Die Zarin (German Edition)
klebte ihm verschwitzt am Körper. Er trug Reitstiefel, aber die Hose hing ihm in den Kniekehlen. Vor ihm lag ein Mädchen bäuchlings auf dem Tisch. Er hatte ihre strammen Schenkel gespreizt und wollte sich in sie schieben. Er grunzte dabei wie ein Tier und umgriff mit einer Hand ihre prallen Brüste. Mit der anderen Hand schlug er dabei auf ihre Schenkel. »Ja, mein Pferdchen! Du mußt zugeritten werden!« schrie er.
Seine Kumpane pfiffen und ahmten Pferdewiehern nach. Das Mädchen selber lachte und schrie mit den Umstehenden vor Vergnügen. Ich sah ihr kurz ins Gesicht. Sie sah dumm und einfach aus: Ihre Haut war sehr hell, und sie hatte eine dicke Stupsnase über einem sehr derben, breiten Mund. Ihr Haar, das ihr fast bis zum Hintern reichte, war feuerrot. Ich wollte mich gerade zurückziehen, da rief Alexej laut aus: »Gleich, gleich zeuge ich einen Erben für das Zarenreich! Nie wieder will ich bei der deutschen Bohnenstange liegen! Die kommt in ein Kloster, wo sie hingehört!« Das Mädchen jubelte einfältig auf, und Alexej warf sich auf sie. Ich hob, ohne viel zu überlegen, die Peitsche, die ich fest in der Hand hielt, und fuhr Alexej damit rechts und links über den Rücken.
Er schrie auf und zog sich aus dem Mädchen zurück. »Wer wagt es …«, schrie er und sah sich um. Bei meinem Anblick wurde ihm augenblicklich das Geschlecht schlaff.
»Bedecke dich, Zarewitsch Alexej«, befahl ich ihm mit unterdrückter Wut.
Das Mädchen richtete sich nun ebenfalls auf. Sie hielt sich ihr zerrissenes Kleid vor den nackten Busen und sah mich trotzig, ja, geradezu herausfordernd an. Wer war sie? Die jungen Männer um mich herum wichen zurück und gingen in die Knie. Alle hielten den Kopf gesenkt, und ich beachtete sie nicht weiter. Da entdeckte ich zu meiner Überraschungen jedoch auch Alex ander Kikin unter ihnen. Er war mit Peter aufgewachsen, und wir beide nannten ihn liebevoll deduschka , unser Großväterchen. Was hatte er hier zu suchen? Er neigte sein Haupt zum Gruß, doch ich tat, als hätte ich ihn nicht gesehen: Es war wohl für uns beide besser so.
Alexej zog sich, blaß vor Wut, die Hosen hoch und seinen Gürtel fest. Seine Augen schienen ihm aus dem Kopf zu springen, und seine Lippen bildeten einen schmalen Strich. Dann verneigte er sich. »Zariza, allergütigste Stiefmutter. Welch unerwartete Ehre«, sagte er mit frech unterdrücktem Spott. »Was führt Eure Majestät zu mir?«
»Der Wunsch nach einem Erben für das Zarenreich, genau das!« sagte ich nur. »Komm mit mir«, befahl ich ihm. Er folgte mir wie ein Schaf dem Metzger auf die Schlachtbank und sah dabei keinem seiner Kumpane in die Augen.
»Wohin gehen wir?« fragte er mich an der Tür. Ich schob ihn voran. »Den Weg kennst du besser als ich. In dein Schlafgemach. Sophie Charlotte wartet schon auf dich.« Ich stieß ihm mit dem Peitschenknauf aufmunternd in den Rücken. »Nun geh schon.«
»Ich will mit Sophie Charlotte nichts mehr zu tun haben. Ich liebe eine andere!« beschwerte er sich im Gehen.
»So, wen denn?« erkundigte ich mich spöttisch.
»Du hast sie gerade gesehen. Ihr Name ist Afrosinja. Sie war eine Wäscherin in Finnland.« Er warf mir einen herausfordernden Blick zu.
Ich lachte kurz auf: »Wie einfallsreich, Alexej! Glaub mir, es ist bei weitem ratsamer für dich, deine Frau zu lieben!«
»Du bist wie mein Vater! Genau wie mein Vater!« schrie er und spuckte auf dem mit Ebenholz, Elfenbein und Esche ausgelegten Parkett aus. »Ich liebe Afrosinja und keine andere.«
»Red’ keinen Unsinn. Dein Vater hätte an meiner Stelle dich und Afrosinja totgeschlagen«, unterbrach ich ihn knapp. Er schwieg trotzig und stolperte mir durch die endlosen Gänge voran. Mit einem Mal war dort kein Mensch mehr zu sehen.
Dennoch wußte ich, daß die Räume atmeten und die Wände Ohren hatten.
Als wir vor seiner Tür anlangten, befahl ich ihm: »Los, hinein mit dir!« Er gehorchte. Sophie Charlotte saß zitternd und nackt im Bett. An ihrem Arm brannte ein rotes Mal, dort wo der Prinz Trubetzkoi sie gekniffen hatte. Ihre Augen waren vom Weinen geschwollen. Marie Hamilton bemühte sich gerade, die Asche des Feuers im Kamin wieder zum Leben zu erwecken. Alexej begann am ganzen Körper zu zittern. »Ich will nicht! Ich will nicht! Sie widert mich an!« Er spuckte wieder auf den Boden. Voll Zorn riß er sich die Hose auf und drehte sich herausfordernd zu mir hin. Sein Geschlecht hing schlaff wie ein Mehlwurm hinunter. »Sieh, wie sie mich
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