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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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sagte sie. Als ich es in die Hand nahm, spürte meine Nase einen schwachen Duft nach Jasminblüten. Der Einband war offensichtlich mit Dufttinktur getränkt worden. Ich schlug es auf und gurrte erstaunt: Es war ein chinesisches Büchlein mit äußerst eindeutigen Bildern. »Ohhhhhh! Das sieht ja schwierig aus. Bei solchen Verrenkungen kann man sich ja etwas brechen! Wo hast du das her?«
    »Es kommt aus China«, lachte Ulrike und trat neben mich. »Im Gostiny dwor wird es mit Gold aufgewogen. Sieh mal hier, Zariza!« Sie schlug das Buch auf einer Seite auf, auf der sich ein Mann mit zwei Mädchen vergnügte. Wir drehten und wendeten das Buch, um das Bild genauer zu betrachten.
    »Machst du das mit dem Admiral, Ulrikchen?« neckte ich sie.
    Sie schlug die Augen nieder. »Das muß ich dem Zaren zeigen! Er wird entzückt sein! Ich gebe es dir gleich wieder!« entschied ich, um sie aus ihrer Peinlichkeit zu befreien.
    Sie knickste und meinte: »Soll ich Euch ankleiden lassen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nur meinen Umhang. Ich habe ihm sowieso etwas zu sagen.« Ich sah ihr Gesicht sich erst in eine Frage verwandeln und dann verstehend aufleuchten. Sie knickste noch einmal vor Freude, als ich stumm und lächelnd nickte.
    Meine Füße konnten mich kaum schnell genug durch den kleinen Gang tragen, der meine Gemächer mit Peters Zimmerflucht verband. Ulrike hatte die Lichter darin anzünden lassen, und ich sah mir im Gehen noch andere Bilder in dem sündigen Buch an. Unglaublich! Das mußte ich mit ihm ausprobieren! Ich stieß die kleine Tür zu seinem Vorzimmer auf. Es war noch früh am Morgen. Der Kammerherr, der zusammengekauert vor der Tür des Zaren schlief, schreckte bei meinem Anblick auf. »Zariza! So früh! Ich denke nicht, daß der Zar schon bereit ist!« Er stotterte etwas und schien nach den rechten Worten zu suchen.
    Ich mußte lachen und klopfte ihm auf die Schulter. »Junge, ich habe den Zaren schon ganz anders als bereit zum Empfang gesehen, also rappel’ dich auf und hol’ dir tschai und kascha in der Küche. Dann hast du was zu tun. Ich habe mit dem Zaren zu sprechen!«
    Er wich jedoch zu meiner Verwunderung nicht von der Stelle. »Zariza, ich flehe Euch an – kommt in einer Stunde wieder!« bat er nur, und sein Gesicht wurde rot vor Scham. In dem Augenblick des erstaunten Schweigens, der zwischen uns herrschte, hörte ich einen Laut aus Peters Zimmer. Es klang wie ein Lachen. Er lachte. Oder war da noch jemand anderes? Nun war ich erst recht entschlossen, in sein Schlafzimmer zu gelangen. Ich zuckte die Schultern.
    »Geh’ beiseite. Ich höre doch, er ist wach«, befahl ich knapp.
    Der junge Mann ließ die Schultern hängen und tat, wie ihm befohlen.
    Ich stieß die Tür zu dem Schlafzimmer auf. Der Raum lag noch im Halbdunkel eines schläfrigen Morgens. Die dunkelgrünen Vorhänge mit den goldenen Stickereien filterten das Licht. Es dauerte etwas, bis sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnten. Da hörte ich den Zaren leise sprechen. Schrieb er einen Brief und sprach derweil vor sich hin, wie es seine Angewohnheit war?
    Ich trat leise näher an das Bett.
    Das erste, was ich sah, war ein Paar Schenkel, die sich um den Rücken des Zaren schlangen, und ein Paar Hände, das sich in seinen Nacken grub. Ich sah seinen gesamten Körper sich lustvoll heben und senken. Ich hörte sein Stöhnen und das leise Lachen der Frau, die ihn empfing.
    » Batjuschka !« rief ich erstaunt. Am Abend zuvor noch war er in meinem Bett gewesen! Ich hatte seine Zerstreutheit dort auf seine viele Arbeit und eine allgemeine Gedankenverlorenheit zurückgeführt. In Wahrheit jedoch wollte er seine Kräfte für jemanden anderes sparen! Ich wurde zornig. »Peter!« entfuhr es mir nun um so heftiger. Er erschrak und schnellte herum. Ich konnte sehen, wie er bei meinem Anblick augenblicklich erschlaffte. Das geschah ihm und seiner Kebse recht. »Katerinuschka! Wer hat dich eingelassen!« fragte er hilflos. Erst jetzt sah ich auf die junge Frau. Ich war Peters Untreue mit Hunderten von namenlosen Mädchen schon lange gewohnt: Mägde, Hofdamen, Gräfinnen und Prinzessinnen. Er schlief mit ihnen, wie er seine kascha aß oder an einen Baum pinkelte: ohne einen Gedanken über ihre Gefühle und ohne eine Erinnerung an ihr Gesicht. Nie hätte ich daran gedacht, ihm daraus einen Vorwurf zu machen. So war es eben, und es konnte auch nicht anders sein.
    Diese hier aber, das wußte ich augenblicklich, war etwas anderes: Während Peter sich

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