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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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ein Gemetzel.
    »In fünf Minuten bin ich so weit. Ich muss nur schnell ins Labor und meine Aufzeichnungen holen.«
    Sie dreht sich um und geht ohne einen weiteren Blick auf die Toten.
    »Es war ihre Entscheidung«, sagt Durand, als ich ihn fragend ansehe.
    »Als ob sie eine Wahl gehabt hätten.«
    »Die hatten sie tatsächlich«, erwidert der Hauptmann kalt. »Sie konnten sofort sterben oder sich auf die Reise begeben. Wie Sie hier unschwer erkennen können, haben sie den Tod gewählt. Und wir sollten uns schleunigst auf die Socken machen. Wir haben schon eine Stunde Dunkelheit verloren.«
    »Vergessen Sie nicht etwas? Wir sind neun, haben aber nur vier Motorschlitten.«
    »Die Schlitten benutzen wir nicht.«
    Feldwebel Wenzel hat ein Fahrzeug nach draußen gebracht, das einem prähistorischen Ungetüm ähnelt. Ich kenne seinen Namen. Es war damals, in der Welt vor dem Tag des Leids, ein Symbol für wirtschaftliche Macht und Arroganz. Es ist ein Hummer, ein riesiger, ursprünglich militärischer Geländewagen, ein Monstrum aus Stahl, nicht für die normalen Straßen der damaligen Zeit bestimmt. Aber für unsere Welt ist er ideal. Auf dem Dach sind mehrere Scheinwerfer montiert, und vorn ist ein Schneepflug angebracht. Das Gelb des Hummers erscheint mir völlig absurd in unserer grauen, farblosen Welt.
    Die Schweizergardisten verstauen ihre Rucksäcke und auch die geheimnisvolle Metallkiste im großen Kofferraum. Die Waffen behalten wir bei uns, für alle Fälle.
    »Tolles Ding, nicht wahr?« Bune gibt mir einen Stoß mit dem Ellenbogen. »Deshalb sind wir hierhergekommen.«
    Er seufzt und fügt diabolisch hinzu: »Und wegen des Fleisches.«
    Ein zweiter Hummer – weiß und ohne Schneepflug – kommt aus der Station. Korporal Diop sitzt am Steuer, und sein Fahrstil ist ganz anders als der von Wenzel. Er lässt die Räder durchdrehen und hält nur einen Millimeter vor der Stacheldrahtbarriere.
    Diop lässt das Seitenfenster herab.
    »Lieber Himmel!«, ruft er, um das laute Brummen des Motors zu übertönen. »Bitte sagt mir, dass ich im Paradies einen solchen Wagen fahren darf!«
    »Frag Pater Jack«, sagt Bune und will einsteigen.
    »He, nein! Du Nervensäge hast in meinem Wagen nichts zu suchen.«
    »Steig bei uns ein, Bune«, sagt Hauptmann Durand und hilft Adèle dabei, zwei große Reisetaschen im Kofferraum zu verstauen und dann in den großen Geländewagen zu klettern.
    »Bei Gelb kriege ich das Kotzen, Chef.«
    »Du kotzt doch dauernd, Arschloch«, erwidert Diop.
    »Hör auf mit dem Unsinn und steig ein, Bune. Wenn du im Wagen kotzt, schmeiße ich dich raus, und dann kannst du den Rest der Strecke zu Fuß gehen! Sie kommen mit uns, Pater. Fünf im ersten Wagen und vier im zweiten.«
    Wir lassen die Türen der Station offen, als wir aufbrechen, und hinter uns rücken wir die Stacheldrahtrollen nicht wieder zurecht. Wir gestatten dem Wind, durch das große offene Tor zu wehen und in den langen Fluren zu heulen. So hat Gott früher rebellische Städte bestraft, oder solche, die ihn enttäuschten. Aber ich diene einem barmherzigen Gott, und in dieser toten Stadt sehe ich keine Zeichen Seines Zorns, nur Hinweise auf ein weiteres Versagen des Menschen.
    Der Feldwebel lässt den Motor unseres Hummers an, und als er losfährt, formuliere ich in Gedanken ein Gebet für die Toten, für alle Toten der Stazione Aurelia. Aber ich frage mich, ob es noch einen Gott gibt, der meine Gebete hört. An Zeit sollte es Ihm nicht mangeln. Immerhin gibt es nur noch wenige, die eine Stimme fürs Beten haben, und auch diese behelligen Ihn nicht oft. Warum also erhört Er nicht die wenigen Gebete, die Seine Ohren erreichen?
    Der Wind wirbelt feinen Schnee auf. Es dauert nicht lange, bis die Konturen der Stazione Aurelia mit dem großen Methanbeutel auf dem Dach in der Dunkelheit verschwinden.
    Als hätte es sie nie gegeben.
    Als hätte ich alles nur geträumt.

11
    ANSTELLE DES POLARSTERNS
    Anstelle des Polarsterns, sagt Wenzel, können wir die Signale des Geigerzählers verwenden. Die einzige Bombe, die Rom getroffen hat, kam beim Kilometer 12 der Via Tiburtina herunter, nördlich von uns.
    »Das Ticken der Geigerzähler wird immer lauter und hektischer, je mehr man sich jenem Ort nähert.«
    »Warum ist die Bombe ausgerechnet dort explodiert?«
    »Es war der Sitz des Rüstungsunternehmens MBDA «, erklärt Durand. »Ein europäisches Konsortium. Führend bei der Entwicklung und Herstellung von Lenkflugkörpern.«
    »Produzierte einen

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