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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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meinen Tod glaubt und herauszufinden versucht, wo ich bin und wie er mir helfen kann.
    Außerdem weiß er, dass nicht die Außenbewohner für den Überfall auf die Magnetbahn verantwortlich sind. So wie er es umschreibt – die, die dich auf dem Gewissen haben  –, kann man alles hineininterpretieren. Nur dass Grauko keinen Raum für Spekulationen lässt, außer er möchte andere in die Irre führen.
    Er war schon vor unserer Abreise besorgt, das hat er mir ohne große Worte vermittelt, und er wollte mich vorbereiten. Demnach vermutete er schon damals, dass die Bedrohung ihren Ursprung innerhalb der Sphären hat, nicht außerhalb.
    Beim dritten Durchlesen versuche ich, mir seine Sätze so gut wie möglich einzuprägen, dann lösche ich auch diese Spur.
    Unsere Trauer … unsere Wut . Offenbar ist er mit seinen Vermutungen nicht alleine.

30
    Albina lässt mich Verbände wechseln. Das kann ich, tue es aber nicht allzu gerne, denn die meisten Patienten mit verbundenen Verletzungen sind Sentinel. Sie haben einen eigenen, kleinen Trakt im Medpoint – wahrscheinlich, damit ihre lautstarken Unterhaltungen und das vielstimmige Lachen die restlichen Kranken nicht stören.
    Mir macht der Krach nichts aus, ich fühle mich aus anderen Gründen in so unmittelbarer Nähe der Sentinel nicht wohl. Ganz bestimmt sind ein paar von ihnen bei der Suche nach uns eingesetzt worden und kennen demzufolge unsere Gesichter besser als die meisten anderen Bewohner von Vienna 2.
    Während ich dabei bin, das Wundpolster eines Klebeverbands über einer verkrusteten Naht zu platzieren, betreten zwei Ärzte den Raum. Ihre Münder und Nasen sind durch OP-Masken verdeckt.
    »Hier liegt jemand namens Konrik?«
    Der Sentinel im Nebenbett hebt die Hand. Er ist jung, ungefähr in meinem Alter, und seine Stirn ist weiß umwickelt. Er wäre der Nächste auf meiner Liste.
    »Kommen Sie bitte mit uns, wir müssen überprüfen, ob Ihre Wunde ordnungsgemäß versorgt ist.«
    Konrik lächelt. »Im Ernst? Die ist doch kaum der Rede wert.«
    Die Ärzte wechseln einen kurzen Blick. »Darum geht es auch nicht«, sagt der eine. »Wir überprüfen die Qualität der Arbeit des Medpoints. Stichproben, verstehen Sie?«
    »Geh schon, du Stichprobe«, grölt einer der anderen Sentinel.
    Konrik vollführt eine unanständige Geste in seine Richtung, dann schwingt er die Beine aus dem Bett und folgt den Ärzten aus dem Zimmer.
    Ich bin insgeheim erleichtert. Wenn die beiden Kontrolleure bei ihm einen fehlerhaften Verband vorfinden, muss mich das nicht beunruhigen – eine Viertelstunde später, und das wäre anders gewesen.
    Die Nachtdienste verschaffen mir unverhoffte Freiräume. Immer wenn Albina Bereitschaft hat, sitze ich in ihrem kleinen Büroraum vor dem Datenterminal. Der Bildschirm leuchtet auf, sobald ein Patient den Notfallschalter drückt oder sein Salvator Alarm schlägt. Dann ist es meine Aufgabe, erst selbst nachzusehen, ob ich dem Problem gewachsen bin, und, wenn das nicht der Fall ist, Albina zu wecken, die im Bereitschaftsraum schläft. Aber nur dann, wie sie mir eingeschärft hat.
    »Meine letzte Assistentin hat mich immer geweckt, immer, auch wenn jemand bloß einen Albtraum hatte. Bei dir bin ich mir sicher, dass du achtzig Prozent alleine in den Griff bekommst.«
    Heute Nacht gab es bisher keinen einzigen Notruf. Es ist völlig ruhig, ich habe gerade noch eine Runde durch die Gänge gedreht und einen Blick in die Krankenzimmer geworfen. In Konriks Bett liegt jetzt ein anderer Sentinel; Konrik wurde nicht mehr zu uns zurückgeschickt, was Albina heftig erbost.
    »Alles Besserwisser, diese Kontrolleure. Pfuschen uns ständig ins Handwerk, verlegen Patienten nach Lust und Laune, bringen unsere Abläufe durcheinander.«
    Ich überlege, ob ich ihr sagen soll, dass der Salvator an ihrem Handgelenk über eine Abhörfunktion verfügt. Und dass ihre Worte möglicherweise an die falschen Ohren gelangen. Nur könnte ich dann nicht erklären, woher ich dieses Wissen habe. Ich bin nur eine Arbeiterin, die nie einen Salvator getragen hat.
    »Es ist einfach störend und eine Zumutung«, schimpft Albina weiter. »Hattet ihr das Problem am Medpoint von Konstanz auch?«
    Ich zucke die Schultern. »Wenn, dann ist es mir nie aufgefallen.« Das ist die volle Wahrheit – ich habe oft am Medcenter der Akademie ausgeholfen, bin dort aber nie Kontrolleuren begegnet. Weil es vielleicht Ärzte der Akademie sind, die Kontrollen in anderen Sphären durchführen.
    Der

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