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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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angeschossen, und irgendjemand will das Haus in Brand stecken. Das ganze Benzin – es wird sich im Nu entzünden, und das kann jeden Moment passieren. Wenn Emma Green sich im Haus befindet, wird sie ruckzuck mit ihm zusammen verbrennen.
    Mir bleibt keine Wahl. Ich stürme zurück ins Gebäude, die Treppe hinauf, an Drucken und Fotos vorbei; meine Schuhe, unter denen das Benzin aus dem Teppich hochspritzt, erzeugen ein glucksendes Geräusch. Wenn ich mich beeile, schaffe ich es ins Haus und wieder raus, bevor es in Flammen aufgeht, vielleicht kann ich sogar verhindern, dass es überhaupt brennt. Schnell überprüfe ich die Zimmer im Obergeschoss. Ganz links befindet sich ein Arbeitszimmer, außerdem gibt es ein Gästezimmer, zwei Badezimmer und zwei weitere Schlafzim mer. Ich bin so außer Atem, dass mein Brustkorb wehtut, und meine Beine schmerzen, es ist offensichtlich, dass ich seit Monaten nicht trainiert habe. Hier oben sind die Benzindämpfe um einiges dichter. Das alles ergibt keinen Sinn – ein Kriminologie- und Psychologieprofessor würde sein Haus nicht abfa ckeln, um eine Leiche zu beseitigen. Ein Mann wie Cooper hätte sein Opfer nicht hergebracht, bloß weil er sich in seiner Verzweiflung nicht anders zu helfen weiß, als sein eigenes Haus niederzubrennen, um die Beweise zu vernichten. Er wäre auch nicht so dumm, Emmas Wagen draußen stehen zu lassen. Und damit wird aus Cooper Riley dem Verdächtigen Cooper Riley das Opfer. Ihm ist etwas Schlimmes zugestoßen – oder es stößt ihm zu, sollte sein Haus in Flammen aufgehen –, und vielleicht wird Emma Green genau dasselbe widerfahren.
    Ich habe alle Zimmer gecheckt. Kein Blut. Keine Emma Green. Kein Cooper Riley. Keine Kampfspuren, außer der ka putten Kamera draußen und den Anzeichen für den Einsatz eines Elektroschockers. Ich rechne jede Sekunde damit, das Zischen der Flammen zu hören, die von unten emporschießen. Ich renne zur Treppe zurück. Vielleicht habe ich im Erdgeschoss mehr Glück.
    Unten wird eine Klospülung betätigt, und meine Eile weicht sofort Vorsicht. Ich erreiche die Treppe, das Montiereisen immer noch fest umklammert, und spähe in die Diele hinunter, als dort ein mir unbekannter Mann erscheint. Er hat eine Streichholzschachtel in der Hand, und eines der Dinger brennt bereits. Ohne mich zu bemerken, lässt er auf dem Weg durch die Tür das Streichholz ins Benzin fallen und hebt gleichzeitig die leeren Kanister auf. Bevor ich etwas unternehmen oder ru fen kann, ertönt ein dumpfer Knall, und das Feuer rast die Flie sen entlang, durch die Glastüren, über den Teppich und die Vorhänge hinauf. Der Brandstifter verschwindet hinter einem Schleier aus Hitze und Qualm. Die Flammen erreichen die Treppe und teilen sich, sie jagen durch das Erdgeschoss und klettern die Treppe hinauf, in meine Richtung; unten sind die Flammen blau, an der Spitze gelb und in der Mitte orange. Die Möbel in der Diele und im Wohnzimmer brennen bereits, und die Luft ist von Rauch und giftigen Dämpfen erfüllt, das Ganze hat nur ein paar Sekunden gedauert.
    Es gibt keine Möglichkeit, zur Haustür zu gelangen. Die gesamte Diele steht in Flammen. Ich taste mich treppabwärts ein paar Schritte darauf zu. Irgendwie muss ich es durch diese Flammen schaffen und Emma finden.
    Doch das geht nicht. Es wäre glatter Selbstmord. Es gibt keinen Weg durch die Flammen. Es geht nur noch nach oben.
    Der Rauch wälzt sich wie brodelndes Wasser unter der Decke entlang. Vom Teppich spritzt Benzin auf meine Beine. Ich fange an zu husten, als die beißende schwarze Luft in meine Lungen dringt. Ich stolpere durch den Flur im Obergeschoss ins Schlafzimmer am hinteren Ende; hier ist kein Benzin über den Boden verteilt. Ich knalle die Tür zu, in der Hoffnung, dass sie eine Barriere bildet und mir etwas Zeit verschafft. Die Flammen im Erdgeschoss klingen inzwischen wie ein Güterzug. Ich spüre, wie der Boden sich aufheizt, allerdings weiß ich nicht, ob ich mir das nicht nur einbilde. Ich versuche, die Fenster aufzureißen. Doch sie lassen sich nicht weit genug öffnen, um durchzuklettern. Draußen macht Emma Greens Wagen gerade einen schlingernden U-Turn. Er springt auf den gegen überliegenden Bordstein, rammt einen Briefkasten und kommt wackelnd zum Stehen. Ein paar Momente später kurvt er mit stotterndem Motor erneut vorwärts und walzt den Briefkasten platt. Das Gerippe des Hauses ächzt, als seine Kräfte langsam nachlassen, das Erdgeschoss macht sich darauf gefasst, dass

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