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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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spie­ge­le sich in mei­nen Ma­nie­ren wi­der.“
    „Und ich wur­de in ei­ner Scheu­ne er­zo­gen“, warf Bru­der Paul ein.
    Je­sus lä­chel­te und fuhr fort: „Das war in Bet­le­hem, in Ju­däa, denn mei­ne Fa­mi­lie muß­te we­gen Volks­zäh­lung dort­hin ge­hen, we­gen der Steu­er. Dann fürch­te­ten sie um mein Le­ben, denn dem bö­sen He­ro­des hat­te man er­zählt, ein neu­er Kö­nig sei ge­bo­ren, und er fürch­te­te sei­ne Ab­set­zung und ließ al­le klei­nen Kin­der um­brin­gen. Es war nur ein Ge­rücht von ir­gend­wel­chen frem­den Astro­lo­gen, die ei­ne un­ge­wöhn­li­che Kon­stel­la­ti­on von Ju­pi­ter, Sa­turn und Mars be­ob­ach­tet hat­ten – was nor­ma­le Leu­te gar nicht be­mer­ken, aber als ei­ner, der in manch ei­ner kla­ren Nacht die Ster­ne be­ob­ach­tet hat, kann ich dir ver­si­chern, daß die­se drei nie­mals so dicht zu­sam­men­kom­men. Da­her wä­re es schon er­staun­lich, wenn al­les stimm­te. Aber He­ro­des hat es ganz schön in Auf­re­gung ver­setzt. Die Rö­mer nah­men die Sa­che auf die leich­te Schul­ter, und am En­de wur­den nur sehr we­ni­ge Kin­der ge­tö­tet, aber mei­ne Fa­mi­lie war doch sehr be­un­ru­higt und muß­te des­we­gen rasch nach Ägyp­ten zie­hen. Für mei­ne Be­schnei­dung konn­ten sie nicht die ent­spre­chen­den Vor­keh­run­gen tref­fen, doch es muß­te am ach­ten Tag sein. Das Mes­ser rutsch­te zu tief, und es gab ei­ne In­fek­ti­on, und un­ter­wegs konn­ten sie nicht viel da­ge­gen tun. Da­her …“ Er hob den be­schä­dig­ten Pe­nis einen Mo­ment lang hoch, um die di­cke Nar­be dar­auf zu zei­gen so­wie die nur un­voll­stän­dig aus­ge­bil­de­ten Ho­den. Er war kein Ka­strat, aber es war höchst wahr­schein­lich, daß er un­frucht­bar war, und mit noch grö­ße­rer Wahr­schein­lich­keit war er im­po­tent.
    „Das ist aber schreck­lich“, mein­te Bru­der Paul mit­füh­lend. „In mei­nem Land gibt es Ope­ra­tio­nen …“ Aber das war of­fen­sicht­lich schon drei­ßig Jah­re zu spät. Je­sus war mit die­sem Man­gel zum Mann ge­wor­den, Op­fer un­glück­li­cher Um­stän­de.
    „Ich ha­be mich schon lan­ge dar­an ge­wöhnt“, mein­te Je­sus. „Im­mer­hin bin ich so nie­mals in Ver­su­chung ge­ra­ten, zu sün­di­gen.“ Er run­zel­te die Stirn. „Aber wenn ich die Freu­de se­he, die an­de­re bei sol­chen Ver­su­chun­gen ha­ben, dann wün­sche ich es mir zu­wei­len auch.“
    So wa­ren al­so auf einen Streich (von ei­nem un­sau­be­ren Mes­ser) al­le Schluß­fol­ge­run­gen von The­ri­on nich­tig ge­wor­den. Je­sus hat­te das Be­dürf­nis nach se­xu­el­ler Be­tä­ti­gung nie­mals ver­spürt und war mit Si­cher­heit keusch. Aber warum, Gott, muß­te es auf die­se Wei­se ge­sche­hen?
    Je­sus ging zum Was­ser und trat hin­ein. Sei­ne Fü­ße be­rühr­ten den Bo­den: im­mer­hin kei­ne Dumm­hei­ten mit Ge­hen auf dem Was­ser.
    Nun, al­so zur Sa­che. „Schwim­men ist ei­gent­lich ei­ne An­ge­le­gen­heit des Selbst­ver­trau­ens“, sag­te Bru­der Paul. Er kau­er­te sich nie­der und tauch­te un­ter. Das Was­ser war kalt. „Der mensch­li­che Kör­per ist in den meis­ten Fäl­len leich­ter als Was­ser, da­her schwebt er. Wenn man dar­auf ver­traut, geht al­les an­de­re wie von sel­ber.“
    „Man muß glau­ben“, sag­te Je­sus.
    „Ge­nau das ist es! Durch Glau­ben wer­den al­le Din­ge mög­lich. Nun zei­ge ich dir, wie man den so­ge­nann­ten to­ten Mann macht.“
    Bru­der Paul streck­te die Hän­de aus, zog den Kopf ein und stieß sich mit dem Ge­sicht nach un­ten ab. Er hielt sich in der Schwe­be, in­dem er hef­tig mit den Fü­ßen pad­del­te. Nach ei­nem Au­gen­blick hob er den Kopf und mach­te hef­ti­ge Schwimm­be­we­gun­gen mit den Bei­nen. „Siehst du, wie leicht es ist? Wenn das ein To­ter kann, um wie vie­les bes­ser kann es dann ein Le­ben­der?“
    Aber Je­sus war von der Vor­sicht der Men­schen, die sich noch nie­mals zu­vor dem Was­ser an­ver­traut hat­ten. „Ich fürch­te, wenn ich das tue, wer­de ich bald tot sein! Wie at­mest du?“
    „Nun, das ist der nächs­te Schritt. Jetzt zei­ge ich dir das Hun­de­schwim­men.“
    Je­sus lä­chel­te und blick­te ver­ständ­nis­voll zu.

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