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Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown (German Edition)

Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown (German Edition)

Titel: Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Helene Bubenzer
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einziges Problem darin bestand, dass alle drei ständig knapp bei Kasse waren. Isabelle löste dieses Dilemma, indem sie sich einen Job im Museum suchte. Francesca suchte sich lieber Freunde, die sie aushielten, und hatte daher tatsächlich nur selten Mangel an Essenseinladungen. Manche der jungen Männer brachte sie mit nach Hause, dann war es etwas ernster. Madeleine machte es sich einfach und verschlief ganze Tage, wodurch sie kaum dazu kam, Geld auszugeben.
    Nachdem mich Isabelle so nachdrücklich eingeführt hatte, durfte ich in der Küche am Leben teilnehmen. Das fand ich natürlich sehr schön, denn ich hatte lange genug in Isabelles Zimmer in Paris gesessen und freute mich über die Abwechslung. Das Einzige, was mich störte, war der oft zum Schneiden dicke Zigarettenrauch, der in dicken blauen Schwaden durch die Küche zog und sich zielbewusst in meinem Fell einnistete. Als die Beatles sich trennten, rauchten die drei nicht nur wie die Schlote, sondern betranken sich auch noch. Der Abend endete eher unappetitlich. Es verwunderte mich immer wieder, wie die Menschen in schweren Momenten zur Schnapsflasche griffen. Es schien nicht jedem gleichermaßen zu bekommen. Ich wünschte dennoch, ich könnte das auch einmal ausprobieren, anstatt immer alles ohne Hilfsmittel auszuhalten.
    Ich saß im Regal an die fast immer leere Haushaltskasse gelehnt, die sich in einer alten Kaffeedose befand, und lauschte den Gesprächen, zufrieden, manchmal ein bisschen einsam, aber immer mit einem guten Überblick. Deshalb sah ich ihn auch zuerst.
    Es war im Juni 1970, ein heißer Donnerstag, das weiß ich noch genau. Isabelle hatte morgens die Fensterläden geschlossen, damit sich die Wohnung nicht so sehr aufheizte, die hohen Räume blieben auf diese Weise lange angenehm kühl. Durch die Schlitze in den Blenden fiel in schmalen Streifen die Sonne herein und verursachte ein schläfriges Zwielicht. Von draußen war ab und zu eine Hupe zu hören, eine weit entfernte Polizeisirene, sonst herrschte nachmittägliche Stille. Madeleine hatte sich zur Siesta in ihr Zimmer verzogen, und Isabelle war im Museum, als ich die Eingangstür aufgehen hörte. Ein Schlüssel klimperte. Dann vernahm ich Francescas Stimme, die sagte:
    »Hereinspaziert. Hier wohnen wir.«
    Sie brachte neuen Besuch mit! Das war eine willkommene Unterbrechung an diesem trägen Nachmittag.
    »Schöne Wohnung«, sagte eine Männerstimme.
    Ich erstarrte.
    »Netter Besuch«, erwiderte Francesca.
    Ich sperrte die Ohren auf, um mehr zu hören, doch sie schwiegen. Francescas Tasche plumpste auf den Boden, dann Schritte.
    Ich wartete mit bebendem Herzen auf die Gestalt, die jeden Moment zur Küchentür hereinkommen würde.
    Er war es. Gianni. Ich hatte seine Stimme sofort erkannt.
    »Kaffee?«, fragte Francesca und bot ihm mit einer Geste an, sich zu setzen.
    »Gern.«
    »Zucker?«
    Kein Zucker. Zwei Tropfen Milch.
    »Kein Zucker. Aber wenn du Milch hast, nehme ich gern zwei Tropfen.«
    »Zwei Tropfen?«, fragte sie und lachte.
    »Ja.« Er lächelte sie an.
    Ich wusste vor Freude kaum, was ich denken sollte. Wir hatten Gianni wiedergefunden! Er war hier, bei uns zu Hause. Isabelle würde außer sich sein vor Glück! Ich fragte mich, wie Francesca ihn ausfindig gemacht hatte, nachdem so viele Versuche Isabelles gescheitert waren.
    Ich betrachtete ihn. Er hatte sich kaum verändert. Sein Haar war noch etwas länger geworden und hing nicht nur in die Stirn, sondern hinten fast bis auf die Schultern. Man mag mich spießig nennen, aber ich war ganz Hélènes Meinung, die vehement dagegen war, dass Männer lange Haare hatten. Aber das ist ein anderes Thema. Gianni hatte noch immer dieselbe schwarze Brille. Er trug eine schwarze Cordhose mit ausgestellten Beinen und ein blaues Hemd mit langen Kragenspitzen. Wenn man Isabelle und den anderen Mädchen Glauben schenken durfte, war das jetzt modern. Ich konnte mir auf Kleidungsstile schon lange keinen Reim mehr machen. Wenn ich daran dachte, wie Leo und Lilli damals gekleidet waren oder Alice – das hatte mit dieser Art sich anzuziehen fast nichts mehr gemein.
    Francesca schraubte die Caffètiere zu und stellte sie auf den Gasherd. Es knackte ein paar Mal, als sie den Knopf betätigte, dann rauschten die blauen Flammen hervor. Sie trat hinter Giannis Stuhl, und im Halbdunkeln sah ich, wie sie die Hand in seinen Nacken legte. Ihre Finger fuhren durch seine kleinen Locken. Sie hauchte ihm von hinten einen Kuss aufs Ohr.
    Was machst du denn

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