oberfläche und zeichnete die Linien eines der Porträtreliefs auf dem Ofen nach.
    Einer der Schminkplätze war beleuchtet, und jetzt bemerkte ich auch die Frau neben dem Stuhl. Sie lächelte und schien uns erwartet zu haben.
    »Das ist Christin«, erklärte Patrick, »meine Stamm-Visagistin. Christin, das ist Helene.«
    »Hei«, sagte Christin fröhlich, »setz dich.«
    Wer? Ich? Was sollte das denn jetzt werden?
    Ich sah Patrick fragend an, und er sagte: »Helene, ich möchte dich fotografieren. Mit deinen Torten. In diesem Kleid.«
    Patrick ging zu einem der Kleiderständer und nahm einen Bügel, auf dem etwas Langes, Gebauschtes hing, das von einer Stoffhülle verdeckt wurde. Er hängte den Bügel an den mannshohen Spiegel neben dem Schminktisch und zog an der Hülle einen Reißverschluss auf. Grüner Samt quoll hervor, in einem Farbton zwischen Laubfrosch und Maigrün und Limette. Eine unglaubliche Farbe, in die ich mich sofort verliebte.
    »Du glaubst doch nicht, dass ich in eines deiner Kleider passe«, sagte ich, nur um etwas zu sagen.
    »Das habe ich für dich genäht. Das wird dir wie angegossen passen.«
    »Woher hast du denn meine...?« Plötzlich wusste ich es. »Marie und ihr angeblicher Nähkurs im

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