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Die Wacholderteufel

Die Wacholderteufel

Titel: Die Wacholderteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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ordentlichen Schreibtisch auf. «Guten Morgen. Was kann ich für Sie tun? Gibt es Probleme?»
    «Ja.»
    «Sie wissen schon, dass hier in der
Sazellum -Klinik
für die großen Kinder Schulpflicht besteht, oder?» Mit skeptischem Blick musterte sie Mattis.
    «Er ist nicht mein Sohn», erklärte Wencke. «Ich bin Wencke Tydmers, und das ist mein Tischnachbar Mattis Pelikan. Wir suchen nach seiner Mutter. Sie ist heute Morgen nicht auf dem Zimmer gewesen, deshalb hat Mattis auch leider die erste Schulstunde verschlafen.»
    «Entschuldigung», murmelte Mattis.
    «Aha», sagte die Direktorin und wies ihnen nun zwei Stühle gegenüber ihrem Schreibtisch zu. «Na dann», so recht wollte ihr wohl auch nichts dazu einfallen.
    «Können Sie uns Auskunft geben, ob sich Frau Pelikan vielleicht irgendwo abgemeldet hat? Vielleicht wissen Sie ja auch von einem Termin, über den sie ihren Sohn aus Versehen nicht unterrichtet hat.»
    Die Direktorin tippte fleißig. «Ja, da habe ich etwas. Soweit ich hier in meinen Unterlagen ersehen kann, hat deine Mutterheute Vormittag schon sehr früh ihren Termin bei unserem Psychologen Dr.   Vilhelm in Zimmer 256.   Dort müsste sie jetzt seit einer halben Stunde sein.»
    Mattis strahlte vor Erleichterung. «Dann hat sie sicher vergessen, es mir zu sagen.»
    «Das glaube ich auch, junger Mann.» Sie lehnte sich lächelnd zurück. «Dann kannst du ja jetzt ganz schnell in die Schule. Frau Möller wartet sicher schon. Bei nur zwei Schülern fällt es sofort auf, wenn einer fehlt.»
    Mattis sprang auf und schnappte sich seine Schultasche. «Wir machen ein Theaterstück. Ich spiele morgen bei dem Fest ein Teufelskind», sagte er stolz.
    Wencke erhob sich ebenfalls. «Geh schon mal vor», sagte sie zu Mattis. «Wir treffen uns spätestens beim Mittagessen.»
    Lautstark ließ er die Tür hinter sich zufallen.
    Wencke wandte sich wieder an Viktoria Meyer zu Jöllenbeck. Diese zog leicht irritiert die Augenbrauen in die Höhe. «Was gibt es denn noch?»
    «Entschuldigen Sie, wäre es möglich, dass Sie sich kurz telefonisch bei Herrn Vilhelm überzeugen, ob Mattis’ Mutter tatsächlich dort ist?»
    Die Frau gegenüber seufzte. «Während der Sitzung ist im Therapieraum das Telefon abgestellt. Sie würden doch auch nicht gern im Gespräch gestört werden, oder?»
    «Na, wenn es denn tatsächlich abgestellt ist, brauchen wir nicht zu befürchten, irgendjemanden zu stören.»
    Das nächste Seufzen war noch tiefer, dazu gesellte sich Stirnrunzeln. «Meinetwegen.» Sie tippte auf drei Tasten, und der Telefonhörer klickerte gegen ihren Perlenohrring. Erst als sich am anderen Ende tatsächlich eine Stimme meldete, wandelte sich die zur Schau gestellte Skepsis in Verwunderung. «Ilja, hallo, entschuldige die Störung, Viktoria hier. Sag mal, ich habe gerade eine Frau Tydmers hier, die sich um den Verbleibeiner Mitpatientin sorgt. Kannst du mir sagen, war oder ist die Frau   …» Sie machte eine Pause.
    «…   Pelikan   …», half Wencke auf die Sprünge.
    «…   die Frau Pelikan zur Gesprächstherapie heute Morgen erschienen?»
    Die Verwunderung wurde zu Erstaunen. «Nicht? Hat sie sich denn bei dir abgemeldet?» Das Erstaunen wich der Besorgnis. «Meinst du, wir müssen uns Sorgen machen?» Schließlich legte Viktoria Meyer zu Jöllenbeck auf und schüttelte stumm den Kopf.
    «Ich hatte gestern ein längeres Gespräch mit Nina Pelikan», begann Wencke und setzte sich wieder auf den Stuhl. «Es ging um diesen Selbstmord an den Externsteinen. Sie wissen, diese Patientin aus Ihrem Haus.»
    «Was ist damit?», fragte Viktoria Meyer zu Jöllenbeck mit gequältem Gesichtsausdruck. Man konnte ihr ansehen, dass sie dieses Thema gut und gern verdrängt hatte und es ihr nun unangenehm aufstieß. «Was hat das mit Frau Pelikan zu tun?»
    «Jemand hat ihr gestern einen Zeitungsausschnitt zugesteckt, in dem von dem Vorfall berichtet wurde. Sie fühlte sich deswegen verfolgt und unter Druck gesetzt.»
    Etwas unvermittelt stand die Direktorin auf und reichte Wencke die Hand. «Hören Sie, Frau Tydmers, ich danke Ihnen für diese Informationen.» Als sie sich die Hände über dem Schreibtisch schüttelten, klimperten die Armreife der schönen Frau. «Und Sie können sich sicher sein, dass wir entsprechende Maßnahmen in dieser Sache einleiten werden. Bis dahin wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie den kleinen Jungen ein wenig beruhigen. Er scheint Ihnen ja zugetan zu sein. Und zudem wäre es angebracht, die Sache

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